042 - Die Unsterblichen
Einverständnisses. Dann konzentrierte er sich auf seine Arbeit. Die zerteilte Erdkugel sprang auf und gab fünf weitere Symbole frei.
»Sieht nach einem Arbeitsprogramm der Datenspeicher aus«, murmelte Aiko, mehr zu sich selbst als zu den anderen. »Sehen wir mal nach, ob es wirklich so harmlos ist, wie es den Anschein hat.«
Der oberste Ordner öffnete sich und offenbarte eine Reihe von Zahlen- und Buchstabenkolonnen, die nur der Cyborg verstehen konnte. Matt spürte, wie er feuchte Hände bekam. Hoffentlich ging bloß nichts schief. Im schlimmsten Fall wurde Aiko zu einer umprogrammierten Mordmaschine, und er hatte vergessen zu fragen, ob der Cyborg irgendwo einen OFF-Knopf besaß, den man drücken konnte, um ihn bei Gefahr auszuschalten…
Ausschalten! Matt schnipste mit den Fingern. Natürlich, das war es!
»Ihr habt erzählt, dass die Androiden ihr Gehirn durch einen Massenspeicher ersetzt haben«, wandte er sich an Naoki. »Richtig?«
»Das ist korrekt.«
»Dann könnte es funktionieren… Gibt es die Möglichkeit, einen der Gleiter so umzubauen, dass er einen starken EMP ausstrahlt?«, fragte er weiter.
Aiko stutzte und hielt in seiner Suche inne.
»Ja«, gab er zu. »Der Antrieb der Gleiter nutzt das elektromagnetische Feld der Erde, indem er es verstärkt, kompensiert und kontrolliert wieder ableitet. Wenn man den Kompensator blockiert und alle Sicherheitssysteme überbrückt, kommt es zu einer Überladung, stark genug für einen Impuls. Trotzdem würde ich davon abraten.«
»Warum?«, fragte Naoki. »Machst du dir noch Sorgen um Carters Wohlbefinden?«
Ihr Sohn schnaufte verärgert. »Nein, aber ein elektromagnetischer Impuls würde nicht nur die Gedächtnisspeicher der Androiden löschen, sondern auch alle anderen elektronischen Bauteile im weiten Umkreis zerstören. Wir sollten lieber den Grund für Carters Störung herausfinden und ihn heilen.«
»Vielleicht haben wir aber nicht mehr die Zeit für eine sanfte Lösung«, sagte Naoki bitter.
»Was nutzt uns der Fortschritt, wenn ihn keiner mehr erleben kann? Nein, geh du deinen Weg, und wir konfigurieren einen der Gleiter in der Tiefgarage. Mit dem Lastenaufzug können wir ihn dann genau ins Herz des Medical Centers bringen. Wir werden ja sehen, wer zuerst fertig ist.«
Mutter und Sohn starrte sich feindselig an.
Jeder von ihnen wusste, dass der andere nicht nachgeben würde, deshalb sparten sie sich weitere Worte. Naoki winkte Matt und Aruula zu. »Kommt mit. Gemeinsam werden wir es schaffen.«
***
Zu dritt eilten sie durch die dunklen Gänge zurück. Als sie den Keller betraten, der zur Gleiter-Garage führte, flammte plötzlich die Deckenbeleuchtung auf. Naoki sah sich empört um. Sie dachte, einer ihrer Begleiter wäre unaufmerksam gewesen, doch eine dunkle Stimme ließ sie zusammenfahren: »Lass die Harpune fallen, Aufrührerin.«
Hinter einigen Tonnen traten Garth und Lopez hervor, wuchtige Gewehr in Händen. Klingend schlug die Harpune zu Boden.
»Hast du wirklich geglaubt, dass wir nach deiner Flucht keine neuen Sicherheitsvorkehrungen treffen?«, höhnte Lopez. »Als die Kellertür Alarm ausgelöst hat, wussten wir, dass du uns endlich freiwillig in die Falle gegangen bist.«
»Was ist mit den beiden Wilden?«, fragte Garth seinen Kollegen. »Erschießen?«
Matt wartete die Antwort nicht ab, sondern drückte den Auslöser des Drillers.
Zwei kleine Projektile, nicht größer als Kugelschreiberspitzen jagten durch den Raum. Die Explosionswucht schleuderte die Androiden zurück, doch Garth feuerte noch seine Waffe ab.
Im wahrsten Sinne des Wortes.
Ein dicker Flammenstrahl schoss aus dem Lauf und zog eine brennende Spur über die Decke. Glühende Tropfen regneten herab. Naoki konnte ihnen im letzten Moment ausweichen. Etwas von der Napalm-Paste erwischte sie aber am Handschuh und brannte sich durch bis auf die Elektronik.
»Los, raus hier!«, brüllte Matt. Aruula riss bereits die Tür auf.
Hastig drängten sie auf den Flur. Naoki tauchte gerade hinter dem Türrahmen ab, als ihr die Flammenwerfer eine wahre Feuerwalze nachsandten. Hitze und Sauerstoffmangel breiteten sich in dem engen Gang aus.
»Los, weiter«, trieb sie ihre Begleiter an.
»Wir müssen nach oben und dann hinaus.«
Matt und Aruula verstanden. Sie wollte die Androiden aus dem Keller locken, um zu verhindern, das Aiko entdeckt wurde. Sonst wäre alles umsonst gewesen.
Obwohl die Wände brannten, traten Garth und Lopez auf den Flur.
Sie benötigten keinen
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