0422 - Der Kopfjäger von Manhattan
leise fragte:
»Was bietest du, Rocky?«
»Zweitausend. Die Hälfte jetzt, die andere Hälfte, wenn — wenn es passiert ist.«
»Das ist kein üppiges Angebot.«
»Vergiß nicht, daß du das gleiche Interesse daran hast.«
Wieder entstand ein langes Schweigen. Danny Blancher zündete sich eine Zigarette an und schien lange nachzudenken. Dann sagte er plötzlich scharf: »Her mit dem Zaster!«
Rocky Adams atmete tief. Er griff in die Innentasche seines Jacketts und zog ein Bündel Banknoten hervor, das er Blancher in die Hand drückte. Danny steckte es sofort ein.
»Ich hoffe, du hast richtig gezählt«, murmelte er. »Ich gehe durch den Park zurück. Es ist besser, wenn man uns nicht zusammen sieht. Solltest du in zwei, drei Tagen in der Zeitung lesen, daß ein gewisser Sniff Gayton tödlich verunglückt ist, könntest du mir ein Päckchen schicken. Keine anderen Kontakte vorläufig, hörst du?«
»Okay, Danny. Sei vorsichtig!«
Danny Blanchers Gesicht verzog sich zu einem häßlichen Grinsen.
»Meinst du, ich möchte geschnappt werden?« fragte er leise. »Vergiß nicht, in den nächsten Tagen aufmerksam die Zeitung zu lesen.«
Er drehte sich abrupt um und verschwand auf einem schmalen Fußpfad zwischen den dicht stehenden Bäumen. Rocky Adams wandte sich der Straße zu und ging die Fünfte Avenue hinauf, am Rand des Parks entlang.
Danny Blancher ließ ihm einen Vorsprung von fast fünfzig Yard, bevor er ihm folgte. Es war ungefähr neun Uhr abends, und die Dunkelheit lag jetzt über dem Park wie eine weiche, schwarzblaue Decke. In einem günstigen Augenblick überquerte Danny die Straße und ging etwas schneller, um auf der anderen Straßenseite näher an Adams heranzukommen.
Rocky Adams schien sich sicher zu fühlen. Er sah sich nicht ein einziges Mal um. An der Kreuzung mit der 64. Straße überquerte er ebenfalls die Fünfte Avenue und befand sich dadurch nur noch dreißig Yard vor seinem Verfolger. Danny Blancher verminderte sofort seine Geschwindigkeit, um den Abstand etwas größer werden zu lassen.
Adams ging dicht an der Bordsteinkante entlang. Neben einem gelben Oldsmobile blieb er jäh stehen, zog die Beifahrertur auf und stieg schnell in den Wagen. Danny Blancher ging langsam auf den Wagen zu, aber er tat es dicht an den Häuserwänden entlang. Im Schatten eines säulengetragenen Portals blieb er stehen und wartete. Der gelbe Oldsmobile war nur noch knappe zehn Yard von ihm entfernt. Geduldig wartete er, daß der Wagen anfahren und ihm so einen Blick auf das Kennzeichen erlauben würde, das jetzt von dem dicht dahinter geparkten Cadillac verdeckt wurde. Aber der Wagen rührte sich nicht. Dafür gingen nach ungefähr zehn Minuten die beiden vorderen Türen auf. Rocky Adams stieg aus und wartete, bis der Mann vom Fahrersitz um den Kühler herumgekommen war. Zusammen gingen sie schnell auf den nächsten Hauseingang zu.
Für zwei Sekunden konnte Danny Blancher deutlich im Licht der hellen Straßenbeleuchtung das Gesicht des anderen Mannes sehen. Es war ein kantiges, grobflächiges Gesicht mit harten, verkniffen wirkenden Zügen. Danny stutzte, runzelte die Stirn und grübelte angestrengt. Adams war mit seinem Begleiter längst im Hause verschwunden, als sich Danny Blancher ein Taxi heranwinkte und zu dem alten, achtstöckigen Gebäude fahren ließ, in dem er ein Zimmer als Büro und ein weiteres als Wohn-Schlafzimmer benützte.
Kaum hatte er die Tür hinter sich zugeworfen, da stürzte er auch schon zu einem wackligen Aktenschrank, riß eine Schublade hervor und warf einen ganzen Berg von Steckbriefen auf seinen Schreibtisch. Hastig blätterte er die Fahndungsersuchen verschiedener Polizei- und Justizbehörden durch. Bis er dann fast feierlich ein rotes Blatt herauszog. In dicken, schwarzen Lettern stand darauf:
WANTED BY THE FBI Gesucht vom FBI
Danny Blancher ließ sich in einen kreischenden Drehstuhl fallen, knipste die Tischlampe an und las den weiteren Text:
»Wegen schwerer Vergehen gegen die Bundesgesetze (aufgeführt im Haftbefehl Nr. 22 356 des Generalstaatsanwaltes für den Bundesstaat Kalifornien) wird der nebenstehend abgebildete CARL WELLERS, geboren am 11. April 1928 in Los Angeles, CA., von der Bundespolizei und allen Polizeibehörden der Vereinigten Staaten gesucht. Für sachdienliche Hinweise, die auf Wunsch vertraulich behandelt werden, aber zu seiner Ergreifung führen, ist eine Belohnung von 3 000 Dollar ausgesetzt.«
Mit schief geneigtem Kopfe betrachtete Danny
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