0419 - Der Grusel-Star
Fahrt verloren hatte und praktisch auf uns zuschaukelte.
Noch immer wurden wir von den Mündungen der MPis bedroht.
Mit dem Revolver kam ich nicht dagegen an. Hätte ich ihn gezogen und geschossen, die anderen wären immer schneller gewesen.
So ließ ich die Waffe stecken und wartete auf eine bessere Chance, um etwas zu erreichen.
Sie kamen näher. Dabei ließen sie sich von den Wogen tragen und heranschieben. An Bord entstand Bewegung. Einweiterer Typ erschien. In seiner Hand hielt er eine zusammengewickelte Leine.
Er holte weit aus und schleuderte sie ins Wasser.
Nikos griff als erster zu, weil er von Suko geschoben wurde. Der junge Grieche klammerte sich fest. Man holte ihn an das Boot heran und ließ ihn an Bord klettern.
»Willst du?« fragte Suko.
Die zweite Leine klatschte dicht vor ihm auf die Wasserfläche.
»Na dann gute Reise!« wünschte ich, als Suko zupackte und sich durch das Wasser ziehen ließ.
Ich sah ihm nach. Es wurden immer mehr Kerle, die sich an der Bordwand aufreihten.
Vier zählte ich. Einer stand im Ruderhaus und beobachtete die Vorgänge durch die breite, gischtbesprühte Scheibe. Mir fiel auf, daß die etwas ungewöhnlichen Matrosen gleich angezogen waren.
Das erinnerte schon an Uniformen, ohne daß ich sie direkt als solche bezeichnet hätte. Die schwarzen Pullover, die dunklen Hosen und die Strickmützen auf den Köpfen. Durch die schwarze Kleidung wirkten die Gesichter grau, manchmal auch bleich.
Suko hatte die Bordwand erreicht. Die beiden Waffenträger richteten die Läufe ihre MPis sofort nach unten, um den Inspektor vor ihren Mündungen zu haben.
Mein Freund hatte keine Chance.
Ich befand mich zwar noch im Wasser und nicht in ihrer unmittelbaren Nähe, trotzdem würden mich ihre Garben bei einem Fluchtversuch zersieben.
Sie zogen Suko in die Höhe. Sehr kräftige Hände packten ihn unter. Suko wehrte sich auch nicht, doch als er über der Reling lag – ich konnte dies gut sehen, weil mich eine Woge in die Höhe gehoben hatte –, wollte er es versuchen.
Ein MPi-Träger war schneller.
Ich zuckte selbst zusammen, als ich sah, wie der Lauf den Kopf des Chinesen traf. Ausgerechnet wieder den Schädel, der schon in der Gruft soviel abbekommen hatte.
Suko erschlaffte und wurde vollends in das Boot gezogen.
Schon flog mir die nächste Leine entgegen. Ich machte es wie mein Freund, packte zu und ließ mich an das Boot ziehen. Die Männer sagten nichts, sie »arbeiteten« hart und schweigend.
Ich erwartete ebenfalls den Hieb.
Der kam auch, und ich brachte meinen Kopf noch etwas zur Seite, so daß hauptsächlich der Nacken erwischt wurde und die Laufmündung an meinem linken Ohr entlangschrammte.
Es tat zwar höllisch weh, aber ich wurde nicht bewußtlos. Ich gab mich schwächer, als ich war, und ließ mich nach vorn fallen.
Jemand lachte und redete in einer Sprache, die sich kehlig anhörte. Das war Holländisch, wenn mich nicht alles täuschte.
Schließlich hatte ich in den Niederlanden schon einige Fälle erlebt, so war mir diese Sprache nicht fremd.
Ein scharfes Kommando ertönte. Es galt dem Mann im Ruderhaus, der wieder startete.
Das Boot legte sich schwungvoll in eine Kurve. Ich rutschte ein Stück und berührte dabei den neben mir liegenden Suko. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, einen Bewußtlosen vorzufinden. Der kurze Druck an meiner rechten Hand, ausgelöst durch seine Finger, belehrte mich eines Besseren. Suko war noch da, wenn auch geschwächt.
Der weite Bogen endete in eine Gerade, die direkt auf die Yacht zuführte. Ich rechnete damit, daß wir außenbords hochklettern mußten, doch das war nicht der Fall.
Als sich unser Boot dem Heck der Yacht näherte, entstand dort plötzlich eine gewaltige Öffnung. Ich konnte es trotz meiner Rückenlage sehen und dachte sofort an einen Bond-Film, den ich vor Jahren mal gesehen hatte. Da hatte es ebenfalls einen Mann gegeben, der auf einem Riesenschiff saß, das auf ähnliche Art und Weise gewaltige Supertanker verschwinden ließ. Es war der Streifen »The Spy, who loved me«. Der Spion, der mich liebte. Der Eigner dieser Yachtmußte sich das abgeschaut haben und hatte es in kleineren Dimensionen nachgebaut.
Wir glitten in den »Keller« der Yacht. An der dunklen Stahldecke brannten helle Leuchten, die ein schattenloses Licht auf das Wasser warfen und die Oberfläche mit Reflexen übersäten.
Hinter uns schloß sich das Schott. Ich hörte das Summen des Motors und die rutschenden Geräusche, die
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