0420 - Aibons Schlangenzauber
auf die Steine in den Händen der Besucher und wußten, daß sie machtlos waren. Die Macht befand sich in den Händen dieser Männer. Denn die Steine besaßen eine ungeheure Kraft. Sie konnten Menschen vernichten, aber auch Dämonen und andere schwarzmagische Wesen. Wo die Männer in Grau auftauchten, gab es immer Probleme, die sich unmittelbar um Aibon drehten.
Suko faßte sich als erster und nickte. »Ja«, sagte er. »Ja, ich weiß Bescheid. Sie werden mit uns keinerlei Probleme haben.«
»Das dachten wir uns auch«, erklärte der Typ mit dem grünen Stirnband im Haar. Mit der freien Hand deutete er auf die Tür. »Ihr wolltet zu Ziana?«
»Sicher.«
»Wir werden euch begleiten.«
»Und dann?«
»Nichts«, wurde den beiden erklärt. »Gar nichts. Wir müssen ein Auge auf sie haben.«
Suko lachte leise. »Falls sie euch noch nicht reingelegt hat. Ich traue ihr alles zu.«
»Du weißt mehr?«
»Nein, ich nehme es nur an. Außerdem wißt ihr selbst, daß wir beide nicht allein gekommen sind. Ihr kennt John Sinclair, wenn ihr die Männer in Grau seid.«
»Ja, wir sahen ihn.«
»Er ging zu ihr.«
Nach dieser Antwort sahen sich die vier an. Das hatten sie wohl nicht erwartet.
Wieder sprach der Mann mit dem Stirnband. »Um so besser«, sagte er. »Es wird Zeit für uns, daß wir verschwinden.« Er streckte seine Hand aus. »Du hast den Schlüssel, Chinese. Gib ihn her.«
Suko sah keinen Grund, dies zu verweigern. Er reichte den Türschlüssel rüber.
Shao stand neben ihm und blickte zu Boden. Trotz der Wärme war ihr kalt geworden. Manchmal tanzten auch rote Flecken der Aufregung über ihre Wangen. Gern hätte sieetwas gesagt, doch sie preßte die Lippen zusammen und hielt den Mund.
Der Mann in Grau öffnete die Tür. Mit dem Fuß drückte er sie nach innen. Shao und Suko wurde der Vortritt überlassen. Sie betraten den Garderobengang und konnten, da dieser breit genug war, nebeneinander hergehen. Shao faßte nach der Hand ihres Freundes. Sie ging an seiner rechten Seite und hatte den Kopf ein wenig nach links gedreht. »Können wir nicht etwas tun?« hauchte sie.
»Wie denn?«
»Ich meine, du hast doch den Stab!«
»Natürlich, aber den setze ich nicht ein, weißt du. Die Männer in Grau sind nicht unsere Feinde, auch wenn es so aussieht. Sie sind eine Art Polizei. Wenn sie erscheinen, ist etwas im Busch.«
»Und weshalb haben sie sich in der Nähe dieser Frau aufgehalten? Wollten sie, daß Ziana…?«
Shaos Worte waren gehört worden. In ihren fragenden Satz hinein erklang die nächste Antwort. »Nein, wir wollten nicht, daß es so kommt. Wir wollten sie unter Kontrolle halten. Wir wußten, daß sie Schreckliches getan hat. Sie erweckte Aibons Schlangenzauber und schaffte es sogar, den roten Ryan mit hineinzuziehen. Das ist es, was uns störte. Sein Schicksal wird sich nicht in Aibon entscheiden, sondern hier auf der Erde. Wir wollen ihm nur helfen.«
Suko blieb stehen. Natürlich kannte er den roten Ryan. Zusammen mit seinem Freund John hatte er einige üble Erfahrungen gesammelt, was diese Person anging. Damals war es um die Bluthand aus dem Jenseits gegangen. »Was ist mit dem roten Ryan geschehen?«
»Man hat ihn verflucht.«
»Und wer?«
»Es war Ziana. Sie gehört zu den Dienern des abtrünnigen Druiden Guywano. Sie will einfach sehr viel. Das Geheimnis des Dunklen Grals soll gelüftet werden. Sie allein will dies, habt ihr verstanden? Und das können wir nicht zulassen.«
»Vielleicht habt ihr es schon.«
»Möglich.«
»Und weshalb diese Verkleidung? Die Popgruppe, die ihr gegründet habt? Was sollte das?«
»Wir wollten uns bewegen können, ohne daß es auffällt. Das war der einzige Grund. Und wir mußten locken. Unser Song Aibon ist nicht umsonst geschrieben und auch gesungen worden. Er war gewissermaßen eine Initialzündung für uns. Der rote Ryan wird es gehört haben und hat Aibon verlassen. Durch den Text und vor allen Dingen durch die Melodie, die ja seine ist, hat er erfahren, wo sich sein Schicksal entscheidet. Es gibt, nicht weit entfernt, ein kleines Waldstück, das eine magische Keimzelle besitzt. Ein alter Druidenzauber hat vor langer Zeit dort gewirkt. Wir haben es wieder aktiviert. Und dort wird auch der rote Ryan erschienen sein. Aber nicht mehr so wie früher. Der Fluch hat ihn verändert. Er hat die Seiten gewechselt.«
»Heißt das, er dient nun dem Bösen?«
»Ja, den Kräften in Aibon, die wir nicht wollen. Er wird auch töten, ohne etwas dafür zu können.
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