0414 - Satanische Bilder
Gespenster-Wesen Pembroke-Castle verlassen und beim Herumstreunen den Magieschirm berührt hatte. Aber das war blühender Unsinn. Erstens beherbergte der Earl of Pembroke keine schwarzmagischen Geister, die so bösartig waren, daß der Abwehrschirm auf sie reagierte, und zum anderen war bei jenen Geistern, die im Gspenster-Asyl Aufnahme gefunden hatten, bekannt, daß das nahegelegene Beaminster-Cottage abgesichert war. Diese Annahme schied also aus.
Zamorra hoffte, im Haus feststellen zu können, woraus diese Asche bestand. Vielleicht bekamen sie dadurch einen Hinweis, wer den Schirm berührt hatte.
Allem Anschein nach war es wohl doch nichts mit der Ruhe, die sie sich erhofft hatten…
***
Der dem Bild entstiegene Teufel hatte das einsam in der Landschaft stehende Haus, das von zahlreichen Sträuchern und Bäumen umgeben war, erreicht und war nur noch wenige Meter von ihm entfernt, als er gegen eine seltsame Barriere stieß, die er nicht eindeutig identifizieren konnte. Als er zurücksprang, war es bereits zu spät. Feuer leckte an ihm empor. Schmerz durchraste seinen eigentümlichen Körper, und er schrie gellend auf. Er floh; der Schmerz ebbte nur langsam ab, und als der gemalte Teufel endlich zur Ruhe kam, stellte er fest, daß er einen Teil seiner Substanz durch das Feuer verloren hatte, das im Luftzug des schnellen Laufens zu seiner Erleichterung erloschen war.
Einen Arm hatte er verloren, und einen Teil seines linken Beines. Das Knie, das er bei der Berührung vorgestreckt hatte, war ebenso wie ein Teil der vorderen Ober- und Unterschenkelhälfte weggebrannt, was aber die Funktionstüchtigkeit nicht beeinträchtigte. Was noch vorhanden war, hielt stand, und das Knie, nur noch aus einem ganz schmalen Streifen Kniekehle bestehend, war nach wie vor beweglich und trug das Gewicht des Körpers.
Der Schmerz war mit den Flammen vergangen.
Der erschrockene Teufel sah an sich herunter. Er fragte sich, warum er die Falle nicht bemerkt hatte, die auf ihn gewartet hatte. Lag es nicht in der Natur eines Teufels, solche Erscheinungen rechtzeitig wahrzunehmen? Er wäre der Sperre ausgewichen und hätte sich einen anderen Unterschlupf gesucht.
Was sollte er jetzt tun, beschädigt, wie er war? Zurückkehren ins Bild, um sich vervollständigen zu lassen?
Es erschien ihm als die praktischste Lösung.
***
Zamorra hatte die Aschereste auf die Platte des Küchentischfes rieseln lassen und begutachtete sie nun. Auch Nicole beugte sich über die hauchdünnen Flocken.
»Könnte Papier sein«, überlegte Nicole. »Oder flache Holzspäne, wie sie beim Hobeln entstehen…«
Zamorra schüttelte den Kopf. »Für Papier sind die Scheibchen zu fest, für Holzspäne zu dünn. Warte mal… das sieht hier nach einem Farbübergang aus… ich brauche eine Lupe.«
Ein Mikroskop wäre ihm lieber gewesen, aber das gehörte nicht zur Ausstattung des Hauses. Selbst im Château Montagne hätte er auf ein solches Instrument nicht zurückgreifen können. Aber vielleicht reichte ihm die große, stark vergrößernde Lupe schon, die Nicole ihm brachte.
»Tatsächlich… da wird es leicht dicker und hat auch eine andere Farbe! Das ist nicht zu fassen… es muß sich tatsächlich um Farbe handeln, die irgendwo abgeblättert ist. Ein Rest von Ölfarbe, wie’s aussieht.«
»Also ein Gemälde?«
Zamorra nickte. »Sieht so aus. Ein Ölgemälde… aber es kann nur ein Teil davon verbrannt sein. Oder es muß ein kleines Porträt gewesen sein. Ich frage mich, warum nicht auch Rahmenreste übriggeblieben sind, oder eine kleine Leinwandfaser. Man müßte diesen Äscherest tatsächlich in einem Labor untersuchen lassen.«
»Es ist verrückt«, sagte Nicole. »Einfach absurd. Ich verstehe nicht, daß es gebrannt hat. Wenn der Fremde zurückgestoßen wurde, hätte das nicht geschehen dürfen.«
»Es sei denn, das Bild war schwarzmagisch aufgeladen. Da es ein toter Gegenstand ist, könnte es in Flammen aufgegangen sein.«
»Aber dieser Schmerzensschrei war zu stark, um nur einem Reflex zu entspringen«, gab Nicole zu bedenken. »Er klang eher so, als sei derjenige, der dieses Bild mit sich geschleppt hat, in das Feuer geraten.«
»Ich müßte versuchen, das Geschehen zu rekonstruieren«, sagte Zamorra. »Hol’s doch der Teufel. Diese Nacht hatte ich mir etwas romantischer vorgestellt.«
»Du könntest bis morgen vormittag damit warten und dir die Sache bei Tageslicht ansehen«, schlug Nicole mit weicher Stimme vor. Sie lehnte sich an Zamorra und
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