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042 - Die Unsterblichen

042 - Die Unsterblichen

Titel: 042 - Die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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«, erklärte die Asiatin. »Ein Unsterblicher, der schon immer viel zu sehr auf die Technik vertraut hat.«
    Ein leises Piepen ihres Signalgebers zeigte an, dass die Gleiter weit genug entfernt waren. Naoki deaktivierte das Netz und löste sich von Matts Schulter. Sie eilte zum Waldrand, um den kaum noch wahrnehmbaren Gleitern nachzusehen, die in Richtung Fort Woodsboro davonflogen.
    Weiter östlich zeichnete sich ein dunkler Strich am Horizont ab. Zweifellos eine Rauchsäule, wenn auch mindestens achtzig bis hundert Kilometer entfernt. In der endlose Weite der Prärie war das schwer einzuschätzen.
    Naoki klappte eine verborgene Abdeckung in ihrem Handschuh in die Höhe. Darunter wurden ein flacher LCD-Bildschirm und mehrere Sensortasten sichtbar. Geschickt ließ sie die Finger über das Manual fliegen, bis eine grobe Landkarte auf der Flüssigkristall-Anzeige erschien. Zwei grüne Punkte blinkten darin auf. Einer markierte zweifellos ihren eigenen Standort.
    »Sie haben Cooperton zerstört«, erklärte sie, als Matt und Aruula neben sie traten. »Sie müssen schon vor Tagesanbruch losgeflogen sein; offensichtlich haben sie noch einiges vor.«
    Ihre glatten Gesichtszüge wirkten hart wie Stein, als sie den Handschuh auf die fünf dunkle Punkte richtete, die am Horizont langsam verschwanden. Zwei Tastendrücke später hatte sie deren Position bestimmt. Sie nickte, als sie das Ergebnis ablas. »Wie ich es mir dachte, sie fliegen nach Fort Woodsboro. Falls sich dort weitere Leute eingefunden haben, um nach dem Rechten zu sehen, werden sie jetzt niedergemacht.«
    »Gut, dass wir die Toten an ihren Platz gelassen haben«, murmelte Aruula. So makaber es auch klang, es war ihre Art, Naoki Respekt zu zollen. Ohne die Hilfe der Kriegerin wären sie wohl längst ein Häufchen Asche geworden.
    Matt massierte sein Handgelenk, das noch immer von Naokis hartem Griff schmerzte.
    »Dein Equipment scheint leistungsfähiger als das der Gleiter zu sein«, sagte er mit Blick auf ihre technische Ausrüstung. »Wie kommt es, dass du sie eher orten kannst als sie dich?«
    Der Anflug eines Lächelns huschte über ihre angespannte Gesichtszüge.
    »Es ist mir gelungen, die CF-Strahlung besser zu kompensieren«, erklärte Naoki voller Stolz.
    »Selbst wenn Carter und die anderen Höchstgeschwindigkeit fliegen, bin ich den Suchtrupps um eine Minute voraus. Hätten sie uns auf freier Prärie abgefangen, wären wir allerdings dran gewesen. Wir dürfen mit den Rhiffalos nicht mehr so deutliche Spuren hinterlassen.«
    Matt ignorierte ihre letzten Worte. »Du hast etwas entwickelt, das die Erfindungen der Unsterblichen übertrifft?«, hakte er nach.
    »Nicht schlecht für eine Trapperin, die nur ein wenig Tauschhandel treibt.«
    Naoki machte ein Gesicht, als ob sie sich am liebsten auf die Zunge gebissen hätte. Wütend blickte sie Matt in die Augen. Nur um darin zu lesen, dass er längst die Wahrheit ahnte…
    ***
    Tower des Amarillo Medical Science Center, 2017
    Miki Takeo sah auf die Stadt hinab, deren Viertel nur durch einige brennende Häuser erleuchtet wurden. Früher, vor »Christopher-Floyd«, hatte man Amarillo zu einer der besten US-Städte gewählt, in denen Kinder aufwachsen konnten. Diese Zeiten waren lange vorbei.
    Überall herrschte nur noch das Faustrecht. Marodierende Banden zogen durch die Straßen und beraubten jene, die sich einen Rest von Zivilisation bewahrt hatten. Immer öfter attackierten sie auch den Medical Science Tower, dessen beleuchtete Fensterfronten wie ein höhnisches Signal in die Armenviertel strahlten.
    Seht her, wir haben Strom und alle Annehmlichkeiten der Vergangenheit, schien es die Unterprivilegierten zu verspotten, aber wir lassen euch nicht ein in unser Paradies. Seit Tagen verklebten die Wissenschaftler des Medical Science Centers alle Scheiben mit schwarzer Folie, um die Begehrlichkeiten nicht noch weit bis ins Umland zu wecken.
    Aufgrund der Kometenstrahlung wussten sie nur wenig über das, was in anderen Landesteilen vor sich ging, aber wie es schien, gehörten sie zu den Letzten, bei denen sich der Fortschritt gehalten hatte. Der größte Feind ihrer Enklave stand jedoch nicht vor den Barrikaden, die ihr Gelände umgaben, sondern befand sich in den eigenen Reihen.
    Auf dem Flur wurden Schreie laut. Ihr nächster Patient nahte.
    »Ihr Scheißkerle! Was wollt ihr von mir?!«, drang es durch die geschlossene Tür.
    Miki konnte es bald nicht mehr ertragen.
    »Gibt es denn keine andere Möglichkeit?«,

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