0412 - Doppelmörder für drei Stunden
Feuerleiter entfernt. Ich besaß nur zur Linken einen Nachbarn.
Ich hatte keineswegs vor, auszuspannen, als ich jedoch geduscht hatte und das einladende weiße Bett sah, konnte ich nicht widerstehen.
Als ich aufwachte, war es halb neun abends.
Ich sprang ein zweites Mal unter die Dusche. Diesmal eiskalt. Nach einer halben Stunde war ich ausgehfertig. Meine Pistole lag bei Frank Seaton. Ich hatte keine Lust, sie mir zu holen. Deshalb fuhr ich zum Flughafen, wo meine Tasche immer noch im Schließfach stand.
Ich ließ mir im Flughafenrestaurant eine halbe Stunde Zeit zu einem leichten Dinner.
Ich zahlte, stand auf und ging zum Schließfach, das nur für vierundzwanzig Stunden gemietet werden kann. Ich öffnete das Fach, angelte die Tasche heraus und ging damit in eine Ecke der Halle, wo die Leute ihr Gepäck ordneten. In ein Taschentuch eingewickelt zog ich einen Miniaturbrowning und Munition heraus und ließ sie in meiner Jacke verschwinden. Die Tasche trug ich zu den Schließfächern zurück, schob sie hinein und steckte den Schlüssel in meine Jacke.
Eine Stunde später stieg ich vor dem Excelsior-Nightclub aus dem Taxi. Mit schnellen Schritten ging ich auf das Haus zu. Vor der Tür stand der dunkelhäutige Hüne. Er grinste mich an. »Hallo, Mr. Helborn!«
»Hallo, alter Freund«, erwiderte ich, »heute wieder feudale Gesellschaft an Bord?«
»Ja, Mr. Helborn. Allerdings ist unser Boss, Mr. Hamilton, nicht da, Bedauerlich, weil er sonst keine Stunde fehlt. Aber Sie sind ja schon eingeführt.«
»Danke, machen Sie sich keine Mühe. Ich werde mich an Jennifer halten. Sie steht doch zur Verfügung?«
»Allerdings, nur im Augenblick…«
Ich drückte ihm einen Dollarschein in die tellergroße Hand und betrat den Club, ohne das Ende des Satzes abzuwarten.
Das Bild war das gleiche, wie am Vorabend. Hübsche Girls, die sich unnahbar gaben, stolzierten durch die Reihen, verabreichten Getränke und lächelten. Ich schob mich an die Bartheke und bestellte einen Bourbon. Ohne meinen Kopf zu bewegen, ließ ich meine Blicke über den Spiegel streifen, in dem ich den ganzen Raum übersehen konnte.
Jennifer war nirgendwo zu entdecken. Ich trollte mich ins Billardzimmer. Der grüne Tisch lag im Dunkeln. Bei der Hitze verspürte niemand Lust, ein Spiel zu machen. Ich verließ den Raum und ging quer durch die Bar zum Esssalon. Der Mann, der an der Tür stand, musterte mich kritisch, ließ mich aber passieren.
Auch hier das gleiche Bild wie am Vortag. Ladies mit gewagten Abendkleidern und eine Prachtauswahl an Schmuck, bewaffnet mit goldenem Essbesteck. Die Männer sahen uninteressiert und übermüdet aus. Ich erkannte einige Filmstars und Regisseure wieder, die mir gestern vorgestellt worden waren. Aber Jennifer sah ich nicht.
Es konnte eine Menge Gründe geben, warum Jennifer nicht im Nightclub war. Sie konnte krank sein oder einen Tag Urlaub genommen haben. Es bestand noch kein Grund zur Aufregung.
Wenige Minuten später allerdings dachte ich anders. Ich war ins Billardzimmer zurückgeschlendert und kiebitze bei einer Partie zwischen einem dickleibigen älteren Herrn und einem bildhübschen blonden Girl. Dabei fiel mein Blick wieder auf die Lampe, die über dem Billardtisch hing. Ich entdeckte eine dunkle Schnur, die neben der Aufhängevorrichtung, in der die elektrische Leitung untergebracht war, zur Decke führte.
Als die beiden ungleichen Billardpartner die Stöcke aus der Hand legten und an die Bar gingen, beugte ich mich über den grünen Tisch und betrachtete die Lampe von unten. An einem Ende der kastenförmigen Leuchte war ein winziges Mikrofon eingebaut. Die dunkelbraune Schnur gehörte zu diesem Mikrofon und führte wahrscheinlich in einen Nebenraum, wo ein Lautsprecher stand oder ein Tonbandgerät angeschlossen war.
Ich erinnerte mich an das Gespräch, das ich mit Jennifer gestern Abend hier hatte. Als ich den Namen Barbara Linch erwähnt hatte, war Jennifer zusammengezuckt. Hatte sie etwas von dem eingebauten Mikrofon gewusst? Das Girl hatte eine Reihe nichtssagender Antworten gegeben und meine Einladung ausgeschlagen. Aber ich hatte ihr gesagt, wo ich sie erwartete - am Beverly Boulevard.
Jennifer hatte mich mit ihren meergrünen Augen angesehen und darum gebeten, noch eine dritte Partie zu spielen.
Wenn jemand unsere Gespräche angehört hatte, war Jennifer trotz aller Ablehnung in den Verdacht geraten, auf meine Wünsche eingegangen zu sein. Wenn sie allerdings von der Existenz des Mikrofons
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