0415 - Er starb auf einer heißen Fährte
Hängen Sie einstweilen ein Schild an die Tür.«
Ich wartete, bis sie weg war. Dann setzte ich mich in meinen Leihwagen und fuhr hinauf nach Harlem. Folds Mietkasernen waren bald gefunden. Ein Straßenhändler, der hinter seinem Karren Obst verkaufte, fragte mich misstrauisch: »Kommen Sie von Fold?«
»Nein«, sagte ich, »ich suche nur einen Bekannten, der hier irgendwo in einem der Häuser sein muss. Jung, mit einer unwahrscheinlich spitzen Nase… Haben Sie so jemanden gesehen?«
Er deutete schräg über die Straße. »Aber ich habe Ihnen nichts gesagt, verstehen Sie…«
Ich nickte ihm zu und überquerte die Straße. Das Haus war unwahrscheinlich vernachlässigt. Im Hausgang spielten Kinder, die Wände waren mit den üblichen unverblümten Meinungen bekritzelt. Ich blieb einen Augenblick stehen, denn ich wusste nicht, wohin ich mich wenden sollte. Aus einer offen stehenden Wohnungstür kreischte eine Frau.
»Habt ihr einen Fremden hier gesehen?«, fragte ich die Meute, die um meine Beine herumtobte.
»Du bist der Sheriff«, behauptete ein Dreikäsehoch und drückte seine Spielzeugpistole auf mich ab.
»Na gut«, meinte ich, »ich bin der Sheriff. Habt ihr kein fremdes Bleichgesicht gesehen?«
»Das fremde Bleichgesicht ist im Keller«, sagte ein älterer Junge würdevoll. »Er wird erst wieder hervorkommen, wenn wir es ihm erlauben!«
Ich fand die Tür zum Keller halb angelehnt. Wahrscheinlich war die Fantasie der Kinder durch das Spiel angeregt, doch irgendwo musste ich it meiner Suche ja beginnen. Also drehte ich den Schalter links hinter dem Türrahmen und stieg die Stufen hinab. Der Kellergang war eng und schmal. Links und rechts zweigten Türen ab, die aus schmutzigen Holzlatten bestanden, über die man alte Säcke genagelt hatte, um den Durchblick zu verwehren. An den meisten dieser Türen hingen Vorhangschlösser, und es roch nach alten Kartoffeln und Kohlenstaub. Einer der Räume war durch eine massive Holztür abgesichert. Ich drückte auf die Klinke. Sie gab nach. Der Raum enthielt nicht den üblichen Plunder, er war sogar ziemlich aufgeräumt. In der Mitte stand ein alter wasserdichter Seekoffer, dessen Deckel nicht ganz zugpklappt war.
Zwischen dem Kofferrand und dem Deckel ragten ein Paar Beine heraus.
Ich warf einen sichernden Blick nach hinten und schob den Deckel hoch. Carl Bradfishs Gesicht leuchtete mir entgegen, farblos wie ein Eimer Kalk. Ich zerrte ihn aus dem Koffer und legte ihn mit dem Oberkörper auf den Betonfußboden. Mein nächster Gedanke war der an einen Arzt.
Als ich die Kellertreppe hinauf eilte, fiel mir auf, dass das Geschrei der Kinder verstummt war. Die Tür war zugefallen, und sie ließ sich auch nicht mehr öffnen.
Ich war eingesperrt.
Ich ging wieder zurück und suchte nach einem zweiten Ausgang. Doch meine Bemühungen verliefen im Sand. Die Fenster waren schmal, geradezu schlitzartig, vor die engen Öffnungen stemmten sich dicke Eisenstäbe. Einen zweiten Ausgang gab es nicht.
Plötzlich polterte ein rundes Ding, nicht viel größer als ein Tennisball, zum Fenster herein. Die Oberfläche war würfelförmig eingekerbt.
Eine Eierhandgranate!
Am Fenster wischte ein Schatten vorbei. Einen Augenblick lang starrte ich das Teufelsei an. Dann reagierte ich blitzschnell. Das mörderische Ding anzufassen, war keine Zeit mehr. Bradfish aus dem Raum zu zerren, auch nicht.
Die eine Seitenwand wurde von einem solide gebauten Schrank eingenommen. Mit beiden Händen hängte ich mich an die Oberkante und warf ihn um. Krachend ging er zu Boden, keinen Augenblick zu früh. Kaum deckte er die Handgranate zu, als sie auch schon hochging. Die Rückwand wurde herausgerissen, und obwohl ich meinen Kopf mit den Händen abdeckte und meinen Oberkörper über Carl beugte, bekamen wir beide etwas ab. In meinem Rücken fühlte ich das Brennen der herausgerissenen Holzsplitter. Als ich mit der Hand darüber fuhr, fühlte sich die Haut klebrig an.
Aber wir lebten noch, und das war die Hauptsache. Ich ließ, Carl liegen und stürmte nach oben. Schon auf der Treppe hörte ich, wie jemand den Schlüssel der Kellertür umdrehte. Der Hausmeister stand vor mir, als ich oben anlangte.
»Was machen Sie denn hier? Wer sind Sie?«
»Wo wohnt der nächste Arzt?«
»Sie werden mir den Schaden ersetzen!«, schrie er mich an.
Ich brüllte zurück und wiederholte die Frage nach dem Arzt. Widerwillig gab er eine Adresse an.
Der Doktor war ein verständiger Mann. Er zeigte sich nicht einmal
Weitere Kostenlose Bücher