0419 - Konferenz der Verräter
Saedelaere und wandten ihre Aufmerksamkeit anderen Dingen zu.
Saedelaere erreichte zehn Minuten später eine Hauptstraße, die von der Stadt zum Raumhafen führte. Obwohl es noch früh am Morgen war, gab es in beiden Richtungen starken Verkehr. Die Gleitbänder waren überfüllt.
Bevor Saedelaere sie jedoch erreichte, wurde er von einem älteren Mann angehalten.
„Ist das ein Film mit Ossean Dack?" erkundigte der Kolonist sich.
„Ich erinnere mich, daß Dack einmal einen solchen Film drehte, der jedoch niemals gezeigt wurde."
„Ich habe keine Ahnung, wer die Hauptrolle in diesem Film spielt", entgegnete Saedelaere .mürrisch. „Ich trage nur die Schilder durch die Stadt.
Der Precheurianer war enttäuscht. „Wissen Sie wenigstens, in welchem Theater der Film gezeigt wird?"
„Er soll in drei verschiedenen Häusern gleichzeitig anlaufen", wich Saedelaere aus.
Der Alte ging weiter, und Saedelaere hob seinen Unterarm ans Gesicht.
„Nehmen wir die Gleitbänder oder gehen wir zu Fuß?" fragte er leise ins Armbandsprechgerät.
„Gleitband!" erwiderte Tschubais Stimme. „Das geht schneller."
Saedelaere sprang auf das besetzte Band, was sofort heftigen Protest in seiner Umgebung auslöste. Ein Mann mit einer Tasche unter dem Arm warf ihm böse Blicke zu.
„Sehen Sie nicht, daß das Band besetzt ist? Sie können mit Ihren Schildern auch den Gehweg benutzen."
Saedelaere antwortete nicht.
„Die Werbemänner werden immer unverschämter!" rief eine andere Stimme. „Man sollte grundsätzlich jede Werbung dieser Art verbieten."
„Stoßt ihn doch vom Band!" schlug jemand vor.
Saedelaeres Körper straffte sich. „Laßt den Mann in Ruhe", sagte ein anderer Precheurianer. „Er führt nur seinen Auftrag aus."
Zu Saedelaeres Erleichterung war die Diskussion damit beendet.
Er wurde akzeptiert.
Solche Zwischenfälle bewiesen Saedelaere, daß die Precheurianer gewohnt waren, ihre Meinung zu sagen. Schon bei seinem ersten Aufenthalt auf dieser Welt hatte Saedelaere festgestellt, daß es auf Precheur keine Diktatur gab.
Um so erstaunlicher war Esybon Herrihets Machtanspruch.
An einer der zahlreichen Zwischenstationen verließ Saedelaere das Band. Er blickte sich nach einer ruhigen Stelle um, von wo aus er mit Tschubai sprechen konnte. In dem Menschengewimmel konnte er den Teleporter nicht sehen.
Er sah einen verlassenen Getränkeautomaten und steuerte darauf zu. Plötzlich hörte er Schritte hinter sich. Obwohl er nicht sehen konnte, wer hinter ihm war, spürte er instinktiv, daß Schwierigkeiten bevorstanden. Trotzdem ging er weiter. Als er den.
Automaten erreichte, blieb er stehen und gab vor, die Preisliste zu lesen.
„Guten Morgen!" erklang eine rauhe Stimme.
Saedelaere hob den Kopf und sah einen Beamten der Schutzpolizei vor sich stehen.
„Guten Morgen!" erwiderte Saedelaere. Er deutete auf den Automaten. „Hoffentlich funktioniert das Ding."
„Ganz bestimmt!" Der Beamte streckte eine Hand aus. „Zeigen Sie mir bitte Ihre Genehmigung."
„Denken Sie, ich hätte keine?"
„Ganz bestimmt haben Sie eine.
Aber ich möchte sie sehen." Saedelaere seufzte. Er begann in seinem Umhang herumzusuchen und brachte schließlich eine Schockwaffe zum Vorschein, die er auf den Polizisten richtete. Er hielt sie so, daß sie von den Menschen auf dem Gleitband nicht gesehen werden konnte. „Was halten Sie davon?" erkundigte sich Saedelaere.
Der Polizist starrte auf die Waffe und antwortete nicht. Man merkte ihm seine Verwirrung an. Saedelaere schloß daraus, daß er das Opfer einer zufälligen Kontrolle, nicht aber einer gezielten Suche war.
„Kommen Sie mit hinter den Automaten, damit uns niemand sehen kann!" befahl Saedelaere.
Der Polizist, ein mittelgroßer, kräftig gebauter Mann mit einem runden Gesicht sträubte sich nicht.
„Sie müssen verrückt sein", sagte er zu Saedelaere. „Jeden Augenblick kann jemand hierher kommen, dann sind Sie erledigt."
Saedelaere nickte und schoß. Paralysiert sackte der Schutzpolizist zusammen. Er würde sich die nächsten sechs Stunden nicht bewegen, aber auch nicht sprechen können.
„Was ist passiert?" hörte Saedelaere Tschubais Stimme.
Er wollte antworten, aber in diesem Augenblick tauchte ein Precheurianer neben dem Automaten auf. Der Mann hielt eine Münze in der Hand. Er war offenbar gekommen, um sich ein Getränk zu ziehen. Erschrocken blickte er auf den am Boden liegenden Polizisten.
„Es ist gut, daß Sie gekommen sind", sagte Saedelaere
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