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0411 - Ein Gangster kauft die Todesinsel

0411 - Ein Gangster kauft die Todesinsel

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als Porto, inklusive Eilzuschlag. Ich legte das flache Päckchen auf das Sims des winzigen Fensterchens. Ein ehrlicher Mann würde es, wenn er es fand, sicher für vergessen halten und einwerfen.
    Es war meine letzte und einzige Chance.
    Dann schnallte ich mein Schulterhalter ab, sah mich kurz zögernd um und versteckte sie dann unter der Decke auf einem Querbalken, der, nach dem Staub zu urteilen, der sich dort oben angesammelt hatte, nie gereinigt wurde. Die Pistole schob ich in den Hosenbund. Dann wusch ich mir Gesicht und Hände mit kaltem Wasser und ging wieder hinaus. George und Callahan standen schon vor der Tür.
    »Ich dachte schon, du wärst durch den Abfluss gerutscht!«, sagte George. Ich grinste verlegen und ging hinter ihnen her zum Ausgang. Die Erfrischung durch das kalte Wasser war in der gleichen Sekunde verflogen, als wir auf die glühend heiße Straße kamen. Wir gingen gerade über die breite Promenade und über den Platz zum Pier. Plötzlich blieb ich wie erstarrt stehen. Der Jaguar war verschwunden.
    Ich bemühte mich, keine Reaktion zu zeigen, sondern nur unauffällig herumzuschauen. Hatte Callahan genug Zeit gehabt, den Wagen zu verstecken? Er hatte keinen Schlüssel, hätte also kurzschließen müssen. Aber für einen Mann, der sich mit Motoren auskennt, ist das weiter kein Problem. Allerdings am hellen Tag…
    ***
    Wir gingen weiter auf die Anlegestelle zu. Wenn Callahan über mich Bescheid wusste, war es Wahnsinn, mit ihm zu der Insel zu fahren, wo ich den Boys ausgeliefert war. Andererseits fühlte er sich sicher und wusste nicht, dass ich ein Päckchen im Waschraum vergessen hatte!
    Und das Wichtigste war, dass die Gangster nicht gewarnt werden durften, ich hatte jetzt ziemlich fest umrissene Vorstellungen von den Geschäften des Mister Carlisle. Wenn ich recht behielt, dann würde es uns bald gelingen, einen großen Fang zu tun, wenn wir genug Beweise bekommen konnten.
    Ich musste das Risiko also eingehen, denn bis jetzt konnte ich höchstens beweisen, dass Carlisles Crew nicht viel von Öl verstand.
    Wir gingen über den Holzsteg und kletterten hintereinander in das Boot. In einem flachen Ruderkahn lag ein Mann in buntem Hawaiihemd mit großer Sonnenbrille und Fotoapparat um den Hals. Er bot sein markantes Gesicht der Sonne an und schien auf den leisen Wellen angenehm entschlummert zu sein.
    Ich hätte beinahe laut aufgeschrien, als ich ihn sah. Es war mein Freund Phil!
    »Hey! Machen Sie Platz da!«, brüllte George und gab dem Ruderboot einen leichten Stoß. Phil schrak auf und klammerte sich erschrocken an den Rand seines schwankenden Kahns.
    »Oh, Mister!«, rief er mit hoher Stimme »Tun Sie das nicht noch einmal, mein Boot könnte kentern!«
    George und Callahan lachten laut auf und wollten dem Kahn noch einen zweiten Stoß geben, aber Phil paddelte hastig in Sicherheit.
    »Ach du liebe Zeit«, sagte ich plötzlich und kratzte mich am Kopf. »Ich glaube, ich habe in dem verdammten Drugstore mein Taschenmesser liegen gelassen!«
    Ich machte Anstalten, aus unserem Motorboot zu klettern. George packte mich sofort am Arm und sagte übertrieben freundlich: »Aber das ist doch nicht schlimm, mein Freund, du kannst mein Messer haben, wenn dir das Fleisch zu zäh ist!«
    Callahan lachte auf und begann, den Motor startklar zu machen.
    »Aber es liegt im Waschraum, ein ganz tolles Stück, ich hab’s noch aus meiner Militärzeit«, jammerte ich weiter.
    Phil paddelte völlig unbeteiligt neben uns her.
    »Ist ein Monogramm drin oder dein Name?«, fragte George lauernd.
    »Eben nicht, das ist es ja!«, rief ich. George gab mir einen leichten Schlag auf die Schulter: »Mach dir nichts daraus, bald hast du so viel Geld, dass du dir einen ganzen Sack voller Messer kaufen kannst.«
    Den letzten Satz konnte Phil nicht mehr hören. Callahan hatte den Motor angelassen, und die aufschäumenden Bugwellen ließen sein Boot derartig schaukeln, dass er als »echter« Tourist ängstlich hinaus auf den Steg kletterte.
    Als wir wieder auf die Insel Zufuhren, war ich in so guter Stimmung, dass ich mir Mühe geben musste, ein Grinsen zu unterdrücken. Ich war nicht mehr allein. Selbst, wenn Callahan den Jaguar aus der Nähe gesehen hatte, was jetzt gar nicht mehr so sicher war, konnte ich mich darauf verlassen, dass Phil ständig versuchen würde, in der Nähe zu sein. So, wie er jetzt das Paket im Drugstore abholte. Ich lehnte mich zurück und überließ mein Hirn der Nachmittagssonne und den Gedanken.

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