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0420 - Aibons Schlangenzauber

0420 - Aibons Schlangenzauber

Titel: 0420 - Aibons Schlangenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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vorstellen, daß die Elfe einen langen Weg in Kauf nehmen wollte, um den roten Ryan zu retten.
    Deshalb ging ich davon aus, das Mädchen in der Nähe zu finden.
    Zunächst einmal versuchte ich, einen Weg aus dem Wald zu finden. Das war in der Dunkelheit gar nicht so einfach. Es blieb mir nichts anderes übrig, als mich in die Büsche zu schlagen. Manchmal braucht der Mensch Glück. In diesem Fall hatte ich es, denn ich stieß auf einen Weg, der mich aus dem Wald hinausbrachte, so daß ich plötzlich auf ein freies Feld blickte, das vor mir lag.
    Jenseits des Ackers standen Häuser.
    Jedenfalls schimmerten dort Lichter.
    Und wenn mich nicht alles täuschte, wehte der Wind sogar den Klang heller, kleiner Glocken zu mir heran…
    ***
    Die Schlange hatte einen Menschenkopf!
    Dieser eine Satz, diese Tatsache schrillte im Hirn des Mannes, der sekundenlang wie angegossen auf dem Fleck stand, danach tief Luft holte und rückwärts ging.
    Es waren Bewegungen, die eher zu einem Roboter gepaßt hätten als zu einem Menschen, und er blieb erst stehen, als er mit dem Rücken die offene Zimmertür seiner Tochter erreicht hatte und gegen die Kante stieß.
    Erst jetzt wurde ihm bewußt, daß Eileen sich nicht gerührthatte.
    Sie stand dicht vor der Treppe und blickte der dort liegenden Schlange genau ins Gesicht.
    Pernell Hendricks holte tief Luft. Er wollte sprechen, räusperte sich zunächst und flüsterte dann: »Eileen, komm zurück. Komm her zu mir!«
    Sie hörte nicht, vielleicht wollte sie auch nicht hören, denn sie blieb stehen.
    Pernell Hendricks verstand die Welt nicht mehr. Seine Hand, die gegen das Türfutter gestützt war, zitterte.
    »Eileen, komm!« Noch einmal versuchte er es.
    »Nein, ich muß bleiben!« Sie antwortete, ohne sich dabei nach ihrem Vater umzudrehen.
    »Warum?«
    »Ich spüre es. Es geht nicht so einfach. Ich kann nicht weg. Man braucht mich hier. Ja, man braucht mich.«
    »Wer braucht dich?«
    »Die Schlange!«
    Hendricks lachte. Es war ein Unding, wenn sie so sprach. Eine Schlange brauchte keinen Menschen, höchstens als Opfer und nicht, wie Eileen vielleicht vermutete, als Helfer.
    Überhaupt kam ihm die Szene so ungewöhnlich vor. So anders, so wenig real. Eine Schlange im Haus. Wer konnte darüber schon etwas sagen, und wer würde ihm glauben?
    Hendricks mußte etwas tun. Seine Tochter brauchte ihn. Er würde sie trösten müssen, mit ihr reden.
    Deshalb ging er zu ihr. Wieder mit angstklammem Herzen, und neben Eileen blieb er stehen. Nichts hatte sich verändert. Er starrte über die Kanten der Stufen hinweg und sah die Schlange auf der Treppe liegen. Erst jetzt kam er dazu, sich das Gesicht und den Kopf anzusehen.
    Der Schädel wuchs aus dem Körper. Er war praktisch nahtlos integriert. Fast feuerrote Haare wuchsen wie erstarrte Flammen auf dem Kopf. Die Gesichtszüge wirkten wie verschoben, die Augen standen weit offen, und Hendricks erkannte die grünen Pupillen.
    »Wer ist das?« flüsterte er.
    »Ein Freund.«
    »Du kennst ihn?«
    »Ja, ich erkenne ihn. Ich habe ihn gesehen.«
    »Wo denn?«
    »In meinen Büchern. Deshalb ist er auch zu mir gekommen. Ich habe in meinem Zimmer die Bücher stehen, in denen ich immer die schönen und unheimlichen Geschichten über andere Länder lese. Und den Mann mit den roten Haaren kenne ich. Er ist der rote Ryan. Über ihn gibt es viele Sagen und Legenden, Daddy.«
    »Welche?«
    »Die aus Irland und so…«
    »Das… das glaubst du?«
    »Siehst du ihn denn nicht?«
    »Natürlich.«
    Eileen deutete nach vorn. »Schau dir mal sein Gesicht an. Da ist alles verzerrt, in den Zügen steckt die Qual. Er will keine Schlange sein. Ich habe mit ihm gesprochen. Er drang in meine Gedanken. Er ist nur verflucht. Schlecht ist er nicht.«
    Als der Mann die Worte seiner Tochter hörte, stand er kurz vor dem Durchdrehen. Bisher hatte er sich mit seinen Kommentaren zurückgehalten, das änderte sich nun.
    »Was hast du da gesagt? Er ist nicht schlecht? Er soll nicht schlecht sein? Diese komische Riesenschlange hier?«
    »Ja.«
    »Verdammt noch mal, Eileen…« Und jetzt brach es aus ihm hervor. »Er hat deine Mutter getötet. Hast du verstanden? Er tötete deine Mutter. Und da behauptest du, daß er nicht schlecht sei?«
    Sie reagierte nicht, gab keine Antwort auf die letzte Bemerkung ihres Vaters.
    Hendricks faßte sie an, drehte sie herum, schüttelte sie durch und blickte in ihr Gesicht. »Hast du mich nicht verstanden, Eileen? Sie hat deine Mutter getötet. Deine Mutter.

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