0412 - Doppelmörder für drei Stunden
wirst uns hier oben eine Weile Gesellschaft leisten. Das heißt, du wirst dich hier einquartieren«, sagte Seaton hastig, »denn wir dürfen uns im Augenblick in der Stadt nicht blicken lassen. Die Cops suchen nach dem Mörder von Barbara Linch und einem gewissen James Holway, sollen zwei Polizeispitzel gewesen sein.« Seaton sah zu Jack hinüber, der mit der Whiskyflasche in der Hand den Salon betrat.
»Von Hausarrest hat man mir in New York allerdings nichts gesagt«, knurrte Phil.
»Von denen konnte auch noch keiner ahnen, dass die beiden Spitzel von irgendeiner Gang aus dem Weg geräumt wurden«, bemerkte Jack.
»Du hältst dich ’raus«, wies ihn Seaton zurecht, »Roger bekommt das beste Zimmer in diesem Haus, wo er nicht gefährdet ist. Denn schließlich haften wir für sein Leben. Die Kollegen von der Ostküste zerreißen uns in der Luft, wenn ihm etwas zustößt.«
»Begeistert bin ich nicht davon«, erklärte Phil, »ich hab mir das Leben in Hollywood etwas gemütlicher vorgestellt.«
»Vielleicht die gleichen falschen Vorstellungen, die man hier über New York hat. Aber das legt sich schnell, Kalish. Du wirst genau das tun, was ich anordne. Hier in Hollywood bin ich der Boss, und die anderen tanzen nach meiner Pfeife.«
»In diesem Ton kannst du mit deinen Leuten reden, aber nicht mit mir!«, brauste Phil auf.
»Ich habe es kommen sehen, dass ihr Großschnauzen versucht, den Westen zu überfahren. Auch diese Machtprobe habe ich kommen sehen, aber ich glaubte nicht, dass sie gleich am ersten Tag stattfinden würde«, zischte Frank Seaton und zauberte einen Browning in seiner Hand. Die Mündung war auf Phils linke Brustseite gerichtet.
»Nun, sonst noch Unklarheiten?«, fragte Seaton höhnisch.
»Zu deinem nächsten Geburtstag werde ich dir ein Anstandsbuch schenken«, knurrte Phil.
Seaton rief nach den beiden Gorillas. Als die Catcher den Salon betraten, sagte der Boss: »Dieser Mister wohnt bei uns erster Klasse. Ihr wisst, was läuft. Schert euch mit ihm zum Teufel. Und vergesst nicht, ihm vorher die Spielsachen aus den Taschen zu ziehen!«
Die beiden Gorillas walzten auf meinen Freund zu, als wollten sie ihn überrollen. Phil schnellte aus seinem Sessel hoch und überlegte einen Augenblick, ob er den Burschen eine Lektion erteilen sollte. Dann besann er sich jedoch darauf, dass es dazu noch zu früh sei.
Zwanzig Minuten später allerdings war er anderer Meinung - als die Stahltür hinter ihm zuschlug. Mein Freund befand sich in dem Zimmer, wo Seaton mir die erste Falle gestellt hatte. Phils Fingerspitzen glitten über die Einschlaglöcher der Pistolenkugeln.
***
»Ja, Sie haben richtig gehört. Sie sollen in ein anderes Hotel ziehen«, wiederholte der Lieutenant, »denn im Belmondo werden Sie Ihres Lebens nicht mehr froh, Mr. Helborn.« Er sprach den Namen mit Betonung aus.
»Vorerst haben Sie ja für ein Übergangquartier gesorgt«, entgegnete ich.
»Das Sie allerdings in wenigen Minuten wieder räumen müssen.«
»Sie haben meine Personalien überprüfen lassen?«, fragte ich.
»Ja, beim ersten Mal schon«, erwiderte O’Hara. »Ihre Leute in New York haben geschaltet und für den Notfall vorgesorgt. Außer unserem Polizeichef und mir weiß es niemand, und ich weiß auch nicht einmal Ihren wirklichen Namen, G-man. Außerdem werde ich vergessen, dass es Sie hier gibt.«
»Danke, Lieutenant.«
»Ich sah es als die eleganteste Lösung an, Sie aus dem Belmondo herauszuholen«, sagte der Lieutenant. »Entschuldigen Sie bitte die lebensnahe Behandlung. Aber eine andere Möglichkeit blieb uns nicht, wenn die Sache echt aussehen sollte.«
»Mein Kompliment, O’Hara. Ich werde mich bei Ihnen nicht eher hören oder blicken lassen, bis ich Seaton überführt habe, darauf können Sie sich verlassen. Welches Hotel empfehlen Sie mir jetzt?«
O’Hara verwies mich an das Summerhill. Er hatte mein Gepäck bereits dorthin schaffen lassen. Ich fuhr mit einem Lieferwagen der Polizei bis Stadtmitte. In der Nähe eines Taxistandes sprang ich aus dem Wagen und ließ mich ins Summerhill fahren.
Der Mann an der Rezeption besaß ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Ich nannte nur meinen Namen, da griff er schon hinter sich und zückte einen Schlüssel. Ohne mich anzusehen, sagte er: »Das Gepäck ist bereits oben, Mr. Helborn.«
Ich schob ihm ein Trinkgeld zu und fuhr mit dem Lift hinauf.
O’Hara hatte ein ausgezeichnetes Zimmer für mich ausgewählt. Es lag am Ende des Ganges, weit genug von der
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