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0416 - Im Namen der Hölle

0416 - Im Namen der Hölle

Titel: 0416 - Im Namen der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Wogen, die gegen die Felsen von Alcatraz anrollten und von ihnen schäumend gebrochen wurden.
    Über dem Meer lag ein grauer Winterhimmel. Eine unendlich erscheinende Fläche, ohne blasse Sonne. Es schien, als würde die Weite des Alls um die Menschen trauern.
    Ähnlich fühlte auch ich. Bill erging es nicht anders. Er hatte die Kippe in eine Blechdose geworfen, die als Ascher diente. Sein Gesicht zeigte einen verbissenen Ausdruck.
    Leider würden wir unser Ziel erst bei Anbruch der Dämmerung erreichen. Es war zeitlich nicht anders möglich gewesen. Ich hatte das Glas mitgenommen. Bill bat darum.
    Als er gegen die Insel schaute und es nach ungefähr einer Minute sinken ließ, schüttelte er den Kopf. »Keine Spur von Jane.«
    »Das habe ich mir gedacht.«
    »Wieso fahren wir dann?« Als er mein erstauntes Gesicht sah, winkte er ab. »Tut mir Leid, John, aber ich bin durcheinander. Man kommt sich vor wie eine Marionette, die an den Fäden eines Unbekannten tanzt.«
    »Da hast du Recht.«
    Es wurde noch trüber.
    Bob Riley kannte die Strecke gut. Er war des Öfteren in Richtung Alcatraz gefahren und kannte auch die Rinne, die er nehmen musste, um den dicht unter der Wasseroberfläche liegenden Felsen auszuweichen.
    Sehr geschickt manövrierte er das Boot hinein. Die Wellen schlugen gegen die Bordwände. Sie packten von zwei Seitenzu.
    Gischt wirbelte in die Höhe, besprühte uns, und wir fuhren wie durch einen Tunnel weiter.
    Wellenbrecher aus Beton waren in die See hineingebaut worden.
    Sie stemmten sich den Wogen entgegen und sorgten dafür, dass unsere Fahrt in den leeren Hafen ruhig verlief. Riley winkte uns zu, als er einen Anlegeplatz ansteuerte, den er sicherlich schon kannte, weil er, ohne groß zu überlegen, auf ihn zufuhr.
    Gewaltig waren die Mauern des Zuchthauses. Ich konnte meinen Blick auch nicht von ihnen lösen, als ich das Boot verlassen hatte und auf dem Pflaster des Weges stand, der hoch zum Zuchthaus führte.
    Man kam sich so klein und nichtig vor, wenn man gegen den Komplex schaute. Schon von außen sah das Zuchthaus ausbruchsicher aus. Die dicken Mauern umschlangen alles. Selbst Sprengkommandos würden Mühe haben, diesen Komplex zu zerstören.
    Rileys Augen wurden plötzlich groß, als er sah, was Bill Conolly unter seiner Jacke hervorholte. Eine eckig geformte Waffe, die golden schimmerte.
    »Was ist das denn, Kollege?«
    »Eine goldene Pistole.«
    »Und?«
    »Damit kann ich schießen.« Mehr sagte Bill nicht. Es war auch gut so. Er hatte die stärkste Waffe mitgenommen, die ihm zur Verfügung stand. Er setzte sie nur im äußersten Notfall ein.
    »Nehmen wir den normalen Weg?« fragte ich.
    »Wir müssen«, erwiderte Riley. »Ich kenne keinen anderen.«
    Und so schritten wir auf das breite Eingangstor zu. Über einen Weg der Hoffnungslosigkeit, den schon Tausende vor uns gegangen waren, mit depressiven Gedanken, mit dem Wissen, dass sie für Jahre hinaus lebendig begraben sein würden.
    Alcatraz war das Grauen schlechthin. Es war die zu Stein gewordene Strafe der menschlichen Gesellschaft.
    Mich ließ dieser Anblick auch nicht kalt, obwohl das breite Eisentor offen stand und die Sicherungen nicht mehr vorhanden waren wie früher. Dennoch spürte ich das Gefühl der Beklemmung, und mein Hals war so trocken, als hätte ich Sand geschluckt.
    Pflaster, Beton, ein Football-Platz, dessen Linien noch schwach zu erkennen waren. Dort hatten sich die Gefangenen sportlich betätigen können. Mauern und Wände und natürlich die zahlreichen Zellenfenster, rechteckige Löcher mit Gitter im braungelben Mauerwerk. Ein deprimierender, schlimmer Anblick.
    Die Fenster waren kaum zu zählen. Aber hinter einem von ihnen lag vielleicht die Frau, die wir suchten. Es würde Tage dauern, bis wir die Insel und jede einzelne Zelle durchforstet hatten.
    Wankte unser Plan?
    Wir hatten Lampen mitgenommen, da wir nicht wussten, ob noch Elektrizität vorhanden war. Ich kannte ja manche Zuchthäuser auch von innen, hatte selbst schon eingesessen, um Fälle aufzuklären, aber keines war so schlimm gewesen wie Alcatraz.
    Riley führte uns zum Haupttrakt. Über unseren Köpfen segelten Wasservögel und zogen ihre Kreise. Jahrelang waren sie von den Gefangenen beobachtet und vielleicht auch wegen ihrer Freiheit verflucht worden.
    Die Leere war schlimm.
    Hinter jeder Ecke, jeder Tür konnte jemand lauern. Wir sahen oft Dinge, die es gar nicht gab. Aus Schatten wurden Menschen, Gegenstände, die verschwanden, als wir näher

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