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0418 - Die Waldhexe

0418 - Die Waldhexe

Titel: 0418 - Die Waldhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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kaum über die Hexe sprach, sprach man auch kaum über ihre Gefährlichkeit, ein Image, das sie sich nur den Bewohnern der näheren Umgebung gegenüber hatte schaffen können.
    Und ihre Kraft reichte kaum aus, jetzt auf die Schnelle noch durchgreifende Aktionen zu starten. Der Tod stand praktisch vor ihrer Haustür. Noch heute konnte auch ihr Wald brennen.
    Sie mußte etwas in ihrer Planung falsch gemacht haben.
    Vielleicht hatte sie sich auch in den letzten Wochen zu sehr auf Garifo verlassen, den blonden Fremden. Ihn hatte sie ja auch in die Bodega geschafft, um Valdez die Botschaft, die Warnung, zu überbringen. Sie selbst hatte nicht auffallen wollen und eine Frau, die ein Lokal betrat, fiel auf.
    Kneipen waren Männersache. Frauen hatten am Herd zu stehen, Haus und Garten zu versorgen und Kinder in die Welt zu setzen. Gerade letzteres hatte Silvana schon immer bedrückt. Kinder wurden in eine Zeit hineingeboren, die ihnen keine menschenwürdige Zukunft mehr bieten konnte -und anstatt das einzusehen, wurden immer wieder mehr Kinder gezeugt.
    Es fehlte an Aufklärung, es fehlte an Mitteln zur Verhütung - und es fehlte den Frauen an Wissen über natürliche Verhütungsmittel. Sie waren eben keine Hexen…
    Es fehlte an allem. Sicher, andere Länder versuchten zu helfen. Aber sie halfen mit den in Silvanas Augen falschen Mitteln. Geld… Geld allein konnte das Problem nicht lösen, denn dann wäre es bereits gelöst worden.
    Sie hatte selbst vor Jahren mit ihren bescheidenen Mitteln versucht, etwas zu bewirken, aber sie kam nie über einen örtlich begrenzten Bereich hinaus. Und jetzt konnte sie nichts mehr tun, jetzt kämpfte sie selbst um ihr Überleben und das ihres Waldes, und dazu brauchte sie alle Kraft, die sie besaß.
    Ihre Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück, als sich am Ende des kleinen Korridors eine Tür öffnete und eine in schwarzes Leder gekleidete, schlanke Frau heraus trat. Sie war schön und bewegte sich fast raubtierhaft, einem Jaguar gleich.
    Es war die Frau, der die Aura fehlte.
    Silvana wollte etwas sagen. Da sah die andere Frau sie, stutzte nicht einmal, sondern hob nur beide Hände, wie um Abwehr zu signalisieren. Sie öffnete leicht den Mund.
    Und im gleichen Moment sah Silvana, noch ehe die ersten Worte der Fremden erklangen, daß sie es mit einer Vampirin zu tun hatte.
    Instinktiv wurde sie zur Kämpferin und schwankte zwischen taktischem Rückzug und sofortigem Angriff.
    Aber dann vergaß sie beides.
    Diese Vampirin war verzweifelt. Sie brauchte dringend Hilfe…
    ***
    Immer wieder versuchte Zamorra, Kontakt zu finden. Aber der kam nicht zustande. Dafür wurde der Pilot unruhiger, je länger sie unterwegs waren, obgleich er anfangs doch angedeutet hatte, sich über nichts zu wundern, solange der Preis stimmte.
    »Sind Sie sicher, daß Sie wissen, wohin Sie überhaupt wollen, Senhor?« fragte er.
    Zamorra zuckte zusammen. Er hatte sich gerade in einer kurzen Konzentrationsphase befunden.
    »Natürlich«, sagte er. »Was macht der Treibstoff?«
    »Reicht noch für gut zweihundert Meilen. Deshalb frage ich. Langsam müssen wir Zusehen, daß wir in der Nähe eines Startplatzes bleiben. Nur dort kann ich notfalls nachtanken.«
    Das war ein verständliches Argument, dem sich auch Zamorra nicht entziehen konnte. »Gibt’s nicht überall Busch-Landeplätze, Taró?«
    »Sicher… aber ob die uns was verkaufen, ist eine andere Frage. Der nächste richtige Flughafen, der auch vernünftige Preise und vor allem ausreichend Treibstoffvorräte für Flugzeuge und Kopter besitzt, ist Pôrto Velho. Wir sind schon etwas drüber hinweg.«
    Zamorra nickte. Sie hatten einen breiten Fluß südwärts überquert, den Taró Húlú Rio Madeira genannt hatte. An seinem Ufer hatte Zamorra in der Ferne eine größere Stadt gesehen. Das mußte Pôrto Velho gewesen sein.
    Rechts von ihnen zog sich jetzt ein anderes silbergraues Band südwärts. In der Nähe des Flusses bewegte sich der Hubschrauber, weil sich in der Nähe auch eine große Straße befand.
    »Das ist der Rio Jamari«, erklärte Húlú ungefragt.
    Zamorra nickte. »Wir können also noch etwa hundert Meilen weiter südwärts vorstoßen, ehe wir zum Tanken umkehren müssen?«
    »Ja.«
    Also etwa hundertsechzig Kilometer, in denen Zamorra bisher ebenso wie Húlú gerechnet hatte. Beide benutzten sie das metrische System, aber die Anzeigen des Hubschraubers us-amerikanischer Bauart waren auf Gallonen und Statute Miles geeicht. Damit konnte man leben,

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