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0420 - Sie holten sich den grauen Joe

0420 - Sie holten sich den grauen Joe

Titel: 0420 - Sie holten sich den grauen Joe Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gefühl. Während ich noch staunend überlegte, woher das schwere Ding kommen könnte, sackte ich weg in ein tiefes Loch. Mein Denkvermögen war für einige Zeit auf Eis gelegt worden.
    ***
    Die baufällige Garage lag am Ende von New Brunswick. Da, wo die Straße nach Princeton abzweigte, musste man einen Hof überqueren, auf dem etliches Gerümpel lag. Die Gegend war verlassen wie eine Naöhtbar um zehn Uhr vormittags. Niemand hatte hier etwas verloren, und so kümmerte sich seit Monaten keine Seele um diesen willkommenen Schuttplatz.
    Kein Lichtschimmer drang nach draußen. Aber selbst wenn dies der Fall gewesen wäre, hätte man es nur nachts wahrnehmen können. Das Gebäude hatte keine Fenster und war als Lagerschuppen gebaut worden. Eine Zeit lang hatte ein Schrotthändler seinen Transporter untergestellt, und seitdem war noch eine Menge altes Werkzeug vorhanden.
    Zwei Männer standen in dem Raum und betrachteten einen frisch gespritzten Wagen. Er leuchtete in strahlendem Fahnenrot wie eine Kiste reifer Tomaten. Es roch penetrant nach Verdünnung und Ozon. Das grelle Licht der Neonlampe ließ die Farbe violett erscheinen.
    »Und nun?«, fragte' Poe und kratzte sich am Hinterkopf. Das hieß so viel, dass er am Ende war mit seinen Gedanken.
    »Nimm die Blechrolle da drüben und fabriziere einen Aufsatz«, sagte der andere in gebieterischem Ton. Er holte einen Bogen Papier äus der Tasche und breitete ihn auf einem alten Küchenhocker aus.
    »Hier ist die Zeichnung. Es kommt nicht auf einen Zoll an, aber stabil muss das Ding sein. Von mir aus kannst du die Attrappe mit Nägeln auf dem Dach befestigen. Die Mühle ist sowieso schrottreif. Und vergiss nicht, das Blech rot zu lackieren.«
    Der Wagen hatte bereits jetzt ziemliche Ähnlichkeit mit den Einsatzwagen der Feuerwehr. Es fehlten nur noch die Stadtwappen auf den Türen und die Nummernschilder. Aber auch daran hatte der Boss des Unternehmens gedacht. Er holte ein paar passend geschnittene Plastikfolien aus einer Reisetasche, zog die schützenden Rückseiten ab und drückte die Selbstkleber auf die beiden Türen.
    Dass der frische Lack dadurch beschädigt wurde, störte ihn nicht. Der Chevy hatte sowieso nur einen Einsatz auszuhalten.
    »Die Feuerwehr wäre stolz auf dieses Prunkstück«, grinste Poe den Boss an. Doch dieser ging nicht auf den vertraulichen Ton ein. Er packte aus seiner Tasche einen schwarzen Kasten aus. Er war so groß wie drei aufeinandergelegte Zigarrenkisten, aber fünfmal so schwer. Als der Mann ihn aus dem Papier wickelte, kam ein Funksprechgerät zum Vorschein, das an die Autobatterie angeschlossen Werden konnte. Er baute das Gerät in das Handschuhfach ein und stöpselte einen Kopfhörer dran. Als er das Stromkabel angeschlossen hatte, funktionierte der kleine Kasten zu seiner vollen Zufriedenheit. Für den lokalen Funksprechverkehr im Umkreis bis zu drei Meilen reichte die normale Autoantenne, die sich noch aus früheren Zeiten am Chevy befand.
    Schlagartig hörte er auf. Zischend gab er Poe ein Zeichen. Sie hörten jetzt beide das Klappen einer Autotür, dann kamen schnelle Schritte näher. In Sekundenschnelle hatte der Boss eine Automatic in der Hand. Die Mündung der schweren 38er war auf die Tür gerichtet, vor der die Schritte verhielten.
    Dann wurde in einem bestimmten Rhythmus geklopft. Er konnte die Waffe wieder einpacken und aufschließen. Abgehetzt und etwas ramponiert stand Ciro vor der Tür.
    »Wir müssen abhauen«, erzählte er und quetschte sich durch den schmalen Spalt, der sofort wieder geschlossen wurde. »Das FBI ist hinter uns her.«
    Zur Bekräftigung legte er feierlich eine Plastikhülle auf den Tisch, in der ein FBI-Ausweis steckte. Als er sich etwas beruhigt hatte, konnte er Einzelheiten erzählen.
    Nachdenklich hörten die anderen ihm zu. Dann befahl der Boss mit einer Handbewegung Schweigen. Er stand auf, holte 18 seine Tasche und stellte sie mitten auf den Tisch. Gespannt wie Bogensaiten hingen die beiden an seinen Lippen.
    ***
    Wie lange ich so gelegen hatte, konnte ich beim besten Willen nicht schätzen. Der Hornissenschwarm im Raum entpuppte sich als schlichtes Schädelbrummen. Ich öffnete die Augen, aber die Dunkelheit war perfekt. Nur war es nicht mehr so gemütlich, als ich feststellte, dass meine Hände auf dem Rücken gefesselt waren. Außerdem war die Lage alles andere als bequem. Der Fußboden war kalt, feucht und hart. Obwohl ich nicht wusste, wo ich mich befand, ging ich erst einmal auf Erkundung.

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