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0420 - Sie holten sich den grauen Joe

0420 - Sie holten sich den grauen Joe

Titel: 0420 - Sie holten sich den grauen Joe Kostenlos Bücher Online Lesen
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Das heißt, gehen konnte man das plumpe Rollen nicht nennen.
    Ich wickelte mich um meine eigene Achse, bis ich an ein Hindernis stieß. Es war nach ungefähr drei Yards, als es hohl klang. Mit den Füßen hatte ich etwas Hartes berührt.
    Es dauerte eine Minute, bis ich mich so weit hinuntergeschoben hatte, dass ich mit dem Gesicht nachfühlen konnte. Es roch nach Teer und war klebrig. Da die Oberfläche rund war, schloss ich, dass ich vor einem oder mehreren Teerfässern lag. Wo konnte das sein? In Braniffs Keller lagerten höchstens Weinfässer. Man hatte mich also woanders hingebracht. Der Raum musste ausbruchssicher sein, denn ein Bewacher hätte sich schon längst bemerkbar gemacht.
    In der anderen Richtung ging es doppelt so weit. Dann kam eine raue Betonmauer. Mit ihrer Hilfe gelang es mir nach zwei Versuchen, mich aufzurichten. Laufen konnte ich nicht, denn auch meine Füße hingen zusammen.
    Nur mit ganz kleinen trippelnden Schritten schob ich mich an der Wand lang, bis ich zur Ecke kam. Im rechten Winkel ging es weiter. Der Raum musste mindestens 10 mal 15 Yards groß sein und war wohl bis auf die Fässer leer. Denn auch an der dritten Wand fand ich nichts weiter als eine eiserne Tür, die verschlossen war. Dafür kam ein winziger Lichtschein durch das Schlüsselloch. Mit ziemlichen Verrenkungen gelang es mir, einen Blick auf die andere Seite zu werfen.
    Ich sah ein paar Kieshaufen, zwischen denen sich ein Weg hindurchwand. Tiefe Pfützen standen in den ausgefahrenen Spuren. Aber was ich noch sah, begeisterte mich keineswegs. Zwei Gestalten näherten sich dem Lagerhaus. Ihre typischen Gesichter unter den schmalrandigen Hüten verrieten mehr über ihren Beruf als der ausführlichste Lebenslauf. Sie kamen in gerader Linie auf das Tor zu, hinter dem ich stand.
    Ich zögerte nicht länger und trat etwas zurück. Vorsichtig ließ ich mich nieder und rollte zu der Stelle zurück, wo ich aufgewacht war. Sie brauchten nicht zu wissen, dass ich bereits auf Erholungsspaziergang gewesen war. Als der Schlüssel im Schloss knirschte, schloss ich die Augen und stellte mich noch immer bewusstlos. Sie traten ein und schlossen gleich wieder ab. Zehn Sekunden später leuchtete mich der eine mit einer starken Taschenlampe an. Ich rührte mich nicht.
    »Soll ich ihm einen Eimer Wasser über den Kopf gießen?«, fragte der eine.
    »Nicht nötig«, brummte der andere. Der Meinung war ich allerdings auch. Bevor ich aber auch nur ein Augenlid bewegen konnte, hatte ich eine Schuhspitze zwischen den Rippen, die mir sekundenlang die Luft nahm. Wie ein Karpfen schnappte ich nach Luft.
    »Na also«, grinste mich der Menschenfreund an, »meine kleinen Tricks helfen immer.«
    »Und wie geht das Stück weiter?«, fragte ich und blinzelte in das grelle Licht der Taschenlampe. Ich sah zwei Paar Hosenbeine und elegante Schuhe. Das war alles.
    »Gleich kommt der zweite und letzte Akt«, höhnte der Erste. »Dann hast du ausgesorgt, kapiert?«
    »Treffend erfasst«, sagte ich freundlich. »Aber dann fangen für euch erst die Sorgen an. Glaubst du, ich bin allein in dieser Gegend? Euch haben meine Kollegen schon auf der Liste.«
    »Bis die hier sind, liegen dreitausend Meilen zwischen deinem Grab und uns«, versicherte der zweite. »Los, Ciro, hol den Wagen herein.«
    Der mit Ciro angesprochene entfernte sich. Gleich darauf sah ich eine Messerklinge aufblitzen. Ich schluckte einmal kurz, dann spannte ich die Muskeln. Aber es war nicht nötig. Mit einem raschen Schnitt zertrennte er den Strick, der meine Füße zusammenhielt. Dann richtete er sich wieder auf.
    Ciro hatte die Riegel der Tür gelöst. Helles Licht strömte herein. Ich sah, dass die kleine Tür in ein großes Tor eingelassen war, durch das sogar Lastwagen in die Halle fahren konnten. Er hebelte die Zuhaltungen auf und ließ das Tor aufschwingen. Dann stapfte er hinaus.
    »Aufstehen«, kommandierte mein Bewacher. Ich rollte mich auf den Bauch und befolgte die Aufforderung. Drei Sekunden später stand ich auf den Beinen, noch etwas wackelig.
    »Los, Gesicht nach links, marschieren«, klang es dicht hinter mir. Sofort bohrte sich etwas zwischen meine dritte und vierte Rippe. Es fühlte sich hart wie ein abgesägter Coltlauf an. Es blieb mir nichts anderes übrig, als in die angegebene Richtung zu gehen. Nach etwa zehn Schritten stand ich direkt vor den aufgestapelten Fässern. Jetzt konnte ich erkennen, dass es eiserne Tonnen waren. Der Stapel reichte bis knapp unter die Decke. Ich

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