0421 - Ein Gangster will New York beherrschen
letzten Augenblick aus.
Er konnte den Hieb nicht mehr bremsen. Seine Faust schlug mit voller Wucht gegen die Betonwand. Es gab ein hässliches Knirschen, als Knochen brächen.
Sein Gesicht verzerrte sich zu einem Ausdruck fassungslosen Staunens, dann stieß er einen Schrei aus, in dem sich Wut und Schmerz mischten.
Ich war bereit, einen weiteren Angriff abzuwehren, aber er schien es vergessen zu haben. Fassungslos starrte er auf seine blutende Hand.
Ich griff in die Tasche, holte Handschellen heraus und hängte sie ihm mit einer raschen Bewegung um. Er versuchte keinen Widerstand.
Von rechts taumelte eine Gestalt heran, wild mit den Armen rudernd, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Ich fing den Burschen auf, kettete ihm Stahlfesseln um, die ich mit denen des Gorillas verband, und ließ ihn dann zu Boden gleiten.
Phil kam heran und klopfte sich den Staub vom Anzug.
»Das war’s«, sagte er. »Die Vereinigten Staaten werden mir einen neuen Zahn bezahlen müssen. Wie sieht es bei dir aus?«
»Bedingungslose Kapitulation«, sagte ich, schwer atmend. »Der Gorilla da hat sich selbst erledigt. Mit normalen Mitteln war überhaupt nichts gegen ihn zu machen. Wir sollten ihn im Zoo abliefern - vielleicht haben die eine Erklärung dafür.«
Phil kniete nieder und legte auch den bewusstlosen Schlägern Handschellen an.
»Schaffen wir sie hinter Gitter«, sagte er. »Ich glaube zwar nicht, dass sie ihren Boss verpfeifen werden. Aber das hindert uns nicht, sie zu fragen.«
***
Die Gangster wurden in das FBI-Gefängnis im Keller des Gebäudes in der 69. Straße transportiert. Der diensttuende Arzt kümmerte sich um sie, und bereits nach einer halben Stunde waren sie fähig, vernommen zu werden.
Wir nahmen ihre Personalien auf. Es waren lauter alte Bekannte. Keiner war dabei, der nicht vorbestraft war. Ausnahmslos waren es dritt- und viertklassige Figuren, Schlägertypen, bereit, für ein paar Dollar jede Gemeinheit zu begehen. Von dieser Sorte gab es in der Unterwelt mehr als genug.
Ihre Geschichte war einfach. Nein, sie hatten nicht im Auftrag gehandelt. Sie waren spazieren gegangen, ganz friedlich, und da seien wir gekommen und hätten einen Streit vom Zaun gebrochen. Sie hätten sich angegriffen gefühlt und nur gemeint, sich zu verteidigen. Dass wir FBI-Agents waren, hätten sie natürlich nicht gewusst; jetzt mussten sie ‘zwar zugeben, dass wir wohl kaum die Angreifer gewesen seien, aber wir hätten uns eben so verhalten. Das Ganze sei ein Irrtum.
Sehr bedauerlich. Zum Glück sei uns ja nichts geschehen.
»Man muss ihnen lassen, die Platte beherrschen sie«, brummte Phil.
»Kein Wunder, bei der Erfahrung.«
Ich sagte den Burschen, dass sie mit einer Anklage wegen Körperverletzung und Verstoß gegen das Waffengesetz zu rechnen hätten, und ließ sie dann in die Zellen schaffen.
Auf dem Gang lief mir ein Mann über den Weg. Er war groß, braun gebrannt und wirkte unerhört selbstsicher.
»Hallo, Agent Cotton!«
Ich sah ihn stirnrunzelnd an.
»Kennen wir uns?«
»Vom Sehen jedenfalls. Ich bin Dallas Quayle, Strafverteidiger. Ich vertrete unter anderem die Gerechten der letzten hundert Tage - Sie wissen doch, der Verein, der die Welt verbessern will. Jerome Davis, der Verbandspräsident, ist Ihr Wohnungsnachbar!«
»Sind Sie auch ein Gerechter?«
Er lachte.
»Nein, ich bin Rechtsanwalt. Der Verband der Gerechten zahlt nur gut, und ich bin sein juristischer Berater. Wir haben uns ein paar Mal im Flur vor Ihrer Wohnung getroffen.«
»Schön, Mister Quayle. Was kann ich für Sie tun?«
»Ich bin hier, um die Interessen der fünf Gentlemen zu vertreten, die Sie vorhin festgenommen haben.«
Ich hob die Brauen.
»In wessen Auftrag kommen Sie?«
Er lächelte breit.
»Fragen stellen ist Ihnen wohl zur zweiten Natur geworden. Sie wissen, dass ich darauf nicht zu antworten brauche. Jeder Festgenommene hat das Recht auf einen Verteidiger…«
»Geschenkt! Was wollen Sie?«
»Wann ist der Haftprüfungstermin vor dem Richter?«
»Sehr bald, Mister Quayle.«
»Morgen früh, oder ich lege Beschwerde ein!«
»New Yorks bester Strafverteidiger in voller Aktion«, grinste Phil, der herangeschlendert kam.
»Hallo, Agent Decker«, sagte er.
»Sie wissen ganz gut, dass die fünf auch mit einem guten Verteidiger keine Chance haben. Ein Jahr für jeden dürfte bei ihrem Vorstrafenregister das Mindeste sein.«
»Das ändert nichts daran, dass sie ein Recht auf die bestmögliche Verteidigung
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