Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0411 - Der Herold des Satans

0411 - Der Herold des Satans

Titel: 0411 - Der Herold des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
unterhalten werden konnte. Den gab es tatsächlich hier.
    Die Halle hatte verschiedene Türen. Sie führten zu anderen Räumen, Hallen oder Trakten des Prachtbaus. Diese Türen standen halb offen. Diener traten heraus.
    Zwölf Personen zählte ich insgesamt. In ihrer Kleidung passten sie irgendwie nicht zur Pracht des Schlosses. Wie Jean, so waren auch sie dunkel angezogen. Die Gesichter der Dienerschaft blieben ausdruckslos. Mir erschienen diese Männer wie Marionetten in der Hand eines anderen, und sie warteten nur darauf, Befehle entgegenzunehmen.
    Mir gefiel das Schweigen nicht, deshalb unterbrach ich es mit einer Frage. »Bleiben wir hier?«
    »Warte es ab!«
    Ich hob die Schultern. Diese Bewegung gefiel den Bluthunden nicht. Sie fingen an zu knurren. Ich verstand und rührte mich zunächst nicht. Mein Hals war mir wichtiger.
    Natürlich führte von der Halle aus eine gewaltige, freischwebende, geschwungene Treppe in die Höhe. Und genau dort erschien sie.
    Madame Medoque, die Königin!
    Anders konnte ich sie nicht beschreiben. Würdevoll schritt sie die Stufen hinab. Sie schwebte beinahe. Auf dem Gesicht lag ein königliches Lächeln, das ihrem Gesicht dennoch die Strenge nicht nahm, die mir schon bei der ersten Begegnung aufgefallen war. Merkwürdigerweise war Madame Medoque nicht standesgemäß angezogen. Ihr fehlte die prächtige Kleidung der vergangenen Jahrhunderte. Dafür trug sie wieder das dunkelgraue Kostüm, in dem ich sie schon auf dem Markt gesehen hatte.
    Niemand sprach. Die Diener standen stocksteif, aber sie verfolgten das Auftreten ihrer Herrin genau. Und sie genoss es. Sie war sich ihrer Wirkung bewusst. Die Blutohrringe schwangen bei jedem Schritt mit. Jetzt trat sie auf mich zu.
    Einen verächtlichen Blick warf sie auf Gerald Gress, der sich nicht rührte.
    Drei Schritte von mir entfernt blieb sie stehen. Kalt sah sie mich an. Ich wich dem Blick dieser dunklen Augen nicht aus. Je länger ich hineinschaute, umso mehr hatte ich das Gefühl, als würde sich ihr Ausdruck verändern und immer raubtierhafter werden.
    So betrachtete eine Schlange das vor Angst starre Kaninchen.
    »Sie sind also doch gekommen!« stellte sie fest und nickte, als wollte sie sich selbst bestätigt sehen.
    »Ja, das musste ich.«
    »Wieso?«
    »Weil ich gern diejenige Person kennen lernen wollte, die mich in der Nacht attackierte.«
    »Das musste sein. Sie besaßen schließlich die Frechheit, zwei meiner besten Tiere zu töten.«
    »Sie griffen mich an.«
    »So sehe ich das nicht. Nachts haben die Bewohner von Medoque nichts auf den Straßen zu suchen. Das ist ein ehernes Gesetz, denn in der Nacht wird die Vergangenheit zur Gegenwart. Jeder, den meine Freunde und ich erwischen, muss daran glauben.«
    »Die Zeiten der Despoten sind aber vorbei!« widersprach ich.
    »Wir leben in einer Demokratie. Jeder kann sein Haus verlassen, wann immer er will.«
    »Aber nicht bei mir. Außerdem sind die Leute nicht lebensmüde. Sie wissen genau, was passiert.«
    »Wenn der Herold kommt.«
    »Auch das.«
    »Und was hat es mit ihm auf sich?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Zu viele Fragen, Monsieur. Ich mag darauf keine Antworten geben.«
    »Wie Sie wollen.«
    »Aber ich will Ihren Namen erfahren.«
    »Bitte, Sinclair, John Sinclair. Ich komme aus London und bin dort bei einer…«
    »Es reicht, Geisterjäger!«
    Jetzt war ich überrascht, und ich hörte ihr Lachen. »Ja, ich weiß, wer Sie sind. Ihr Ruf eilt Ihnen voraus. Man kennt Sie unter den Werwölfen, und es gibt jemanden, der Sie ungemein hasst.«
    »Da kommen viele in Frage.«
    »Aber nur eine Lupina!«
    Jetzt war ich überrascht. »Sie kennen Lupina?«
    »Wer sich mit den Werwölfen beschäftigt und deren Geheimnis erforscht, kommt an ihr nicht vorbei.«
    »Da stimme ich mit Ihnen überein.«
    »Und ich sage Ihnen, dass es die letzten Fragen waren, die ich beantwortet habe. Wir werden zur Sache kommen!« erklärte sie kalt.
    »Ihnen ist ja klar, dass Sie und Ihr Begleiter das Schloss nicht lebend verlassen…«
    »Das habe ich mir gedacht.«
    »Aber zuvor muss ich meinem treuen Diener Jean einen Gefallen erweisen, um den er mich gebeten hat.« Sie lächelte kalt, bevor sie weitersprach. »Erinnern Sie sich noch an die Szene auf dem Markt?«
    »Wie könnte ich sie vergessen?«
    »Wir auch nicht!« Madame Medoque hatte eine solche Betonung in die Antwort gelegt, dass ich bereits ahnte, was auf mich zukam.
    Der Versuch, sich zu wehren, wäre zwecklos gewesen, weil die beiden

Weitere Kostenlose Bücher