0416 - Das Duell der Halbstarken
Schuß ins Blaue zu wagen.
»Sie haben den ersten Anruf, als ich mit dem Tonbandgerät im Haus war, veranlaßt oder selbst geführt?«
»Ich… ich habe selbst angerufen«, stammelte er. »Ich hörte, wie Sie Mr. Rovelt und Mr. Darring auseinandersetzten, daß Sie, falls der Erpresser auf die Anzeige nicht reagierte, etwas anderes hinter der Sache vermuteten. Ich bekam es wieder mit der Angst zu tun, Sie könnten mich als den Schreiber der Briefe entlarven. So tat ich das, was Sie erwarteten. Ich rief Sie an, als ich mit Mr. Rovelt unterwegs war und dazu Gelegenheit fand.«
»Und der zweite Anruf?«
»Ich habe nichts damit zu schaffen.«
»Die Begegnung mit den Gangstern?«
»Ich habe sie nicht herbeigeführt. Sie müssen es mir glauben.«
»Trotzdem spielten Sie ihnen fünfzigtausend Dollar zu. Wollen Sie immer noch behaupten, die Tasche wäre Ihnen zu schwer geworden?«
Er senkte den Kopf.
»Nein«, antwortete er flüsternd. »Ich ließ sie zurück, weil ich Angst hatte. Erinnern 'Sie sich, Mr. Cotton, daß der Anführer der Gangster sagte, es würde nichts geschehen, wenn wir das Geld ablieferten? Wenig später, als Mr. Rovelt und ich in die Einfahrt hineinliefen, fielen die ersten Schüsse. Ich ließ vor Schreck die Tasche fallen. Ich wollte sie aufheben, aber dann kamen Sie in die Einfahrt gerannt und schrien mir zu, wir sollten weiterlaufen. In dieser Sekunde schoß mir der Gedanke durch den Kopf, daß die Verbrecher uns nicht länger verfolgen würden, wenn sie die Tasche und das Geld fänden. Darum sagte ich nichts von der Tasche, hob sie auch nicht auf, sondern rannte weiter.« Er wischte über seine schweißnasse Stirn.
»Ich hatte einfach Angst«, wiederholte er.
Sehr genau sah ich mir diesen Mann an. Dann drückte ich auf den Knopf, der das Signal für die Hilfsbeamten gab.
»Wir brechen das Verhör ab, Brack. Sie bleiben vorläufig in Haft. Wenn Sie Ihre Aussage zu ergänzen wünschen, so können Sie jederzeit einen von uns sprechen.«
Der Beamte trat ein. Ich wies mit einer Kopfbewegung auf Brack.
»Untersuchungshaft! Der Haftbefehl liegt bei Mr. High.« Der Chef hatte das sofort in die Wege geleitet, nachdem wir mit Brack angekommen waren.
Rovelts Sekretär wurde abgeführt. Ich nahm den Telefonhörer und ließ micht mit Rovelts Wohnung verbinden. Der Butler rief Rovelt an den Apparat.
»Kann ich meine Fünfzigtausend abholen?« fragte er.
»Noch nicht! Die Drohbriefe hat James Brack geschrieben.«
Er knurrte einen Fluch. »Und Sie haben die Namen seiner Kumpane noch nicht aus ihm herausgequetscht?«
»Ich glaube nicht, daß er Kumpane hatte. — Übrigens, haben Sie Ihren Sekretär einmal nicht rechtzeitig vor dem Sturz vor Chemical-Asso-Companie-Aktien gewarnt?«
»Gewarnt? Das war unmöglich. Der Sturz dieser Aktien brach über die Börse herein wie ein Gewitter im August. Ich verlor selbst, wenn ich mich richtig erinnere, zweihunderttausend Dollar an den Chemical-Asso-Company-Papieren.«
»Vielen Dank für die Auskunft, Mr. Rovelt«, sagte ich und legte auf.
***
Die Ampel an der Kreuzung Flatbush Avenue stand auf Rot, als ich mich ihr — diesmal am Steuer des Jaguar und mit Phil auf dem Beifahrersitz — näherte. Ich nahm den Fuß vom Gas und brachte den Jaguar zum Stehen.
»Genau an dieser Stelle stand der Cadillac«, erklärte ich Phil, »als der Erpresser mich zu sprechen verlangte. Ich verpaßte das Zeichen für freie Fahrt. Die Wagen hinter mir hupten, und ich erinnere mich genau, daß Mr. Unbekannt rief: ›Fahr los, Ragh! Halte den Verein nicht auf!‹ — Er muß also meinen Wagen gesehen haben.«
Phil schob den Kopf durch das Fenster, zog ihn wieder zurück.
»An dieser Ecke gibt es ein gutes Hundert Fenster, hinter denen er gestanden haben kann. — Aber er muß nicht unbedingt hinter einem gestanden und den Cadillac gesehen haben. Er kann auch das Hupkonzert gehört und den richtigen Schluß daraus gezogen haben.«
Die Ampel sprang um. Ich ließ den Jaguar über die Kreuzung rollen. Ich fuhr die Strecke so genau wie möglich nach. Als ich durch die St. John Street rollte, sagte ich:
»Hier befahl er mir, langsam zu fahren. Dann hörte ich das Klingeln. Sofort danach deckte er die Sprechmuschel ab.«
»Du glaubst, daß er eine Nachricht erhielt?«
»Genau! Ich nehme an, daß er angerufen wurde und daß der Anrufer ihm ungefähr sagte: ›Bis jetzt alles okay!‹«
»Mr. Unbekannt ließ also überprüfen, ob zum Beispiel der Rovelt-Cadillac von einem
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