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0422 - Der Kopfjäger von Manhattan

0422 - Der Kopfjäger von Manhattan

Titel: 0422 - Der Kopfjäger von Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
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rauschgiftsüchtig oder Rauschgiftschieber ist und sich den Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand verletzt hat. Viel mehr ist in dieser Geschichte nicht zu machen.«
    »Behaltet die Sache jedenfalls im Auge. Ihr wißt ja, daß sich das Syndikat neuerdings auch ins- Rauschgiftgeschäft einmischen will. Ich würde jede Möglichkeit begrüßen, die es uns gestattet, den Burschen dabei empfindlich auf die Finger zu klopfen.«
    Wir kehrten in unser Office zurück und waren ausreichend damit beschäftigt, die Akten einer kürzlich zum Abschluß gebrachten Sache zu vervollständigen, damit sie endlich an den Distriktstaatsanwalt weitergeleitet werden konnten. Bis dann gegen Mittag ein Anruf kam.
    »Hier spricht Abe Smitty, Sir«, sagte eine noch sehr jugendlich wirkende Männerstimme. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich bei Ihnen an der richtigen Adresse bin. Vielleicht sehe ich auch nur Gespenster.«
    Es entstand eine Pause. Mit einer stummen Geste forderte ich meinen Freund auf, die Mithörmuschel zu nehmen.
    »Schütten Sie ruhig Ihr Herz aus, Mister Smitty«, sagte ich. »Wir werden dann schon sehen, was wir für Sie tun können.«
    »Ich bin Medizinstudent. Achtes Semester, Sir. Wir haben da einen Club, wo wir uns abends mal treffen. Nicht nur die medizinische Fakultät, Sir. Es sind so ziemlich alle Studienrichtungen vertreten.«
    »Ich verstehe«, sagte ich, als er wieder eine Pause machte.
    »Ja«, fuhr er fort, »und das ist der springende Punkt, Sir. Seit vorgestern gehen bei uns im Club seltsame Dinge vor.«
    »Können Sie das genauer beschreiben?«
    »Na, kurz gesagt, Sir, ich bin der Meinung, daß ein paar von unseren Leuten sich zu sehr mit Rauschgift eingelassen haben.«
    Nachdem er die Katze aus dem Sack gelassen hatte, schien es ihm leichter zu fallen, weiterzusprechen. Unser Gespräch dauerte fast eine Viertelstünde. Danach verabredeten wir uns mit ihm für acht Uhr abends an einer Ecke in Greenwich Village, dem berühmten Künstlerviertel von New York.
    Abe Smitty war ein kleiner, ernster junger Mann von etwa fünfundzwanzig Jahren. Als wir zwei Minuten zu früh am vereinbarten Treffpunkt ankamen, stand er schon da und preßte seinen Klarinettenkasten eng an sich, den er uns als Erkennungszeichen genannt hatte. Wir traten zu ihm hin, tippten an die Hutkrempe und stellten uns vor. Phil fügte hinzu:
    »Am besten ist es, wenn wir ein Stück die Straße entlanggehen, Mister Smitty.«
    »Ja, sicher, natürlich«, haspelte der junge Mann aufgeregt herunter.
    Das Künstlerviertel erstrahlte im Licht der bunten Reklamelampen, die Cafés, Restaurants, Kunsthandlungen, Antiquariate, Buchhandlungen und Nachtlokale anpriesen. Es war noch nicht völlig dunkel geworden, aber Kaskaden glitzernder bunter Lichter ließen gar nicht erst die Stimmung einer Dämmerung aufkommen. In New York herrschte entweder Tag im hellsten Sinne des Wortes oder aber glitzernde Großstadtnacht. Auf den Gehsteigen schoben sich Passanten in einem für hiesige Verhältnisse ungewöhnlich langsamen Tempo vorwärts. Reisegesellschaften wurden von ihren Führern auf gewisse Sehenswürdigkeiten aufmerksam gemacht, die ein richtiger New Yorker kaum zur Kenntnis nimmt.
    »Geben Sie uns noch ein paar allgemeine Informationen, bevor wir Ihren Club aufsuchen«, bat ich. »Wie viele Leute gehören überhaupt dazu?«
    »Faktisch können alle Leute hinkommen, die bei uns studieren. Und es ist niemandem verwehrt, Gäste mitzubringen. Wir haben keine eingetragenen Mitglieder, Mister Cotton. Der Club wird vom Studentenausschuß geführt. Natürlich bilden sich in jedem Semester neue Gruppen, die Stammgäste sind.«
    »Wie viele Räume gibt es?«
    »Einen einzigen großen Keller. Ich schätze das Fassungsvermögen auf ungefähr zweihundert Plätze. Es gibt Limonade und Dosenbier. Man muß es sich selbst von der Theke holen. Preislich liegen wir ein wenig unter dem Durchschnitt der Kneipen. Manchmal machen wir ein bißchen Musik, aber wenn sich niemand dazu findet, müssen die Paare, die unbedingt tanzen wollen, Geld in die Musikbox werfen. Um Mitternacht wird geschlossen, eisern.«
    »Okay. Dann wollen wir uns die Sache mal ansehen.«
    Wir gingen bis zu der ausgetretenen Treppe, die hinab zum Eingang des Studentenklubs führte. Die Tür bestand aus dickem Holz, das mit einer Schicht grellroter Farbe bestrichen war. In einem sehr kurzen Flur lagen links und rechts die Toiletten. Durch eine doppelflügelige Schwingtür gelangte man unmittelbar in den

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