0416 - Im Namen der Hölle
kamen.
Und überall lag der Staub.
Manchmal sohlenhoch. Wir hinterließen Abdrücke, aber wir schimpften nicht auf ihn, denn der Staub war gleichzeitig ein Wegweiser für uns. Nicht nur unsere Abdrücke blieben zurück, auch die anderer Menschen, die Alcatraz einen Besuch abgestattet hatten.
Wir trennten uns nicht, weil man sich leicht verlaufen konnte. Es gab mehrere Etagen, auch außen liegende Plattformen, die einen Blick aufs Meer gestatteten. Da hatten sich früher die Aufpasser gesonnt, während die Gefangenen in den heißen Zellen schmachteten.
Die Dämmerung kroch heran. Der Himmel wurde noch grauer.
Bald würde es auch dunkel sein, dann mussten wir die Lampen einschalten. Wir hielten uns in den mittleren Etagen auf, blickten in die schmalen Zellen, sahen die Schmierereien an den Wänden. Oft waren es schlimme Sprüche, aber auch Zeichen der Trost- und Hoffnungslosigkeit. Die Sätze redeten eine deutliche Sprache. Sie zeugten von der Verzweiflung, die manche Gefangenen gepackt hatte.
Wir entdeckten keine Spur von Jane Collins.
Wieder erreichten wir eine der langen Treppen und kletterten hoch. Begleitet vom Echo der Schritte, ließen wir die Stufen hinter uns, gelangten in ein großes Rechteck aus Flur und Zellentüren, aber im Schein unserer Lampen entdeckten wir etwas.
Spuren!
Bill hatte sie zuerst gesehen. Er war plötzlich aufgeregt und winkte uns zu. »Verdammt, kommt her!«
Die Spuren wurden untersucht. Riley meinte: »Alt können sie nicht sein. Da ist vor uns jemand hergegangen.«
»Jane?« fragte Bill.
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, sie hat kleinere Füße.«
Es waren zumindest zwei Personen, die ihre Spuren hinterlassen hatten. Ich ließ meine beiden Begleiter stehen, ging ein Stück vor und suchte dort im Schein der Lampe.
Und ich sah etwas.
Zwar keine Trittabdrücke, dafür Schleifspuren, die zwischen den Abdrücken herliefen.
Ich machte meine Freunde darauf aufmerksam. Sie sahen sie sich sofort an.
»Da muss jemand über den Boden geschleift worden sein«, sagte Bill.
»Jane!«
Der Reporter hob den Kopf. Im Schein der Lampe sah sein Gesicht blass aus. »Bist du sicher?«
»Ich hoffe es.«
»Dann lassen Sie uns den Spuren folgen«, erklärte Riley und nickte uns zu.
Wir hatten nichts dagegen.
***
Tagelang war er verschwunden gewesen, hatte sich den Menschen entzogen, war in sich gegangen und hatte meditiert. Er musste sie einfach finden, sonst war sein Leben sinnlos, dann fühlte er sich als Versager, weil er den ihm anvertrauten Menschen nicht beschützt hatte.
Deshalb seine Vorwürfe und deshalb auch sein Sinnen und Trachten, alles wieder ins Lot zu bringen.
Er hatte den weisen Zii gesprochen, dessen Leiche im Totenbaum lag und der allein durch seinen Geist zu Yakup redete. Der weise Zii wusste viel, er sah viel, denn er wartete auf seine Wiedergeburt.
Noch konnte er Hinweise geben, doch steckte er erst einmal in einem anderen Körper, war es damit aus.
Sosehr der Weise auch seinen Geist auf die Reise geschickt hatte, er hatte nichts Konkretes erreichen können. Nur Tipps, mit denen Yakup zuerst nichts anfangen konnte, die jedoch aussagten, dass Jane Collins noch am Leben war, denn der weise Zii hatte ihre Aura sehr deutlich gespürt, als hätte sie ihn gestreichelt.
Yakup war dann gegangen. Ohne sich zu verabschieden, hatte er das Kloster verlassen. Er wollte den Hinweisen nachgehen, die man ihm gegeben hatte, und vielleicht fand er noch eine Spur der verschwundenen Person.
Yakup Yalcinkaya wusste genau, dass es Hexen in Frisco gab.
Menschenwesen, die dem Teufel dienten und die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, Jane Collins irgendwann zu fangen, um sie für ihre Taten zu bestrafen.
Ein Bild der ehemaligen Hexe befand sich bei vielen, das wusste Yakup.
Er nahm keine Rücksicht.
Als er die zweite Hexe aufgestöbert hatte und sie mit zwei Männern zusammenfand, wurde er zum Tornado. Er nahm sich die beiden Männer vor, schickte sie ins Reich der Träume und begann mit der Befragung. Natürlich hatte auch er Zeitungen gelesen nach seiner Rückkehr aus Japan. So konnte er sich schon ein Bild machen.
Von der Hexe erfuhr er nichts. Er stöberte andere auf, ließ sich sogar in Kämpfe verwickeln, aber Hinweise auf Jane Collins erhielt er nicht. Er sah nur die Überraschung in den Gesichtern der Frauen, wenn sie von seinen Problemen hörten. Und er musste sich auch die Hasstiraden der anderen gefallen lassen und ebenfalls den Jubel darüber, dass es Jane endlich
Weitere Kostenlose Bücher