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0414 - Ein Goldfisch unter Großstadt-Haien

0414 - Ein Goldfisch unter Großstadt-Haien

Titel: 0414 - Ein Goldfisch unter Großstadt-Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
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Feuerzeug aufflammen, schirmte die kleine Feuerzunge mit der Hand ab und stieg die wacklige Treppe hinunter. Der Keller war dumpf und feucht wie eine Gruft. Hinter einer dünnen Brettertür, die keine Klinke hatte, fand ich den von May Hunter beschriebenen Raum. Durch eine Kohlenrutsche sickerte Dämmerlicht.
    Auf dem Fußboden lag ein Taschentuch — fast weiß. Ich hob es mit spitzen Fingern auf und roch daran. Es duftete stark nach Chloroform.
    Plötzlich vernahm ich ein Geräusch. Es kam von oben. Jemand betrat das Haus und gab sich nicht viel Mühe, leise zu sein. Dann hörte ich halblautes Gezischel.
    Sofort löschte ich das Feuerzeug. Ich stellte mich hinter die Tür und wartete.
    Es war nicht gerade wahrscheinlich, daß Kramer zurückkam. Aber… ich wußte zu wenig von dem Fall, um mir ein klares Bild machen zu können, um Ereignisse im voraus zu errechnen.
    Schwere Schritte kamen die Treppe herab. Sie polterten so laut, daß ich das leichte Getrippel der Frauenfüße nicht hörte.
    »Hier ist es, Chita«, sagte eine brummige Stimme.
    Die Tür wurde aufgestoßen.
    Ein breiter Bursche mit Lederjacke und langen schwarzen Haaren schob sich in den Keller. Ich sah sein Gesicht von der Seite, konnte jedoch nicht viel erkennen.
    Der Junge zog ein Mädchen hinter sich her.
    Im gleichen Augenblick stieß das Girl einen spitzen Schrei aus. Er war so durchdringend, daß ich erschrocken zusammenfuhr. Um keine Komplikationen heraufzubeschwören, knipste ich mein Feuerzeug an.
    Die Flamme wurde von der blinkenden Messerklinge reflektiert, die zwischen Daumen und Zeigefinger des Lederjackigen hervorschaute. Der Kerl hatte wie ein Wiesel reagiert, stand knapp zwei Schritte von mir entfernt und hatte blanke Mordlust in den Augen, Durch das wüste braune Gesicht zog sich eine schmale Narbe, die von einer Rasiermesserklinge herrühren mochte.
    Ich mußte auf den Burschen achten und hatte wenig Gelegenheit, mir das Girl anzusehen. Immerhin bekam ich mit, daß es jung, hübsch, blond und etwas schmuddelig war.
    »Tut mir leid, daß ich Sie erschreckt habe«, sagte ich. »Aber ich muß Sie bitten, mir…«
    »Halt die Klappe«, fuhr mich der Narbige an. Er bewegte die Klinge elegant,' kam jedoch nicht näher. Offenbar konnte er trotz des, schlechten Lichts erkennen, daß ich zur Schwergewichtsklasse gehöre. »Ich weiß schon, was du für einer bist. Aber du hast dir das falsche Versteck ausgesucht, du dreckiger…« Er gebrauchte einen Ausdruck, der mir trotz zahlreicher Unterweltsbesuche neu wair.
    »Ich bin dienstlich hier. Sagen Sie mir Ihren Namen!«
    Das war offenbar zuviel verlangt, denn er schnellte auf mich zu wie eine Kobra. Die Klinge schoß vor. Ich fand gerade noch Zeit, ihm die Faust auf den Unterarm zu schmettern. Dann mußte ich mich vor einem bösen Trick in Sicherheit bringen, den der Kerl mit dem Knie versuchte. Während dieser Vorstellung hielt ich die Linke mit dem , Feuerzeug erhoben.
    Das Messer klirrte auf den Boden. Ich versetzte dem Kerl einen Stoß mit der flachen Hand vor die Stirn. Er taumelte zurück, fing sich aber sofort wieder und ging wild keilend auf mich los. Ich ließ ihn bis auf zwei Schritte herankommen, beugte mich dann rasch vor und versetzte dem Rauhbein eine Ohrfeige, die sich mit dem Krach eines Kanonenschlages entlud. Die Wucht war so beträchtlich, daß sich der Getroffene zweimal um die eigene Achse drehte, bevor er neben dem Bett an die Wand prallte. Dort blieb er benommen stehen.
    »Sei vernünftig«, knurrte ich. Ich blickte auch das Girl an und las Wohlwollen in den mandelförmigen Augen. »Wer ist das?« Ich deutete auf den Lederjackigen.
    »Das ist Johnny Star.«
    »Ist er immer so aggressiv?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wie heißen Sie?«
    »Flora Rochelle. Meine' Papiere sind in Ordnung.«
    »Schon gut.« Ich winkte ab. »Wer wohnt in.dieser Bude?«
    »Niemand. Höchstens mal ein Penner.«
    »Sind Sie aus der Gegend?«
    »Ich wohne in der Nähe.«
    »Kennen Sie Ferdinand Kramer?«
    »Nein.«
    »Jesse Fair?«
    Sie zögerte zu lange, bevor sie verneinte. Sie log.
    »Ich bin G-man. Hier ist mein Ausweis.« Ich griff in die Tasche und zog die Legitimation hervor. »Ich muß Sie zum FBI-Gebäude mitnehmen.«
    »Warum?« fragte das Girl erschrocken. Sie ließ die Mundwinkel, die sie bis jetzt verächtlich herabgezogen hatte, wie an einem Gummiband emporschnellen.
    »Weil Sie mich belügen. Sie kenrfen Fair.« '
    »Ich… ich dachte, es…« Sie stockte und blickte zu Star hinüber. Der

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