0416 - Das Duell der Halbstarken
stark alle Telefonleitungen stört.
Der Börsenmakler meldete sich: »Rovelt hier!«
Der Anrufer lachte leise: »Okay, Chef! Ich entnehme Ihrer Anzeige, daß Sie zu zahlen bereit sind. Hätten Sie sich das früher überlegt, so wären Ihrem Söhnchen einige Wochen Krankenhaus erspart geblieben. Wann wollen Sie zahlen?«
Rovelt war geschickt genug, nicht gleich in die Rolle des überängstlichen Vaters zu verfallen. Er hielt es für selbstverständlich, daß der Erpresser sich über den Charakter seines Opfers vorher informiert hatte. Das Zähneklappern eines sonst hartgesottenen Börsenmaklers hätte ihn sicherlich stutzig gemacht.
»Wenn ich Sie zu fassen bekäme, würde ich Ihnen eigenhändig den Hals umdrehen«, knirschte Rovelt. »Leider kann ich mir kein Risiko in bezug auf Jimmy erlauben. Los, Mann! Spucken Sie Ihre Bedingungen aus!«
Wieder lachte der Anrufer: »Immer langsam, Chef! Wie steht’s mit der Polizei? Erzählen Sie mir nicht, daß die Bullen nichts von der Schießerei im Club gehört hätten. Ich wette, sie haben ihre Nasen ganz tief hineingesteckt. Bevor wir weiterverhandeln, brauche ich von Ihnen ein paar Beweise, daß Sie mich nicht mit den Cops zusammen ’reinlegen wollen.«
Rovelt knirschte hörbar mit den Zähnen. »Hören Sie zu! Nicht nur die Cops, sondern sogar die FBI-Beamten sind bis zum Hals in die Sache eingestiegen. Wenn Sie’s ganz genau wissen wollen, ich selbst bin am 28. zum FBI gegangen und habe ihnen von den Briefen erzählt. Sie reagierten sofort. Sie schickten zwei Burschen los, die auf dem schnellsten Wege in den Tradition-Club gingen. Und wissen Sie, welche großartige Arbeit die Burschen im Club leisteten?« Den nächsten Satz brüllte er: »Sie steckten die Hände in die Taschen und sahen zu, wie mein Jimmy die Kugeln verpaßt bekam.«
»Nicht schlecht«, sagte der andere, »aber noch lange kein Beweis dafür, daß Sie nicht jetzt mit ihnen Zusammenarbeiten.«
»Okay«, brüllte der Makler. »Ich habe die G-man gefragt, ob sie Jimmy schützen können, sobald er wieder auf seinen Beinen laufen kann. Sie haben mit den Achseln gezuckt und haben gesagt: ›Besser, Sie schicken ihn weg, Mr. Rovelt. Besser, Sie halten seinen Aufenthaltsort geheim, Mr. Rovelt. Sie müssen verstehen, Mr. Rovelt, wir können für nichts garantieren.‹ — Das haben sie gesagt. Aber ich will meinen Sohn sehen können, wann es mir und ihm paßt.« Erneut steigerte er sich zum Gebrüll. »Ich pfeife auf alle Polizisten, wenn sie mir nicht mehr zu bieten haben. Ich bin ein Geschäftsmann, der dort kauft, wo er die beste Ware erhält. Ich möchte Sicherheit für meinen Sohn kaufen. Die Cops können mir keine befriedigende Ware liefern. Also kauf’ ich bei Ihnen!«
»Sehr schmeichelhaft, aber immer noch kein Beweis.«
»Wollen Sie Beweise? Oder wollen Sie fünfzigtausend Dollar?«
Der Anrufer änderte seinen Tonfall. Bisher hatte er fast gemütlich gesprochen, als nähme er die ganze Angelegenheit nicht ernst. Jetzt aber sprach er schnell, präzise und schneidend:
»Haben Sie das Geld bei sich?«
Zum erstenmal wurde Rovelt unsicher. Er zögerte mit der Antwort, bis er sich zu einem »Nein« entschloß.
»Haben Sie nicht mehr mit meinem Anruf gerechnet?«
Der Börsenmakler überspielte seine Unsicherheit geschickt.
»Selbstverständlich, aber ich habe nicht erwartet, daß ich die fünfzigtausend Dollar schon bereit haben sollte. Ich habe angenommen, Sie würden bestimmte Wünsche in bezug auf die Größe und die Sortierung der Scheine äußern.«
»Nicht so wichtig. Holen Sie den Zaster in Scheinen bis zu fünfzig Dollar.«
»In Ordnung. Und dann?«
»Und dann tragen Sie diese fünfzigtausend Dollar immer mit sich herum.«
»Was heißt das?«
»Genau das, was die Worte bedeuten. Sie tragen die fünfzigtausend Dollar immer mit sich herum.«
»Sind Sie verrückt!« schrie Rovelt. »Ich kann nicht ständig einen Koffer mit fünfzigtausend Papierdollar herumschleppen!«
»Warum nicht? Fünfzigtausend Papierdollar wiegen nicht so schwer, daß Sie sich daran verheben werden. Ich wiederhole, Mr. Rovelt: Wo immer Sie hingehen, Sie werden fünfzigtausend Dollar bei sich tragen. Alles Weitere werden Sie von uns hören.«
Es knackte in der Leitung. Der Anrufer hatte eingehängt.
Eine Minute später, während ich das Band noch zurücklaufen ließ, wurde die Tür aufgerissen. Rovelt stürzte in den Raum und rief:
»Was sagen Sie dazu?«
Ich stoppte das Band. »Zunächst einmal, dieser
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