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0419 - Schattenjäger

0419 - Schattenjäger

Titel: 0419 - Schattenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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richtig kalkuliert - man hatte hier weder gesucht noch gefunden.
    Cascal stieg aus. Den Zündschlüssel ließ er so stecken, wie er ihn vorgefunden hatte. Schließlich war es ja nicht nötig, daß der Besitzer seinen eigenen Wagen aufbrechen mußte. Und wenn ein anderer Dieb die Gelegenheit nutzte, das Radio ausbaute oder gleich den ganzen Wagen mitnahm, war das schließlich nicht mehr Cascals Problem, fand er.
    Aber weil er ein netter Mensch war, legte er auch den Parkschein auf die Mittelkonsole, damit der Besitzer den Wagen auch ohne Probleme wieder nach draußen bekam. Nur bezahlen mußte er die Gebühren dann schon selbst. Aber wer es sich leisten konnte, einen Caddy zu fahren, dem machten auch die paar Cents nichts aus.
    Vorsichtig sah Cascal sich um.
    Sein Amulett fühlte sich ein wenig warm an, aber er maß dieser Sache keine große Bedeutung bei. Er konzentrierte sich nur darauf, jetzt so schnell und unauffälig wie möglich verschwinden zu können. Hoffentlich gab’s nicht überall Straßensperren, an denen kontrolliert wurde. Andererseits besaß Miami ein derart intensives Verkehrsaufkommen, daß durchgehende Kontrollen an den Ausfallstraßen jeglichen Verkehr innerhalb weniger Minuten zum völligen Stillstand bringen würden.
    Cascal umrundete den BMW. Der Wagen sah völlig normal aus. Keine Parkkralle, keine Falle, nichts. Auch in der Nähe war niemand zu sehen. Weder ein normaler Autofahrer, der seinen Wagen gerade abholte oder frisch eingeparkt hatte, noch jemand, der auf zehn Meilen gegen den Wind nach Polizist roch.
    Und für die hatte Cascal eine Witterung.
    Er griff in die Tasche, suchte nach dem Autoschlüssel und fürchtete sekundenlang, ihn bei Lou-Belle vergessen zu haben, aber dann entdeckte er ihn in der anderen Hosentasche. Warum habe ich ihn denn links eingesteckt? fragte er sich, weil ihm das noch nie passiert war. Aber es spielte ja auch keine Rolle. Links steckte in der Tasche auch der Parkschein für den BMW. Hübsch zerknittert, daß er nicht mehr in den Eingabeschlitz des Automaten passen konnte. Cascal seufzte. Das bedeutete, daß er nicht am Kassenautomaten unerkannt Münzen einwerfen konnte, sondern beim Parkhauswächter in bar oder mit Kreditkarte bezahlen mußte, was das Risiko barg, daß der Mann die Zeitung gelesen hatte und ihn erkannte.
    L’ombre zögerte. Sollte er den BMW nicht vielleicht doch einfach hier stehen lassen und hoffen, daß Lafayette nie herausfand, wer ihm diese schwarze Schüssel auf Rädern unterm Hintern weg stibitzt hatte?
    Aber dann fiel ihm ein, daß irgend jemandem mal der Dauerparker-BMW hier auffallen würde. Man würde sich um den Wagen kümmern, und weil die Polizei in Miami bestimmt nicht dumm war, würde sie feststellen, daß es der Wagen war, dessen Fahrer sie gestern so hübsch ausgetrickst hatte. Daß Lafayette ihn in Baton Rüge als gestohlen gemeldet haben könnte, nahm Cascal zwar nicht an, weil der Betrüger und Zuhälter schwerlich riskieren würde, daß herauskam, mit welchen Tricks er an den Wagen gekommen war, aber möglich war es trotzdem. Und so oder so würde man den Wagen untersuchen und Cascals Fingerabdrücke finden.
    Aber er wußte doch längst nicht mehr, was er alles während der langen Fahrt und des Tankens angefaßt hatte. Es war ihm doch auch egal gewesen, weil Garry Lafayette ihm kaum die Polizei auf den Hals hetzen würde. Das regelte man gegebenenfalls intern. Und wenn es tatsächlich eine Anzeige gegeben hatte, würde Lafayette sie zurückziehen, sobald er den Wagen zurückbekam.
    Das Risiko, daß die Cops Fingerabdrücke fanden, die er bei einer Abwisch-Orgie trotz aller Sorgfalt übersah, war ihm zu groß. Cascal ging zum Cadillac zurück. Dessen Parkschein war unzerknittert und automatenfreundlich. Zamorra würde es sicher verschmerzen, die Probleme mit dem zerknitterten Schein lösen zu müssen und auch die weitaus höhere Gebühr für die längere Parkzeit begleichen zu müssen.
    Da sah Cascal einen Schatten.
    Den Schatten eines Menschen? Eines Polizisten, der hinter einem Betonträger auf Cascal wartete?
    Blitzschnell warf sich der Neger in Sicht-Deckung.
    Auf die Erwärmung seines Amuletts achtete er immer noch nicht. Dafür war es ihm noch viel zu unbekannt in seinen Reaktionen. Er fing ja gerade erst an zu lernen, und mit dem Mann, der ihm wertvolle Tips hätte geben können, Zamorra, wollte er ja nichts zu tun haben.
    Er flüsterte eine lautlose Verwünschung. Jetzt im Parkdeck Schwierigkeiten zu bekommen,

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