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0414 - Ein Goldfisch unter Großstadt-Haien

0414 - Ein Goldfisch unter Großstadt-Haien

Titel: 0414 - Ein Goldfisch unter Großstadt-Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
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geschminkt, kühl, schön.
    Wir gingen zu dritt ins Balkonzimmer.
    Die Frau warf einen scheuen Blick auf den Sessel, in dem der Tote gesessen hatte. Dann setzte sie sich auf die Couch.
    Ich hatte die Whisky-Flasche mitgebracht und schenkte der Frau ein. Sie trank, als sei es Wasser. Der milchige Schleier über den grünen Augen verschwand.
    »Sie wollen von mir jetzt hören, was sich ereignet hat, meine Herren. Ich weiß nicht alles. Aber vielleicht kann ich Ihnen eine Erklärung liefern. Es ist eine lange Geschichte. Sie beginnt vor sechsundzwanzig Jahren. Damals lebte ich noch nicht. Mein Vater war… auf die schiefe Bahn geraten und verübte mit einem Verbrecher einen Banküberfall. Dabei wurde ein Kassierer erschossen. Der andere war der Mörder. Mein Vater ging zur Polizei, stellte sich und verriet das Versteck des… Komplicen.«
    Sie stockte, blickte in ihr Whisky-Glas und trank einen Schluck.
    »Der andere wurde gefaßt. Er hieß Rod Haskin. Er wurde zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt. Mein Vater erhielt nur eine verhältnismäßig geringe Strafe. Schon nach drei Jahren entließ man ihn in die Freiheit zurück. Er hat dann geheiratet. Ich wurde geboren. Meine Mutter starb bei der Geburt. Mein Vater und ich blieben in New York. Mein Vater hatte ein kleines Foto-Geschäft und ließ sich nie mehr etwas zuschulden kommen. Aber er hatte immer eine schreckliche Angst — vor Rod Haskin.«
    »Haben Sie einen Beruf?« fragte Phil.
    »Ich bin Foto-Modell und Mannequin. Mein Vater hatte nicht nur ein Fotogeschäft in der 33. Straße, er war selbst Fotograf, hat auch für Zeitungen und manchmal für die Industrie gearbeitet.«
    Sie seufzte tief, bevor sie fortfuhr.
    »Es ging alles gut — bis vor zwei Jahren. Mein Vater erfuhr, daß Rod Haskin entlassen werden sollte. Mein Vater geriet in- eine Panik. Er wußte, daß Haskin sich rächen würde, daß ich vielleicht das Opfer sein würde. Mein Vater floh und nahm mich mit. Er verkaufte sein Foto-Geschäft. Wir wanderten aus — nach Deutschland. In Passau an der Donau fanden wir eine neue Heimat.«
    »Warum sind Sie nicht dort geblieben?«
    »Mein Vater erhielt eines Tages von Freunden die Nachricht, daß ein gewisser Rod Haskin nach Europa unterwegs sei. Vater wußte sofort, was das zu bedeuten hatte. Haskin kam, um Rache zu nehmen. Schutzhaft war sinnlos. Die Polizei konnte uns nicht ewig bewachen. Vater beschloß, wieder nach New York, zurückzukehren. Ich weiß nicht genau, warum. Aber ich ahne es.« Wieder schwieg die Frau.
    »Warum?« fragte ich.
    »Es ist nur eine Vermutung, aber ich glaube, sie trifft zu. Ich glaube, mein Vater wollte sich Haskin ein für allemal vom Hals schaffen. Er wollte zur Selbsthilfe greifen und…« Sie brach mitten im Satz ab, schlug verzweifelt die Hände vors Gesicht und stöhnte. »Es ist ja alles nur Vermutung. Vielleicht beschuldige ich meinen Vater ganz zu Unrecht. Vielleicht glaubte er nur, hier leichter untertauchen zu können. Vielleicht aber… Nun, dieser Haskin hat ja auch herausbekommen, daß wir nach Deutschland ausgewandert sind. Er…«
    »Wann sind Sie zurückgekommen?«
    »Vor knapp sechs Monaten.«
    »Waren Sie nur mit Ihrem Vater in Deutschland?«
    »Ja. Ich war damals noch nicht verheiratet. Ich bin’s erst seit knapp vier Monaten.«
    »Hm.« Ich rieb mir die Nase. »Sie glauben also, Ihr Vater ist hierher zurückgekehrt, um Haskin… aus der Welt zu schaffen?«
    Sie zuckte die Achseln.
    »Hat er Ihnen gegenüber jemals eine solche Bemerkung gemacht?«
    »Nein.«
    »Ihre Überlegung setzt voraus; daß Ihr Vater die Absicht hatte, Haskin nicht allein auszulöschen. Denn das hätte er auch in Deutschland besorgen können. Sie vermuten, daß er sich hier entsprechende Leute mieten wollte?«
    Wieder hob sie die Schultern. .Es war eine hilflose Gebärde. Dann nickte die Frau.
    »Bitte, erzählen Sie weiter!« sagte ich.
    »Inzwischen war etwas geschehen, was mit Haskin und meinem Vater nichts zu tun hat. In Passau lernte mein Vater einen Kellner kennen. Ein widerlicher Bursche, wie wir bald merkten. Heute weiß ich, daß der Mann ein Ganove und Schieber von Rauschgift-Tabletten ist. Er spricht perfekt amerikanisch. Anfangs war er einige Male bei uns eingeladen. Er heißt Ferdinand Kramer. Zu meinem Geburtstag schickte er mir eine Glückwunschkarte und einen ausgefüllten Lotto-Schein. Der Schein lief auf meinen Namen. Eine nette Geste, nicht wahr? Es fragt sich nur, ob Kramer mir den Schein auch geschickt hätte,

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