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042 - Die Unsterblichen

042 - Die Unsterblichen

Titel: 042 - Die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Einsilbigkeit. Sie schien Matt und Aruula nicht genügend zu trauen, um sie in ihr Wissen einzuweihen - und das wiederum machte Matt skeptisch.
    Wer garantierte ihm, dass Naoki nicht ihr eigenes Spiel trieb?
    Kurz vor Anbrach der Dunkelheit erreichten sie den Waldhain, von dem Naoki erzählt hatte. Sie pflockten die Rhiffalos an und suchten eine paar Steine, die sie zu einem Kreis zusammenlegten. Darin entzündete Matt ein rauchloses Feuer, damit sie ihre Position nicht kilometerweit verrieten. Während sie die Dornenforelle vom Nachmittag über den niedrigen Flammen grillten, suchte Matt erneut das Gespräch mit Naoki. Zuerst wich sie seinen Fragen immer wieder aus, aber als er sie direkt auf ihr vielfältiges Wissen ansprach, ging sie zum Gegenangriff über.
    »Du scheinst dich sehr gut mit der Zeit vor Kristofluu auszukennen, Maddrax«, knurrte sie aggressiv. »Mir scheint fast, du könntest ein Spitzel der Unsterblichen sein.«
    Aruula wollte angesichts dieser Anschuldigung empört aufbrausen, doch Matt langte beruhigend nach ihrem Arm. Naoki hatte Recht. Wenn er ehrliche Antworten von ihr erwartete, musste er erst eine Vertrauensbasis schaffen. Ohne Umschweife begann er seine Geschichte zu erzählen.
    Er begann mit seiner Zeit bei der US Air Force und der Mission, den Beschuss des Kometen zu beobachten, der auf die Erde zu raste. Naoki runzelte die Stirn, ohne dass er erforschen konnte, ob sie schon einmal von
    »Christopher-Floyd« gehört hatte oder seine Worte einfach als baren Unsinn empfand. Sie verfolgte seinen Bericht über den Zeitsprung, ohne an eine göttliche Fügung zu glauben, sondern stellte ihm wissenschaftlich fundierte Fragen, die deutlich machten, dass sie sich mit Raum/Zeit-Theorien auskannte.
    Während Matt von der Landung in Europa erzählte, kuschelte sich Aruula eng an seine Schulter. Sie genoss seine Erinnerung an die alten Zeiten, außerdem wollte sie deutlich machen, dass er ganz und gar ihr gehörte.
    Naoki schien Matt Glauben zu schenken, und was noch wichtiger war: Sie verstand offensichtlich ganz genau, was er ihr erzählte. Das bewies, dass sie keine Barbarin war.
    »Die Unsterblichen leben schon seit undenklichen Zeiten in Amarillo«, erklärte sie im Gegenzug. »Sie schotten sich von den übrigen Menschen ab, doch auch sie müssen Handel treiben, um Nahrung und Rohstoffe zu erwerben. Mein Dorf liegt nahe der Stadt, deshalb fungierten wir seit Generationen als ihr Mittler zu Biisonjägern und Farmern. Es war eine Symbiose, von der beide Seiten profitierten. Unser Verhältnis zu den Unsterblichen war immer gut; einige von ihnen haben uns sogar unterrichtet. Deshalb wissen wir viele Dinge, die in der übrigen Bevölkerung in Vergessenheit geraten sind. Aber vor einigen Wochen…«
    Von der Erinnerung übermannt, begann ihre Stimme plötzlich zu beben und sie brach ab. Matt fragte nicht nach, was mit ihrem Dorf passiert war. Er konnten es sich denken.
    »Warum nennst du sie die Unsterblichen?«, erkundigte sich Aruula, um sie auf andere Gedanken zu bringen.
    »Weil sie ewig leben«, antwortete Naoki, als wäre das selbstverständlich. »Sie sind in dicke Rüstungen gehüllt, die ihre Körper vor dem Verfall schützen. Niemand von uns hat je ihre Gesichter gesehen.«
    »Also könnte unbemerkt ein Gene- rationswechsel stattfinden«, kombinierte Matt.
    »Vielleicht wurde deinen Leuten nur vorgegaukelt, dass sie es immer mit denselben Personen zu tun haben.«
    »Sie sind unsterblich«, brauste Naoki auf, sackte aber gleich drauf in sich zusammen.
    »Und sie sind böse geworden!«
    Ihre Netzhaut schimmerte feucht und zwei Tränen rannen aus ihren Augenwinkeln. Verlegen starrte sie in die erlöschende Glut des Lagerfeuers, die ihr schmales Gesicht gespenstisch beleuchtete. Dunkle Schatten umflirrten ihre hohlen Wangen, als sie sagte:
    »Wir sollten uns hinlegen und ein wenig schlafen. Wir müssen mit dem ersten Sonnenstrahl aufbrechen. Je eher wir aus dieser Gegend verschwinden, desto besser.«
    Matt brannten noch viele Fragen auf der Zunge, doch er wagte es nicht, weiter in sie zu dringen. Morgen war auch noch ein Tag. Plötzlich fühlte er die nächtliche Frische, die nach Anbruch der Dunkelheit über die Prärie zog. Frierend rieb er sich die Arme, während Aruula die Decken ausrollte.
    Eine davon wollte sie an Naoki abtreten, doch die zeigte sich mit ihrem löchrigen Netzmantel vollauf zufrieden.
    Aruula zuckte mit den Schultern und schlüpfte zu Matt unter die Decke. Ihre Hände

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