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0418 - Die Waldhexe

0418 - Die Waldhexe

Titel: 0418 - Die Waldhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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neue Besitzer finden würde, und das mußte nicht unbedingt sein. Aber bevor sie es holte, wollte sie sich die Zimmer ansehen.
    Da waren drei Türen nebeneinander. Eine stand offen, und das Bett sah benutzt aus. Die zweite Tür war abgeschlossen, die dritte ließ sich öffnen und sie trat ein.
    Von unten hörte sie einen lauten Ruf. »Silvana!«
    Sie fühlte sich nicht angesprochen, weil sie nicht Silvana hieß, und reagierte deshalb auch nicht.
    Daß der ungepflegt wirkende Mann dort unten sie deshalb fast völlig ignoriert hatte und sie anschließend für eine Hexe hielt, weil sie ihre eigene Aura immer noch absolut abschirmte, ahnte sie nicht einmal…
    ***
    Valdez hätte die junge Frau fast zu Boden gerammt. Im letzten Moment konnte er noch zufassen und sie vor einem Sturz bewahren. »Bitte, entschuldigen Sie mein Ungestüm«, sagte er höflich. »Sind Sie in Ordnung?«
    Sie funkelte ihn an.
    »Ja.«
    Er wandte sich ab und wollte seinen Weg zu Lopez fortsetzen, als ihm etwas einfiel. Ich habe sie nie gesehen. Man erzählt sich von ihr, hatte Bastiano anfangs gesagt. Bedeutete das nicht, daß praktisch jeder etwas über die Hexe Silvana wissen mußte?
    Aus der Idee heraus schoß er seine Frage ab. »Senhorita, können Sie mir etwas über Silvana erzählen?«
    Sie sah ihn an.
    »Ich…« Er suchte nach einer Ausrede, die glaubwürdig klang. Silvana mußte oben in einem der Zimmer der Bodega sein. Aber das wußte die junge Frau wahrscheinlich nicht. Woher auch? »Ich muß mit Silvana sprechen. Wo kann ich sie finden? Können Sie es mir sagen?«
    Der Gesichtsausdruck der Brasilianerin veränderte sich. »Sind Sie sicher, daß Silvana mit Ihnen sprechen will, Senhor? Wenn sie gefunden werden will, findet man sie… aber es ist gefährlich, sich mit ihr einzulassen oder über sie zu reden…«
    Klang das nicht eine Spur zu spöttisch?
    »Gehen Sie, Senhor«, sagte die Frau. »Fragen Sie nicht nach Silvana. Niemand wird Ihnen etwas erzählen. Auch ich sage Ihnen nichts. Gehen Sie - und kommen Sie nie wieder hierher.«
    Er starrte sie an. Aber sie wandte ihm bereits den Rücken zu und betrat die Bodega.
    Was wollte sie dort?
    Wußte sie nicht, daß Bastiano tot war?
    Fast wollte er aufschreien: »Silvana befindet sich im Haus!« Aber dann ließ er es doch sein. Etwas Unbestimmtes ließ ihn sich abwenden. Was ging ihn diese Frau an? Er wollte zu Lopez. Der hatte ihm nicht geglaubt, daß die Hexe Silvana ihm eine Nachricht übermittelt hatte. Jetzt konnte er Silvana direkt danach fragen!
    Lopez mußte hierher kommen. Wenn er Silvana gegenüberstand, würde er wohl schon an die Existenz dieser Hexe glauben… müssen…
    ***
    Valdez hatte recht: Silvana befand sich tatsächlich im Haus. Aber er hatte die falsche im Verdacht…
    Im Schankraum befand sich niemand. Deshalb hielt Silvana sich hier nicht lange auf. Sie schritt die Treppe hinauf.
    Immer noch fragte sie sich, warum sie mit ihrer Sensibilität die Aura jener fremden Frau nicht wahrnehmen konnte. Unter anderen Umständen hätte sie die Anwesenheit der Fremden trotz geschlossener Türen spüren müssen. Aber hier war nichts…
    Silvana war nur ihrem Instinkt gefolgt. In den oberen Räumen der Bodega war sie nie gewesen. Sie brauchte ja hier kein Zimmer, nahm nur an, daß die Gästezimmer sich dort befanden, weil unten kein Platz war. In der Schänke selbst war sie auch nur ein einziges Mal gewesen, damals, als das Dorf gerade errichtet worden war, aus dem Boden gestampft nach einer wilden, heißen Rodungsaktion. Das war erst ein paar Jahre her, aber die Siedler hatten das Land bereits niederwirtschaften müssen und konnten jetzt nichts mehr damit anfangen.
    Silvana hatte es vorausgesehen, aber erst seit etwa einem Jahr wußte sie, daß ihr Wald das nächste Rodungsgebiet sein würde. Bis dahin hatte sie immer noch gehofft, daß die Ausbreitungsrichtung ihren Bereich verfehlen würde…
    Doch dann hatte sie begonnen, kleine Zeichen zu setzen, zu warnen. Man redete jetzt zwar unter der Hand von ihr, sofern man es eben wagte, aber um das Geheimnis ›ihrer‹ Hexe zu wahren, hielten die Menschen im Dorf gegenüber Fremden, wie es die Holzfäller waren, dicht.
    Das war gut und schlecht.
    Gut, weil so verhindert wurde, daß eine Horde wilder Burschen in ihren Wald gesandt wurde, um mit der Hexe aufzuräumen, die Holzfällern und Siedlungsraum-Spekulaten, wie Zoro es gewesen war, im Wege stand. Schlecht, weil diese Leute nun fast ungewarnt weiter Vordringen konnten. Da man

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