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0421 - Willkommen im Fegefeuer

0421 - Willkommen im Fegefeuer

Titel: 0421 - Willkommen im Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Verletzungen, die er dem anderen zugefügt hatte. Dicke Streifen an den Armen, wie mit dem Messer geschnitten, aus dem Blut von einer dunklen, fast schwarzen Farbe quoll. Die langen Krallenfinger waren ausgestreckt und hatten sich um den Rand der Plattform festgeklammert.
    War dieser Killer erledigt?
    Zum erstenmal entdeckte Suko im Gesicht des Gegenübers so etwas wie ein Gefühl. Er hatte den Mund in die Breite gezogen. Es sah aus, als würde er grinsen. Daran wollte der Inspektor nicht glauben. Wer grinste, empfand bestimmt keinen Schmerz.
    Noch immer trug er die Halbmaske. Durch seinen mächtigen Körper glitt ein Zittern. Aus dem Maul drang ein tiefer, röhrender Laut, der Suko und das Mädchen erschreckte.
    Aber Carol hatte sich gefangen. Sie stand wieder auf den Füßen.
    Suko nahm dies aus dem Augenwinkel wahr. Carol stand mit dem Rücken an der Wand, die Handflächen hart gegen das Gestein gepreßt, ebenso ihren Hinterkopf. Es sah so aus, als wäre sie mit dem Mauerwerk verschmolzen. »Geh raus!« flüsterte Suko ihr zu.
    »Verschwinde, Carol. Lauf aus dem Keller.«
    »Und… und Sie?«
    »Ich werde mit ihm allein fertig.« Suko hoffte, nicht übertrieben zu haben, doch wie es aussah, schien es bei ihm günstig zu laufen.
    Der Killer aus dem Fegefeuer war durch die Schläge mit der Dämonenpeitsche zwar nicht vernichtet worden, aber er hatte seine Schwierigkeiten. Als Dämon wäre er umgekommen, als Mischung zwischen Mensch und Schwarzblütler kämpfte er einen wütenden, verzweifelten Kampf und schaffte es schließlich, sich sogar hinzusetzen.
    Mit einer Hand stützte er sich ab. Es war die Linke. Sehnen und Muskeln des Arms sprangen hervor. Dazwischen schimmerten dunkel die breiten Einschnitte, die die Treffer der Dämonenpeitsche hinterlassen hatten.
    Die Haltung war ungewöhnlich. Weshalb der Gegner so hockte, darauf erhielt Suko schnell eine Antwort. Der Killer schwang seinen anderen Arm herum. Er wollte eine der Handgranaten lösen.
    Sofort hob Suko die Peitsche. Diesmal wollte er den Kopf treffen, doch da geschah etwas Überraschendes.
    Es entstand kein Geräusch, aber es gab einen Ruck, als sich die runde Plattform plötzlich in Bewegung setzte. Samt ihrem Inhalt verschwand sie in der Tiefe.
    Die langen Flammenzungen hatten nur auf sie gewartet. Sie waren da wie zitternde, dennoch zupackende und festhaltende Hände. Als Lohe schlugen sie über der Plattform zusammen und bildeten einen Schutz um die Gestalt des Killers.
    Suko war unwillkürlich bis an die Wand zurückgewichen. Er traute sich plötzlich nicht mehr, die Peitsche einzusetzen. Eine innere Stimme hielt ihn davon ab.
    Das Feuer mußte stark sein. Nicht umsonst war es das berühmte Fegefeuer. Es hatte den Killer geschmiedet, ihn fast resistent gemacht, und dies als Mensch. Suko befürchtete, daß die kalten Dämonenflammen auch seine Peitsche vernichteten.
    Und die Plattform sank. Für einen Moment noch sah er hinter dem zuckenden Zelt aus kalten Flammen die Gestalt des Mannes, dann war auch sie verschwunden.
    Konnte er es als einen Sieg bezeichnen?
    Nein, höchstens als einen halben. Der Killer war entkommen, Carol Maynard zum Glück auch. Das sah Suko als Erfolg an. Er ging behutsam vor und blieb am Rand der Öffnung stehen, um in die Tiefe zu schauen. Viel sah er nicht, nur die zuckenden Flammen. Sie brannten lautlos, auch relativ dunkel, denn sie blendeten den Mann kaum.
    Wo ihre Quelle lag, entdeckte der Chinese nicht. Aber er war fest entschlossen, noch einmal hierher zurückzukehren und der Sache auf den Grund zu gehen. Dabei dachte er auch daran, selbst auf die Plattform zu steigen und in die Tiefe zu fahren.
    Ein beunruhigender Gedanke, aber Suko gehörte zu den Menschen, die fast jedes Risiko auf sich nahmen.
    Er ging weiter.
    Der Gang lag frei vor ihm. Von Carol war nichts zu sehen. Sie hatte wohl seinen Rat befolgt und war verschwunden. Hoffentlich hielt sie sich irgendwo versteckt.
    Suko erreichte wieder den normalen Teil des Kellers. Er stand wie ein Denkmal in der Stille. Es brannte Licht, aber ebenso viel Schatten war vorhanden.
    War Carol nach oben gegangen?
    Er rief ihren Namen, ohne eine Antwort zu erhalten. Suko war kein ängstlicher, dafür ein vorsichtiger Mensch. Er spürte plötzlich, daß etwas nicht stimmte. Einiges war anders als bei seiner Ankunft.
    Ob es mit dem Mädchen zusammenhing, wußte er nicht zu sagen.
    Zudem kannte er das gesamte Haus nicht. Da konnten noch überall Gefahren lauern.
    »Carol!«

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