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0419 - Schattenjäger

0419 - Schattenjäger

Titel: 0419 - Schattenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gern.«
    »Tun Sie es, indem Sie verschwinden!« schrie Lou-Belle kratzbürstig.
    Zamorra wollte der Aufforderung nicht widerstehen. Er nahm den kürzesten Weg - den durchs Fenster. Vorhin hatte er die Tatsache verwünscht, daß die Wohnung zu ebener Erde lag, jetzt fand er das ganz praktisch.
    Er setzte das Amulett ein, um festzustellen, ob Ombre sich nach rechts oder links fortbewegt hatte.
    Es ging nach rechts.
    Plötzlich war Jim wieder da, der auch die Abkürzung genommen hatte. »Daß der Bursche verschwunden ist, beweist nicht gerade seine Unschuld«, knurrte er. »Der ist garantiert durch den Tunnel nach vorn zur Straße…«
    Ein paar Sekunden später wußte Zamorra, was mit dem Tunnel gemeint war. Zwei Häuser standen gut eineinhalb Meter auseinander, aber schon im ersten Stock hatte man diesen Spalt einfach überbaut, um mehr Wohnraum zu schaffen. Im Tunnel tummelten sich dafür ein paar Ratten, die pfeifend davonjagten, als die beiden Männer im Laufschritt zur Straße eilten.
    Zamorra sah noch seinen Miet-Cadillac in der Ferne verschwinden. Ombre war wieder einmal entwischt.
    ***
    Eigentlich hatte Yves Cascal noch ein paar Tage im Miami bleiben wollen, bis sich der erste Aufruhr gelegt hatte. Er hatte sogar die »Eine-Nacht-Samariterin«, Lou-Belle überreden können, ihn für ein paar Tage in ihrer Wohnung zu beherbergen. Und vielleicht konnte er in diesen Tagen Beweise dafür erbringen, daß nicht er selbst dieses Inferno im Stadtkrankenhaus ausgelöst hatte. Er war in eine Falle gelockt worden, und nun versuchte man ihm einen Strick zu drehen. Irgend ein teuflisches Wesen hatte einen Sündenbock gesucht und gefunden.
    Wieder einmal überlegte er, ob es nicht einfacher wäre, dieses Amulett einzuschmelzen und das Silber zu verkaufen. Das Amulett veränderte sein Leben zu sehr, gab ihm eine dramatische Wendung, die ihm nicht gefiel. Er wollte doch nur seine Ruhe haben und sich irgendwie durchs Leben schlagen, ohne viel Ärger zu haben und sich Zwängen anpassen zu müssen, was ihm bisher recht gut gelungen war.
    Aber dann sah er das Amulett auch wieder als Herausforderung an. Er mußte noch mehr über diese geheimnisvolle Scheibe herausfinden und mehr über das, mit dem er neuerdings konfrontiert wurde. Jener Unheimliche, der auf der Sumpfwaldlichtung bei Baton Rouge den Mongolen mit einem Blitz verbrannt hatte. Das kalte Vernichtungsfeuer in diesem Krankenhaus. Der Drang, den Impulsen des Amuletts irgendwohin zu folgen… was bedeutete das alles?
    Er spürte den Drang nicht mehr, herauszufinden, wer ihm die Botschaft ICH BIN! zugesandt hatte, für deren Übermittlung doch auch dieses seltsame Amulett verantwortlich sein mußte. Aber das war kein Wunder. Er war direkt am Ziel gewesen, und dieses Ziel gab es nicht mehr. Der Absender der unbegreiflichen Botschaft war in dem kalten Feuersturm vernichtet worden.
    Aber vielleicht ließen sich Hinweise finden, die Cascal entlasteten. Es war zwar klar, daß er sich dazu in höchste Gefahr begeben mußte, festgenommen zu werden. Das Sprichwort, daß der Täter wieder an den Tatort zurückkehre, war so alt wie die Menschheit, und im Stadtkrankenhaus würden sie ihn nicht ungeschoren lassen. Aber er war nicht umsonst L’ombre, der Schatten.
    Und er konnte diesen furchtbaren Verdacht nicht auf sich sitzen lassen. Er war ein kleiner Gauner - aber kein Mörder! Und deshalb mußte er irgendwie versuchen, sich von diesem Verdacht wieder zu befreien.
    Und dann hatte er sich plötzlich bedroht gefühlt, als jemand die Türklingel bediente. Im selben Moment, als er die Stimmen hörte, wußte Cascal, daß man ihn aufgespürt hatte. Da war dieser Mann, der auch in der Krankenhausetage gewesen war, und mit dem Cascal auch in Baton Rouge schon kurz zu tun gehabt hatte! Wie hieß er noch? Zamorra?
    Der mußte Cascal doch auch für einen Mörder halten, so wie er hier auftauchte, ohne jede Vorwarnung und ohne sich an die Spielregeln zu halten, die man in Cascals Kreisen in ähnlichen Fällen beachtete.
    Cascal wäre aber auch dann nicht an einer Unterhaltung interessiert gewesen. Viele Köche verdarben bloß den Brei. Diese Sache mußte er selbst bereinigen, dabei konnte und durfte jener Zamorra ihm nicht helfen, zumal Cascal sich ihm auch nicht moralisch verpflichten wollte. So etwas gab nur immer wieder neuen Ärger, und davon hatte er bereits genug.
    Deshalb war er blitzschnell in seine Kleidung geschlüpft, schon als Lou-Belle sich beim Klingelzeichen von der Spielwiese

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