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0411 - Der Herold des Satans

0411 - Der Herold des Satans

Titel: 0411 - Der Herold des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aus zahlreichen Poren. Die Kleidung klebte nass am Körper. Ich holte tief Luft, die hier unten mehr als schlecht war.
    Doch ich hielt mich aufrecht.
    Das wiederum gab mir Hoffnung. Auch Gress schaute nicht mehr so düster in die Zukunft.
    »Scheint ja doch einigermaßen zu laufen«, sagte er. »Aber wirst du auch kämpfen können?«
    »Wenn ich muss, ja.«
    »Wir könnten einen Trick versuchen und schreien. Ich hämmere gegen die Tür. Vielleicht kommen sie dann?«
    Der Vorschlag gefiel mir nicht. »Die werden schon früh genug hier erscheinen, glaub mir.«
    »Mal sehen.«
    Dann hörten wir es. Und wir zuckten gleichzeitig zusammen, denn dieses unheimliche Geräusch jagte uns beiden die kalten Schauer der Angst über die Rücken.
    Es war das Jaulen der Wölfe.
    Aus meiner Erfahrung kannte ich es sehr gut, denn so heulten Werwölfe, wenn sie sich verwandelt hatten und den Vollmond anstarrten.
    Klagend, triumphierend, hungrig – eine Palette von Gefühlen enthielt dieser schaurig durch den Keller geisternde Laut.
    Gress hörte ihn in dieser Lautstärke zum ersten Mal. »Ich habe das Gefühl, als würde die Bestie direkt neben mir stehen.«
    »Daran gewöhnst du dich.«
    »Sind es mehrere?«
    »Kann sein.«
    Der Laut verklang, um einen Augenblick später von neuem zu beginnen. Und das war schlimm, denn jetzt heulten mehrere Bestien miteinander um die Wette.
    Gress hielt es neben mir nicht mehr aus. Er wollte genauere Informationen. Geduckt und wie von unsichtbaren Peitschenschlägen begleitet, näherte er sich der Tür, erreichte sie undpresste sein Ohr gegen das Holz. Dabei schielte er in meine Richtung. Ich hielt die Lampe und strahlte sein Gesicht an. Im kalten Licht der Leuchte wirkten die Schweißtropfen auf seiner Stirn und den Wangen wie kleine Perlen.
    Er wartete, atmete tief ein – und zuckte zurück. Scharf schaute er mir entgegen. »Da ist noch mehr«, flüsterte er.
    »Wieso?«
    »Ich habe Schritte gehört. Nur sehr undeutlich, aber doch wahr. Die holen uns, John.« Er ging wieder auf mich zu. Seine Augen waren weit geöffnet. »Ehrlich, die kommen.«
    »Mensch, reiß dich zusammen.«
    Er blieb stehen und wischte sich über das Gesicht. »Du, ich habe noch nie so einen Schiss gehabt.«
    »Kann ich sogar verstehen.«
    »Und dir geht es mies.«
    »Ach, es ging mir schon schlechter.« Ich wollte ihm nicht den Mut nehmen, obwohl es mir nicht gut ging. Der Schwindel packte mich in gewissen Wellen, und wer da über den Gang schlich, wusste ich auch nicht.
    Wenig später offenbarte sich uns der andere.
    Da hörten wir plötzlich das Geräusch, das wir schon in der Nacht vernommen hatten.
    Es war der Fanfarenstoß!
    Er hallte durch die alten Gewölbe des Schlosses. Ein schriller, trompetenhafter Stoß, ein Gruß aus der Hölle. Selbst durch diese dicken Mauern war er zu vernehmen, und es dauerte seine Zeit, bis er wieder verklang.
    Gress nickte mir zu. »Das war er, John. Der komische Herold ist da.«
    »Na und?«
    »Du bist gut.«
    »Er ist unsichtbar, die anderen sind sichtbar, meine ich.«
    »Ich bin mir da nicht sicher. Außerdem weiß ich nicht, was er mit der Madame hier zu tun hat.«
    »Wenn wir noch länger am Leben bleiben, werden wir es sicherlich erfahren.«
    Nach dem verhallenden Klang des Fanfarenstoßes kam uns die Stille doppelt so schwer vor. Nur unser Atem war zu hören, und wir sahen uns starr an.
    »Das ist der Anfang vom Ende«, flüsterte Gress.
    Ich legte einen Finger auf meine Lippen, weil ich etwas gehört hatte und mich darauf konzentrieren wollte. Diesmal ging ich zur Tür. Als ich sie erreichte und daran lauschte, löschte ich meine kleine Lampe.
    Es waren tatsächlich Schritte, die jenseits der Tür aufklangen.
    Nicht nur ein Mensch ging dort, auch andere Wesen. Das Trippeln konnte von Wölfen oder Hunden stammen.
    Beide waren gleich gefährlich, und mir wurde in den folgenden Sekunden nicht wohler.
    Die Schritte entfernten sich nicht, sondern näherten sich der Tür unseres Gefängnisses.
    Mein Blick war zu Boden gerichtet. Ich erkannte, dass die Tür mit der Unterseite nicht fugendicht schloss und deshalb ein zuckender, gelbroter Schein durch den Spalt fiel und sich dicht vor meinen Fußspitzen bewegte.
    Die Person, die hinter der Tür stand, musste entweder eine Fackel oder eine Kerze halten.
    Das war auch Gress aufgefallen.
    Ich verließ den unmittelbaren Bereich der Tür, aber nicht, ohne das wahrzunehmen, was auch mir einen weiteren Schauer über den Rücken trieb. Es war das

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