0418 - Zwei Orchideen für eine Tote
Befremden in der Stimme. »Worum handelt es sich?« Mit einer zaghaften Geste ermunterte er uns, in den Laden zu treten. Die Eingangstür ließ er offen.
Ich lächelte. »Sie brauchen nichts zu befürchten. Wir sind wirklich G-men.«
Der Mann errötete, als hätte ich ihn bei einer Lüge ertappt. »Ich hab‘s nicht bezweifelt, meine Herren.«
»Bitte, blicken Sie nicht zu dem Haus hinüber, von dem wir jetzt sprechen werden«, sagte ich.
Sein Kopf ruckte, aber er beherrschte sich.
»Ich meine das große dunkle Eckhaus dort. Mit dem kleinen Garten. Wissen Sie, wem es gehört?«
»Ja. Einem Makler.«
»Wie heißt der Mann?«
»Saul Young.«
»Wohnt er dort?«
»Nur, wenn er in New York ist. Und das kommt ziemlich selten vor. Höchstens zwei- bis dreimal im Jahr für wenige Wochen.«
»Die übrige Zeit steht das Haus leer?«
»Ja. Wir wundem uns immer wieder darüber. Ist doch völlig nutzlos so. Es würde eine Menge Miete bringen, aber Mister Young…«
»Hier in der Gegend ist es ziemlich bekannt, daß das Haus meistens leer steht?«
»Jedes Kind weiß es«, sagte der Gemüsehändler. »Darf ich fragen, worum es eigentlich geht? Ist mit dem Haus etwas nicht in Ordnung?«
»Wir suchen einen Gewaltverbrecher. Möglicherweise hat er sich dort drüben versteckt. Sorgen Sie dafür, daß Sie und Ihre Familie heute abend nicht mehr das Haus verlassen.«
Sein rosiges Gesicht verfärbte sich von einer Sekunde zur anderen. »Meine Tochter ist noch unterwegs«, stieß er atemlos hervor. »Sie ist zu einer Party gegangen und wird… Nein, sie wird nicht allein kommen. Ihr Freund bringt sie immer bis zur Tür. Trotzdem… Ich möchte Susy lieber entgegengehen.«
»Das ist nicht erforderlich«, beruhigte ich ihn. »Der Mann, den wir suchen, wird sich an niemand vergreifen. Vorausgesetzt, daß er überhaupt in dem Gebäude steckt. Außerdem passen wir auf, Mister…«
»Arrow«, sagte er. »Pete Arrow.«
»Sie wissen also Bescheid, Mister Arrow. Aber bitte, erzählen Sie nichts in der Nachbarschaft. Wir können keinen Menschenauflauf gebrauchen. Erst dann könnte es für Unbeteiligte gefährlich werden.«
Er nickte, aber ich sah ihm an, daß er nicht ganz überzeugt war.
Wir verließen den Laden und schlenderten in Richtung Miller Highway.
»Hoffentlich steht Lubbing nicht hinter der Gardine«, knurrte Phil. »Wir beide sehen ganz verteufelt nach Polizisten aus.«
»Du ja. Ich nicht.«
»Hast schon recht, Jerry. In dir vermutet man bestenfalls einen Laufburschen.«
Als wir außer Sichtweite waren, blieben wir stehen.
»Ein leerstehendes Haus. Geradezu ideal, um sich in aller Ruhe wochenlang zu verstecken.« Phil schob sich den Hut in den Nacken. »Wir werden uns die Türen und Fenster ansehen müssen. Wenn etwas aufgebrochen ist, besorgen wir uns einen…«
»Achtung«, zischte ich. Ich packte Phil am Arm und zerrte ihn mit mir in den Schatten eines Schuppens, der dicht am Miller Highway stand.
Auch mein Freund sah jetzt das Taxi. Es stoppte ein Stück vor dem dunklen Haus und ließ einen großen Mann ins Freie. Er trug einen hellen Sommermantel, einen hellen Sommerhut und entlohnte jetzt den Driver. Das Taxi fuhr ab.
Der Große schlenderte langsam in unsere Richtung. Er hielt den Kopf gesenkt, ging an Saul Youngs Besitz vorbei, bog dann rasch um die Ecke und verschwand in dem Streifen Dunkelheit, der sich zwischen den letzten Häusern auf der Westseite von Manhattan und dem Miller Highway erstreckt.
»Das muß er sein«, sagte Phil. »Er pirscht sich von hinten ‘ran. Steigt über den Zaun, geht durch den dunklen Garten. Benutzt die Hintertür.«
Wir standen auf der anderen Straßenseite, deren Häuserzeile etwas länger war und sich dichter an den Miller Highway heranschob.
»Wir folgen ihm auf dem gleichen Wege«, sagte ich. Rasch trabten wir über die Straße. Wir erreichten den unbeleuchteten Geländestreifen. Er lag am Fuß der Highway-Böschung, war mit dürrem Gras und Sand bedeckt.
Nach wenigen Schritten stießen wir an den Zaun, der das dunkle Gebäude umschloß. Ich blieb stehen, um meine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Im gleichen Moment vernahm ich ganz in der Nähe das Knarren einer Tür. Dann knirschte ein Schlüssel.
»Er ist drin«, sagte Phil leise neben mir. »Hat vermutlich einen Nachschlüssel.«
Ich sah eine schmale schmiedeeiserne Pforte.
»Komm«, sagte ich.
Wir glitten durch die Dunkelheit. Ich schob leise die Gartenpforte auf. Wir gelangten auf einen
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