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0414 - Satanische Bilder

0414 - Satanische Bilder

Titel: 0414 - Satanische Bilder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Paß, er konnte ein paar Bilder malen und tatsächlich verkaufen.
    Wie zumindest die Sache mit dem Paß lief, war ihm nicht ganz klar, und er fragte vorsichtshalber auch nicht nach, um keine schlafenden Löwen zu wecken. Wichtig war für ihn nur, daß es keine Schwierigkeiten wegen seiner illegalen Einreise gab, und daß er nun in Ruhe malen konnte.
    Natürlich bekam er für seine ersten Londoner Bilder längst nicht so viel Geld, wie er es sich ursprünglich erträumt hatte. Er war unbekannt, und in London gab es Künstler wie Sand am Meer. Aber im Verhältnis zu dem, was man ihm in Argentinien bezahlt hatte, war dieses Honorar schon fürstlich.
    Aber das Leben in London war auch teurer als in dem argentinischen Dorf, aus dem er förmlich geflohen war, um nach dem Abbruch sämtlicher Brücken hinter sich einen ganz neuen Start zu versuchen.
    Ricardo Cay malte wie ein Besessener.
    Er arbeitete mit Fantasie und einem Blick für Stimmungen und Atmosphäre, der kaum noch zu übertreffen war. Er feilte Details heraus, an die normalerweise kaum jemand auch nur einen Pinselstrich verschwendete, die Ricardos Bildern aber Leben einhauchten und sie von allen anderen unterschieden.
    Er stellte seine Bilder nicht in Galerien aus, und er war selten auf Parties zu finden - zumindest in der Anfangszeit. Die elitären Kreise der Künstler, die mit ihren Werken etwas zu sagen hatten, waren nicht seine Welt. Er schuf Gebrauchsillustrationen. Er malte Titelbilder für Romane und Magazine, Covers für Video-Cassetten, Film- und Veranstaltungsplakate und was auch immer von ihm verlangt wurde. Er arbeitete Theaterkulissen aus, stattete die Karussels und Wanderbühnen von Schaustellern mit Dekoration aus… und allmählich kam er so weit, daß er sich selbst nicht mehr anbieten mußte, sondern daß die Auftraggeber zu ihm kamen, weil sie seine qualitativ hochwertige Arbeit wollten. Entsprechend kletterten die Honorare.
    Er war bekannt geworden.
    Innerhalb von fünf Jahren war er zwar nicht soweit, daß die Menschen auf der Straße seinen Namen nannten, aber es reichte, wenn er in den Kreisen seiner Auftraggeber bekannt war. Und er hatte Geld. Mit anfangs bescheidenen Ansprüchen sammelte sich ein kleines Vermögen an. In unregelmäßigen Abständen schickte er Schecks an seine Eltern, aber er erhielt nie Antwort. Wahrscheinlich hatten sie ihm sein plötzliches Verschwinden übel genommen und ihn geächtet. Er bedauerte es. Aber er schaffte es auch nicht, nach Argentinien zurückzukehren und dem Elternhaus einen Besuch abzustatten. Er hatte eine nahezu abergläubische Furcht davor, in seine Heimat zurückzukehren; er ängstigte sich vor der alptraumhaften Vorstellung, daß seine Vergangenheit ihn einholen und dort festhalten könnte; daß er aus seiner Welt, die er sich geschaffen hatte mit zähem Fleiß und Können, wieder in die Armut zurückfiel, weil die Umstände es von ihm erzwangen.
    An jenen Scherz vor vielen Jahren dachte er längst nicht mehr.
    Denn er hatte es doch aus eigener Kraft geschafft, zwar nicht superreich, aber immerhin wohlhabend zu werden. Er mußte nicht mehr so viel Auftragsarbeiten annehmen wie einst, weil er für die Bilder mehr Geld bekam als früher, und er konnte es sich zwischendurch auch leisten, nur so zum eigenen Vergnügen vor sich hin zu malen. Er nahm auch Porträtaufträge von Privatpersonen an, wenn sich jemand in idealisierter Form verewigt sehen wollte und entsprechend gut dafür bezahlte, oder er pinselte nur zum Spaß irgend etwas.
    Er hatte sich schon längst aus London zurückgezogen. Die Großstadt war ihm zu hektisch und zu grau. Was nur in der Nacht buntschillernd lebte, um ständig in der Gefahr zu sein, daß es im Nebel versank, konnte ihn am Tage nicht mehr reizen. In der Grafschaft Dorset mietete er ein Landhaus und erhielt vom Besitzer die Erlaubnis, es für seine Zwecke umzubauen. Ein paar Gästezimmer, drei Ateliers -es geschah öfters, daß er an mehreren Bildern gleichzeitig arbeitete, aber wenn er an der Staffelei stand, wollte er nicht durch den Anblick der unfertigen anderen Projekte gestört werden. Eine Eigenart, die er selbst nie analysiert hatte und die logisch betrachtet unverständlich war, vor allem, wenn er plötzlich ein unfertiges Bild stehen ließ und mit Farbenpalette und Pinselbox zum nächsten überwechselte, um dort einer Eingebung folgend weiterzuarbeiten…
    Er besaß ein Fahrrad, einen betagten, teilweise rostzerfressenen Vauxhall Viva Kombi, in dem er seine

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