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0416 - Das Duell der Halbstarken

0416 - Das Duell der Halbstarken

Titel: 0416 - Das Duell der Halbstarken Kostenlos Bücher Online Lesen
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Lautsprecher das Summen ertönte, das ein auf James Rovelts Telefonnummer ankommendes Gespräch ankündigte. Selbstverständlich waren solche Anrufe auch in Rovelts Abwesenheit keine Seltenheit. Ich hörte solche Telefongespräche immer nur so weit ab, bis ich mich von der Harmlosigkeit überzeugt hatte. Dann schaltete ich die Anlage und das Tonband ab.
    Auch jetzt streckte ich die Hand zu dem roten Ausschaltknopf, den ich von der Couch aus im Liegen erreichen konnte.
    Der Diener meldete sich mit der üblichen Formel:
    »Bei Mr. James Rovelt. Der Hausdiener am Apparat.«
    »Ich will den Boß sprechen«, sagte eine Stimme, die mich sofort aufhorchen ließ. Die Stimme klang gedämpft, verzerrt, heiser, und der Mann, dem sie gehörte, benutzte mindestens zwei Taschentücher, eins vor dem Mund und eins auf der Sprechmuschel. Außerdem gab er sich solche Mühe, krächzend und heiser zu sprechen, daß das, was er sagte, nahezu unverständlich wurde.
    Prompt fragte dann auch der Butler: »Bitte?«
    »Ich will den Boß sprechen.«
    »Wenn Sie Mr. Rovelt meinen, so bedauere ich. Er ist nicht zu Hause.«
    Der Anrufer hüstelte.
    »Dann bestell deinem Chef, daß es ihn teuer zu stehen kommt, wenn er mit der Polizei unter einer Decke steckt. Ich lasse mich nicht ’reinlegen.« Der Butler; der selbstverständlich von der Anwesenheit des FBI wußte, bemühte sich, das Gespräch zu verlängern.
    »Sie sollten mit Mr. Rovelt selbst sprechen«, sagte er hastig. »Sie können ihn ab sieben Uhr abends erreichen.«
    Der Anrufer schwieg so lange, daß ich schon glaubte, er hätte eingehängt, aber er hing noch an der Strippe. Wieder hüstelte er nervös, bevor er krächzte:
    »Mach’ ich, wie ich will! Erst werde ich mich vergewissern, wie tief die Polizei in der Sache steckt. Vielleicht hört dein Chef später von mir — vielleicht auch nicht.«
    Es knackte. Der Fremde hatte eingehängt. Ich ließ das Band zurücklaufen. Gerade, als ich es noch einmal abspielen wollte, klopfte der Butler an.
    »Da war ein Anruf«, sagte er atemlos. »Haben Sie…«
    Ich winkte ab. »Alles in Ordnung! Ich habe das ganze Gespräch auf dem Band. Wenn Mr. Rovelt nach Hause kommt, lassen Sie es mich wissen, und sehen Sie nach, ob Sie in der Küche eine Tasse Kaffee für mich loseisen können.«
    Rovelt kam gegen acht Uhr abends in das Zimmer, wie immer gefolgt von seinem Sekretärschatten.
    »Der Kerl hat angerufen?« fragte er, ohne sich Zeit für eine Begrüßung zu nehmen.
    »Wollen Sie hören, was er sagte?«
    »Selbstverständlich.«
    Ich schaltete das Band ein. Rovelt ließ sich in den Sessel fallen und hörte zu. Er zog die Augenbrauen höher und höher. Als ich ausschaltete, drehte er mir mit einem Ruck das Gesicht zu.
    »Dieser Kerl soll das Ding gedreht haben?«
    »Ja, er scheint den Fall für sich zu beanspruchen.«
    »Nach seiner Stimme zu urteilen, ist dieser Bursche ein Waschlappen, eine Null, ein…«
    »Er hat die Stimme verstellt.«
    Rovelt wischte den Einwand mit einer Handbewegung zur Seite.
    »Ja«, krächzte er herum, »aber das meine ich nicht. Seine ganze Art zu sprechen, verriet ihn. Hören Sie, G-man, wenn Sie an der Börse Erfolg haben wollen, dann müssen Sie genau wissen, wann jemand lügt. Sie müssen es an den kleinsten Anzeichen erkennen können. Dieser Kerl« — er zeigte auf das Tonbandgerät — »faselt Unsinn. Ein Mann, der so spricht, hat nicht die Nerven, in ein Haus einzudringen und Platzpatronen gegen scharfe Munition zu vertauschen.«
    »Ich habe die Aufnahme ein dutzendmal abgehört, Mr. Rovelt. Auch mir kommt dieser Anruf merkwürdig vor, aber ich möchte nichts entscheiden, bevor der Bursche nicht zum zweitenmal angerufen hat.«
    »Ich halte jede Wette, daß der Mann nie wieder anruft.«
    Es summte im Lautsprecher. Wir schwiegen und blickten auf den Apparat.
    Wie am Nachmittag meldete sich der Diener, und wie am Nachmittag sagte eine Stimme:
    »Ich will den Boß sprechen.«
    ***
    Rovelts Butler antwortete:
    »Einen Augenblick bitte, ich muß Mr. Rovelt erst suchen.«
    Rovelt griff nach dem Amtsapparat. Ich hielt seine Hand fest und schüttelte den Kopf. Die Lautsprecherwiedergabe würde in der Normalleitung zu hören sein.
    »Lassen Sie das Gespräch in den Blauen Salon legen!« schrie Rovelt seinen Butler an und galoppierte hinaus. Brack folgte ihm hastig. An der Schwelle stolperte er.
    Ich tastete nach den Zigaretten auf dem Tisch. Aus dem Lautsprecher drang das leise Rauschen, das zuweilen mehr oder weniger

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