0414 - Satanische Bilder
lebst. Aber du lebst nicht ewig, denn davon steht nichts im Vertrag. Sobald du stirbst - geht deine Seele zum Teufel.«
»Raus«, sagte Cay. »Ich höre mir diesen Blödsinn nicht länger an. Verschwinde, oder ich rufe die Polizei und lasse dich entfernen. Wir haben nichts mehr miteinander zu tun.«
»Da magst du recht haben«, sagte Jorge. »Denn ich bin ja nur der Vermittler. Dein Vertrag wurde durch mich mit Lucifuge Rofocale abgeschlossen. Er ist dein Vertragspartner. Mit ihm oder seinen Gesandten hast du es zu tun.«
Jorge wandte sich um und verließ das Wohnzimmer. Cay folgte ihm langsam. Als Jorge an der Garderobe vorbeischritt, schnipste er mit den Fingern. Die Jacke flog ihm vom Haken direkt um die Schultern. Und als Cay einen Blick in den Spiegel warf und darin das Abbild des vorbeischreitenden Jorge sah, glaubte er sich in einem Alptraum zu befinden.
Das Spiegelbild zeigte die Hörner, die Jorge aus der Stirn wuchsen…
***
Als Zamorra zum Cottage zurückkehrte, fand er Nicole vor, wie sie einige Kratzer an Armen und Beinen versorgte. Glücklicherweise waren sie nicht tief gegangen und würden wohl ohne Narben wieder verheilen, aber hier und da schmerzten sie schon, wenn sich bei Bewegungen die Haut spannte. Nicole berichtete Zamorra von ihrem Erlebnis und den wenigen Schlußfolgerungen, die sie daraus hatte ziehen können.
»Heute früh ist in Bridport ein Mann von einem Raubtier getötet worden«, sagte er. »Zumindest nimmt man es an. Das paßt zusammen. Wahrscheinlich hat dein Panther da schon einmal zugeschlagen.«
»Aber warum reagierte das Amulett nicht? Das verstehe ich einfach nicht.«
Zamorra zuckte mit den Schultern. Er betrachtete die Farbreste, die Nicole aufgesammelt hatte. »Die Fahrt zum Labor hätte ich mir sparen können«, murmelte er. Immerhin hatte er so einen zeitlichen Rahmen erhalten.
»Aber wer könnte hier in der Gegend mit Öl malen?« überlegte nun auch Nicole. »Wir sollten vielleicht mal in unserer Stammgaststätte nachfragen. Vielleicht weiß der Wirt etwas.«
»Ist eine Idee. Aber falls nicht…«
»… bleiben uns die Friseure«, schlug Nicole ernsthaft vor. Zamorra verzog das Gesicht. Er hielt mehr davon, anhand der Fluchtrichtung des nächtlichen Feuerfanals herauszufinden, wo sich der Unterschlupf des Unheimlichen befand. Trotzdem… »Fahren wir nach Bridport und fragen nach. Wir sollten uns auch in Beaminster erkundigen…«
»… und vielleicht beim Earl of Pembroke…«
Zamorra winkte ab. »Glaubst du im Ernst, daß er sich so unter die Bürgerlichen mischt, daß er Geheimnisse erfährt? Oder wenigstens Neuigkeiten?«
»Er nicht, aber sein Personal.«
Zamorra schüttelte den Kopf. »Wir machen’s dann auf meine Art«, bestimmte er. Nicole zuckte mit den Schultern. Sie war mit ihrer Wundpflege fertig und machte sich startbereit. Währenddessen rief Zamorra vorsorglich im Pub in Bridport an und bestellte ein Mittagessen. Er wußte zwar, daß dort erst am Nachmittag geöffnet wurde, aber im Zuge der morgendlichen Ereignisse war vielleicht etwas möglich, hoffte er…
Seine Hoffnung erfüllte sich.
Als sie in Bridport eintrafen, war die Pub-Tür geöffnet, und drinnen hörten sie Lucille in der Küche rumoren. Jonah, der Wirt, tauchte breit und massig hinter der Theke auf.
»Das Essen dauert noch zehn Minuten«, verkündet er. »Schön, daß Sie beide mal wieder im Lande sind.«
»Über Mister Wytkins’ Ableben sind Sie informiert, Jonah?« erkundigte Zamorra sich.
Jonah nickte. »War ja ein ganz schöner Rummel hier. Ein Raubtier soil’s gewesen sein. Aber hier gibt es gar keine Raubtiere. So ein Quatsch, das alles.«
»Ich habe da mal eine andere Frage«, sagte Zamorra beiläufig. »Wissen Sie, ob irgend jemand hier in der Nähe sich als Kunstmaler betätigt und in Öl malt?«
Jonah zuckte mit den Schultern. »Glauben Sie, daß ein verrückter Künstler irgendwo haust und sich ein Raubtier als Schoßtierchen hält und daß ihm das ausgerückt ist? Nicht vorstellbar, Sir.«
»Das weniger«, erwiderte Zamorra.
Lucille tauchte mit einem Tablett auf, auf dem sie die Teller balancierte. »Wollen Sie sich etwa porträtieren lassen?« fragte sie. Sie hatte durch die offene Tür zur Küche mitgehört. »Er soll ein ganz ausgezeichneter Maler sein, sagt man.«
»Wer?« fragten Jonah und Zamorra zugleich.
»Wer? Na, dieser Mann aus Südamerika«, erwiderte Lucille. »Dieser Ricardo. Übrigens hat heute vormittag schon jemand nach ihm gefragt und
Weitere Kostenlose Bücher