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0418 - Zwei Orchideen für eine Tote

0418 - Zwei Orchideen für eine Tote

Titel: 0418 - Zwei Orchideen für eine Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
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festgestampften, sandigen Weg, den kleine Beete säumten. Nach wenigen Schritten stießen wir auf die Hintertür des Hauses. Sie bestand aus schweren Eichenbrettern. Ich legte das Ohr dagegen und lauschte.
    »Hörst du Was?« fragte Phil nach einigen Augenblicken.
    »Nichts.«
    Mein Freund stand hinter mir, hatte den Kopf in den Nacken gelegt und äugte zu den auf der Rückfront gelegenen Fenstern empor.
    »Im ersten Stock«, sagte er leise. »Hinter einem der Fenster ist eben ein Licht aufgezuckt. Der Kerl benimmt sich reichlich unvorsichtig.«
    Ich legte die Hand auf die eiserne Klinke, aber die Tür gab nicht nach. Lubbing hatte von innen abgeschlossen.
    »Wie kommen wir ‘rein?« fragte Phil. »Wir können nicht einfach die Tür aufbrechen. Und die Aufforderung, mit erhobenen Armen ‘rauszukommen, wird der Kerl nicht beachten.«
    »Wir könnten…«
    Ich verstummte, denn Phil trat mit einem raschen Schritt neben mich und preßte sich gegen die Tür. Im gleichen Augenblick vernahm ich über uns ein schwaches scharrendes Geräusch, als reibe Holz auf Holz.
    »Er hat ein Fenster geöffnet«, wisperte mir Phil ins Ohr. »Der Kerl ist dreist genug, in seinem Versteck für frische Luft zu sorgen.«
    »Ich habe eine Idee«, murmelte ich. »Noch wissen wir nicht genau, ob es sich tatsächlich um Lubbing handelt. Vielleicht ist es jemand, der ein Recht hat, in dieses Haus einzudringen. Um sicherzugehen, werde ich von einer Telefonzelle aus anrufen. Meldet sich jemand, können wir offen mit der Person sprechen, wenn nicht, dürfte das der Beweis sein, daß ein Unbefugter im Hause ist.«
    »Okay, ich warte hier.«
    Das geöffnete Fenster im ersten Stock war dunkel. Niemand schien dahinter zu stehen. Das Gesicht hätte ich sonst als hellen Fleck erkennen müssen.
    Lautlos huschte ich davon. Auf der Straße wandte ich mich in Richtung Innenstadt. Schon nach knapp hundert Schritt stieß ich auf eine Telefonzelle. Ich trat in die Kabine, schlug das Telefonbuch von Manhattan auf und suchte den Namen Saul Young. Ich fand ihn rasch. Die Adresse stimmte. .Die Nummer war gültig. Ich warf einen Nickel in den Münzschlitz, nahm den Hörer ans Ohr und wählte. Siebenmal ließ ich die Scheibe rotieren, dann ertönte das Zeichen, tutete mir ins Ohr.
    Ich wartete voller Spannung. Ich war überzeugt, daß sich niemand melden würde, dennoch — alles war möglich.
    Die Sekunden tröpfelten dahin. Ich wartete fast zwei Minuten, wählte dann noch einmal, wartete wieder, legte schließlich den Hörer auf und schlich zu Phil zurück.
    »Ich habe das Telefon klingeln hören«, wisperte mein Freund. »Außerdem waren deutlich Schritte zu vernehmen. Mehr brauchen wir nicht zu wissen.«
    »Wir turnen hoch und steigen durch das offene Fenster.«
    »Ohne Leiter schaffen wir das nicht.«
    »An der Schmalseite des Hauses liegt eine. Ich habe sie eben gesehen.«
    Lautlos wie Schatten huschten wir an der Hauswand entlang. Wir fanden die Leiter. Sie war nicht mehr ganz neu, aber die Sprossen würden unser Gewicht tragen. Wir hoben sie an und pirschten leise zur Rückseite des Hauses. Was wir jetzt vorhatten, war nicht ganz ohne Risiko.
    Falls Lubbing zufällig einen Blick durch das geöffnete Fenster warf, mußte er uns bemerken. Allerdings war nicht anzunehmen, daß er uns für Polizisten hielt. Der Anruf, das Klettern über die Leiter — typische Methode von Einbrechern, die sich ein leerstehendes Haus vorgenommen haben und sich per Anruf davon überzeugen, daß auch wirklich niemand daheim ist.
    Vorsichtig richteten wir die Leiter auf. Ohne das geringste Geräusch lehnten wir sie gegen die Hauswand, genau unterhalb des geöffneten Fensters.
    »Welche Hausnummer ist das hier eigentlich?« flüsterte Phil.
    »108.«
    »Okay.«
    Während Phil die Leiter festhielt, damit sie nicht wackelte und keinerlei Geräusch verursachte, machte ich mich an den Aufstieg. Sieben Sprossen turnte ich hoch, dann war ich genau unter dem Fenster. Langsam schob ich den Kopf über den Sims. Mit der Linken hielt ich mich an der Leiter fest, in der Rechten hatte ich die 38er, durchgeladen und entsichert.
    Das Zimmer war dunkel. Ich konnte nichts erkennen. Muffige Luft floß mir entgegen. Es roch nach Plüsch, Staub und Bohnerwachs. Ich schob den Oberkörper durch das Fenster, zog das linke Bein nach, saß einen Augenblick später rittlings auf der Fensterbank und lauschte.
    Weiter hinten im Haus rauschte Wasser.
    Ich stieg vollends durch das Fenster, landete auf einem

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