0419 - Der Grusel-Star
Treppe zum Deck hin durch eine breite Schiebetür aus Glas versperrt. Sie stand offen, und Suko konnte bereits das fahle Blau des Himmels sehen, in das plötzlich von zwei verschiedenen Seiten Schatten traten.
Bewaffnete Männer.
Soldaten!
Und sie hielten schwere Maschinenpistolen in den Händen. Sie trugen die Uniformen, die Suko kannte, denn es waren Engländer, die sich am Ende der Treppe in voller Kampfkleidung aufgebaut hatten und mit ihren MPis auf die beiden zielten.
»Hochkommen!«
Suko steckte schnell seine Waffe weg. Er hob die Arme. Neben seinem Gefangenen ging er auf die beiden Soldaten zu. Sie starrten die Männer unter den Rändern ihrer Stahlhelme hinweg finster an.
Die Männer standen unter Spannung. Suko und sein Gefangener hüteten sich, auch nur eine falsche Bewegung zu machen.
Als sie das Ende der Treppe erreicht hatten, spürten sie den Mündungsdruck der Waffen in ihrem Rücken. In verschiedenen Richtungen wurden sie weggeführt.
Auch in dieser Bucht wehte eine steife Brise, die das graugrüne Wasser kräuselte. Linkerhand sah Suko die mächtigen Felsen wie Gigantenfäuste in den Himmel stiegen. Gegenüber fiel sein Blick auf das weite Meer hinaus, das wie ein sich kräuselnder Teppich vor ihm lag und auf dem sich kein Schiff bewegte.
Bis auf eine Ausnahme.
Das Kriegsschiff stand quer am Eingang der Bucht und sperrte sie praktisch ab. Die Geschütze des Kreuzers waren auf die Yacht gerichtet und redeten eine deutliche Sprache.
Es war ein Kriegsschiff der englischen Flotte, die genauso zur Nato gehörte wie Griechenland und die Türkei und demnach auch die Insel Zypern. Suko konnte es kaum fassen. Dawar er, aus welch einem Grunde auch immer, zufällig gerettet worden.
Freiwillig hatte die Besatzung die Yacht nicht hergegeben. Es mußte einen Kampf gegeben haben, da einige Männer bewegungslos an Deck lagen.
Sie waren tot.
Suko zählte vier.
Die restlichen waren zusammengetrieben worden und wurden von den NATO-Soldaten bewacht.
Es herrschte ein gespanntes Schweigen. Suko hielt vergeblich nach dem Kommandeur dieser Kapermannschaft Ausschau. Wahrscheinlich hielt sich der Mann bewußt zurück, bis der Chinese einen lauten Ruf vernahm. Die Stimme kannte er, leider wußte er nicht, wo er den Mann einordnen sollte, aber auf der Brücke der Yacht entstand Bewegung.
Dort erschienen zwei Männer.
Zuerst sah er den Kommandeur. Ein älterer Mann, aber viel jünger als sein Begleiter, der auf Suko deutete und dabei laut sagte:
»Das ist einer unserer Freunde.«
Das Gesicht des Chinesen verzog sich zu einem Lächeln, denn er sah einen Totgeglaubten vor sich.
Es war Nikos’ Vater.
Und der alte Grieche ließ sich durch nichts mehr aufhalten. Er stürmte den Niedergang hinab, rannte auf Suko zu, seine Augen brannten. In seinem Gesicht stand die Frage geschrieben, als er beide Handgelenke des Chinesen umfaßte.
»Sie brauchen nichts zu sagen. Nikos lebt!«
Der Mann trat zurück. Der Jubelschrei blieb ihm im Halse stecken. Statt dessen schimmerten in seinen alten Augen plötzlich Tränen, er faltete die Hände und betete.
Suko hatte selten einen so glücklichen Menschen gesehen. Er wirkte, als hätte man ihm das Leben neu geschenkt.
Der Kommandeur trat auf Suko zu, grüßte und blieb stehen. »Sie sind tatsächlich von Scotland Yard?«
»Yes, Sir!«
Der Mann hatte den scharfen Blick eines Falken. »Kann ich Ihre Legitimation sehen?«
»Selbstverständlich!« Suko holte den Ausweis hervor, und der Commander sah ihn sich sehr genau an.
»Man hat Ihnen sogar Sondervollmachten eingeräumt.«
»Das stimmt!«
»Aber Sie sind nicht allein auf das Schiff gekommen.«
»So ist es. Ein Kollege von mir und der Sohn dieses Mannes waren dabei. Der junge Grieche lebt. Was mit meinem Freund und Kollegen ist, muß ich noch herausfinden.«
Der Commander hob für einen Moment seine Augenbrauen.
»Nicht Sie allein, sondern wir!«
»Natürlich, Sir.«
»Lieutenant Braker!« Die Stimme des Commanders schallte über das Deck. Ein Offizier in Kampfkleidung löste sich vor der Reling, wo er gewartet hatte.
»Sie lassen das Schiff durchsuchen, Mr. Braker!«
»Aye, aye, Sir!«
Suko ging auf den alten Mann zu. »Wie war es möglich, daß Sie entkamen?«
»Ein Wunder«, sagte der alte Mann. »Ein Wunder. Der Herrgott wollte mich wohl nicht. Ich sah das andere Schiff, ich dachte an meinen Sohn, der viel zu jung ist, um zu sterben, und ich entkam der Hölle, denn ich konnte mich an einer Planke
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