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0415 - Er starb auf einer heißen Fährte

0415 - Er starb auf einer heißen Fährte

Titel: 0415 - Er starb auf einer heißen Fährte
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sofort. Ihre Stimme klang sehr aufgeregt.
    Meine Äußerung war nicht für zarte Mädchenphren bestimmt.
    »Hat sie gesagt, was sie vorhat?«
    »Ich glaube, sie wollte ins Tabarin.«
    Ich war schon einen Treppenabsatz tiefer, als ich über mir die Tür klappen hörte. Das Lokal kannte ich. Trotz seines Namens hatte es nichts mit dem Nachtleben in der Art eines Klubs zu tun. Vielleicht hatte ein früherer Besitzer derartige Absichten gehegt, aber solange ich es kannte, war es eine schmierige Kneipe am oberen Broadway, wo lichtscheue Elemente und ihr Anhang verkehrten. Das Tabarin war bestimmt der letzte Ort, wo man ein anständiges Girl allein hinschicken konnte.
    Ich schaffte es in zwanzig Minuten. Die letzten dreißig Yards ging ich zu Fuß.
    Es war noch nicht einmal Mittag, aber das Tabarin war voll. Die Luft war von Zigarettenrauch geschwängert, und auf den deckenlosen Tischen standen kleine Lachen und angetrocknete Ringe von Gläsern. Die Köpfe wandten sich mir zu. Ich war hier bekannt wie ein bunter Hund. Dienstlich hatte ich einige Male hier zu tun gehabt.
    Der Wirt schob sich heran und wischte mit einem Zipfel seiner schmutzigen Schürze den Tisch.
    »Einen Whisky, Cotton?«
    »Hör zu, Mack! Ich suche ein Girl, das hier auf mich warten sollte. Ich sehe sie aber nirgends!«
    Er überlegte einen Augenblick und schickte erst einen Blick in die Runde. »Außer der dicken Anni und Juana waren keine Girls hier.«
    »Stell dich nicht dumm, Mack! Sie wäre dir sofort aufgefallen!«
    Sein Gesicht verschloss sich.
    »Nee, hier war kein Girl. Hab ich dir doch gesagt!«
    Ich ließ mir einen doppelten Whisky bringen und setzte mich an den Tisch. Vielleicht war Susan wirklich nicht hier gewesen. Ich beschloss zu warten. Von früheren Besuchen her wusste ich, dass die Kneipe noch eine ganze Reihe Hinterzimmer besaß, in denen verschwiegene Dinge vor sich gingen.
    Als ich an den Vorhang trat, der das Lokal von dem Gang abtrennte, wo diese Versammlungen zu tagen pflegten, war Mack in Sekundenschnelle an meiner Seite. Er fasste mich am Arm.
    »Sie bleiben besser draußen, Cotton! Wir haben eine Hochzeitsgesellschaft da, die nicht gestört sein will.«
    Auch das kannte ich. Die Gesellschaft war sicher so zusammengesetzt, dass jeder Standesbeamte vor ihr Reißaus genommen hätte.
    »Ich habe nicht die Absicht, deinen Gästen auf den Schlips zu treten«, sagte ich wahrheitsgemäß. Dann schob sich ein Mann heran, den sie den Hinkenden Joe nannten.
    »Gibst du einen aus, Schnüffler?« Wir gingen zur Theke zurück.
    Ich ließ vor ihn auch einen Doppelstöckigen hinstellen. Er hob sein Glas und sah mich über den Rand an.
    »Das Girl war da«, sagte er leise. Ich hatte Mühe meine Wut zu verbergen.
    »Wo ist sie jetzt?«
    Er drückte ein Auge zu und neigte den Kopf leicht in Richtung des Vorhangs.
    ***
    Den anderen schien unsere Unterhaltung nicht zu passen. Zwei Bullen, stark wie Bären, mit Schultern wie ein Zugochse, traten an unseren Tisch. Der Ältere führte das Wort.
    »Ich denke, du gehst jetzt besser, Joe!« Seine Stimme splitterte wie ein gefrorener Baumstamm.
    »Joe ist mein Gast«, sagte ich und sah ihn von unten herauf an. Er schaute durch mich hindurch. Ich stand langsam auf.
    Sein Kumpan versuchte mich wieder auf meinen Stuhl zu drücken. Im nächsten Augenblick lag er auf dem fleckigen Fußboden und rieb sich sein Kinn. Sein Blick hatte etwas von einem Schaf. Der Ältere, ein Mann mit einer eingedrückten Nase, blickte noch ein wenig verwundert, aber dann griff er an. Ich stoppte ihn zunächst einmal mit zwei kurz geschlagenen Haken. Er schüttelte verwundert den Kopf.
    Er brachte einige Pfunde mehr mit auf die Waage als ich. Dafür verstand ich etwas vom Boxen, und das war bei ihm absolut nicht der Fall. Die Breitnase schlug einfach drauflos und war sicher gewohnt, den Kampf entschieden zu sehen, wenn er ein einziges Mal traf.
    Ich duckte und deckte mich, lockte ihn in eine Ecke. Schon glaubte er mich darin gefangen zu haben. Ich sah das triumphierende Funkeln in seinen wässrigen Augen. Beide Arme in gleicher Höhe angewinkelt, stellte er sich in Positur. Auf diesen Augenblick hatte ich nur gewartet. Wie ein Wirbelwind brach ich aus meiner Ecke hervor und deckte ihn mit einem Hagel von Schlägen ein. Drei, vier kurze trockene Schläge, und sein schwacher Punkt, die Luft, begann sich auszuwirken. Seine Augen liefen rot an, seine Kehle zog keuchend den Atem ein. Ich ließ von ihm ab.
    Hinter mir hörte ich ein
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