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0411 - Der Steinzeit-Magier

0411 - Der Steinzeit-Magier

Titel: 0411 - Der Steinzeit-Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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verließ das Haus. Nicole sah ihr aufmerksam nach, beobachtete durch das Fenster, wie das Mädchen in den Wagen stieg und mit einem rasanten Blitzstart davonraste.
    »Als wenn sie Ameisen im Hemd hätte«, murmelte sie.
    Zamorra nahm einen weiteren Schluck. »Weißt du, wenn ich dieses stinkende Zeugs nicht trinken müßte, wäre ich auch längst auf und davon. Selbst dein offenherziges Gewand könnte mich dann nicht mehr halten.«
    Nicole ließ sich in einen Sessel fallen und schlug die langen Beine übereinander. Sie spürte, daß mit der Studentin etwas nicht stimmte.
    Und bei ihrem Grübeln übersah sie etwas anderes…
    ***
    Unbeachtet lag das Amulett auf dem Wohnzimmertisch. Aber selbst wenn Zamorra oder auch Nicole es getragen hätten, hätte es nicht warnen können.
    Es sprach auf das Zeitphänomen nicht an. Das war keine Magie dämonischer Natur und deshalb neutral.
    Ein Schatten lag über Zamorra seit dem Flimmern der Landschaft am Seeufer. Und weder Zamorra selbst, noch Nicole Duval bemerkten es…
    ***
    Der Ewige ließ seine parapsychischen Kräfte fließen. Er tastete konzentriert nach fremden Gedanken, um einen Unsichtbaren, falls es ihn gab, aufzuspüren und seinen Standort anzupeilen. Der Dorfschamane, dieser Göttersprecher, war zwar selbst kein Telepath, aber mit den magischen Tricks, die er unter Anleitung des Ewigen anwandte, wirkte er wie eine Echostelle des Kahlkopfs.
    Dieser »Kreuzpeilung« konnte jemand, dessen Gedankenmuster zu komplex für diese Welt war, nicht entkommen.
    Mit der Zeit wurde der Ewige ungeduldig. Es hatte doch eine Angleichung der Zeitebenen gegeben. Die Maschine war tätig gewesen! Es mußte jemand herübergekommen sein, sonst hätte es keinen Sinn ergeben.
    Daß jemand in die Zukunft gegangen war, war unmöglich. Es gab hier in der beginnenden Bronzezeit niemanden, der die Maschine erreichen und bedienen konnte. Hätte er es gekonnt, hätte der Ewige es ja selbst längst getan. Wer hätte damals, als das Unternehmen begann, ahnen können, was geschah…?
    Unruhe erfaßt ihn. Was, wenn es sich um eine Falle handelte, wenn sich in der Zukunft inzwischen zu viel geändert hatte? Das Rad der Zeit drehte sich weiter, hier genauso wie in der Zukunft.
    Er fieberte.
    Und dann entdeckte er plötzlich einen Schatten.
    Es war etwas, das aus der Zukunft herüberreichte. Und aus der Gegenwart griff etwas in die andere Richtung. Eine Verzahnung! Sie ging von der Angleichungsstelle aus, führte gar nicht sonderlich weit fort ins Inland, dorthin, wo die Felder aufhörten und der Wald begann, der im nächsten Frühjahr mit Feuer und Axt gerodet werden mußte, um neues Ackerland zu schaffen.
    Da war etwas.
    Es wurde allmählich stärker. Es hing nicht unmittelbar mit der Maschine zusammen, sondern war offenbar eine Art Nachwirkung der kurzzeitigen Angleichung.
    Wenn es herüberkam, dann…
    Der Ewige fieberte dem Austausch entgegen. Wenn diese hauchdünne Brücke, dieser spinnwebfeine Faden, gerade eben so groß wurde, daß man hindurchwechseln konnte, dann würde der Ewige es sofort tun…
    ***
    Anke fuhr wie eine Wilde. Eine seltsame Beklommenheit füllte sie aus, zugleich eine Über-Euphorie und Wachheit, wie sie sie noch niemals erlebt hatte. Sie glaubte, Bäume ausreißen zu können; sie hielt sich für fähig, den Bodensee in Längsrichtung zu durchschwimmen. Und sie wußte, daß es auf Dauer nicht gutgehen konnte.
    Sie wußte, welcher Vulkan in ihr brodelte und sie bei seinem Ausbruch möglicherweise in den Untergang reißen konnte…
    Mit einer unglaublichen Reaktionsschnelligkeit fegte sie die Straße entlang, jagte den betagten Renault 4 um Kurven, die sie unter normalen Umständen nicht einmal mit der Hälfte ihrer jetzigen Geschwindigkeit riskiert hätte. Schwungvoll parkte sie das Fahrzeug millimetergenau ein, schnellte sich aus dem Wagen. Ein anderer Mensch mit normalen Reaktionen wäre auf dieser Fahrt bestimmt sechs- bis siebenmal schwer verunglückt. Ihre ins Rasende gesteigerten Reflexe hatten jede Katastrophe verhindert; ihr schneller Verstand hatte jede Gefahr schon durchgerechnet, ehe sie überhaupt entstehen konnte.
    Das alles lag am »Zaubertrank«.
    Sie hatte Nicoles erste Warnung auf die leichte Schulter genommen. Was war schon dabei, einen Schluck davon zu nehmen? Anfangs roch das Getränk noch sehr gut, und es hatte sie gereizt zu prüfen, ob der Geschmack dem Geruch entsprach, und sie hatte einen, dann einen zweiten Schluck genommen. Erst anschließend, als der

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