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0422 - Der Kopfjäger von Manhattan

0422 - Der Kopfjäger von Manhattan

Titel: 0422 - Der Kopfjäger von Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
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kehrten mit den Getränken an den Tisch zurück. Walter Kern war verschwunden. Dafür kam Sandra Mitchel zurück. Mit ihr war eine spürbare Veränderung vor sich gegangen. Sie bewegte sich gleitender, ihre Augen glänzten, aber die Pupillen waren unnatürlich klein. Ich hätte ein Jahresgehalt darauf gewettet, daß sie Rauschgift genommen hatte.
    ***
    Rocky Adams schlenderte langsam über den Weg, der an der Ecke der 59. Straße und der Fünften Avenue in den Central Park hineinführt. In den Büschen und Bäumen zwitscherten trotz der späten Stunde noch ein paar Vögel. Von Norden her, wo sich die Freigehege und Winterhäuser des Zoos befanden, wehte der Wind ab und zu das ferne, dumpfe Grollen der Raubtiere herüber. Ganz schwach konnte man gelegentlich das Hupen eines Autos in der Fünften Avenue hören.
    Adams rauchte eine dünne, lange Zigarre. Rechts standen Sitzbanke, auf denen Liebespärchen eng umschlungen saßen. An der neunten Bank blieb Adams stehen. Zwischen zwei Pärchen saß Danny Blancher. Er stand auf und brummte »Ich hoffe, du hast niemand mitgebracht?«
    Adams drehte sich um und ging wieder auf den Ausgang des Parks zu, begleitet von Danny Blancher, der ihn erwartungsvoll ansah.
    »Ich habe genau aufgepaßt«, sagte Adams leise. »Es ist mir niemand gefolgt. Warum bist du so ängstlich?«
    »Du weißt genau, was mir am Sonntag in der Penna Station passiert ist«, murmelte Danny Blancher. »Seither mußte ich viermal zur Polizei, um endlose Ketten von Fragen zu beantworten.«
    »Wie kann man auch so blöd sein, den falschen Mann umzulegen«, knurrte Adams.
    »Was verstehst du davon?« rief Blancher wütend. »Er sah ihm ähnlich, er kam mit dem Zug, und er reagierte auf den Namen Johnny Miller. Du hättest genauso gedacht, daß er es ist!«
    »Du solltest noch ein bißchen lauter brüllen«, sagte Adams sarkastisch.
    »Reg dich nicht auf! Was willst du überhaupt? Ich habe dir doch gesagt, daß es besser wäre, wenn wir uns ein paar Tage nicht träfen! Ich glaube nickt, daß mich die Polizei beschattet, aber sie könnten uns zufällig zusammen sehen.«
    »Ich muß mit dir reden, Danny. Sniff Gay ton spielt den wilden Mann.«
    »Was soll das heißen?«
    »Er hat mir am Sonntag ein Ultimatum gestellt. Er will mit einem Drittel beteiligt werden. Falls ich nicht akzeptiere, beliefert er seine Kunden in Zukunft mit anderer Ware!«
    »Mit anderer Ware?« staunte Danny Blancher. »Woher, zum Teufel, will er denn das Zeug nehmen?«
    »Hast du am Montag keine Zeitungen gelesen?«
    »Und ob ich sie gelesen habe! Schließlich gab es keine einzige, in der nicht lang und breit die Geschichte von der Penna Station Stand.«
    »Vor lauter Aufregung über deinen Blödsinn denkst du an nichts andres mehr, was? Es stand auch in den Zeitungen, daß in eine Apotheke eingebrochen worden ist.«
    »Na und?«
    »Es wurden über hundert Gramm Morphium gestohlen.«
    Danny Blancher stieß einen leisen Pfiff aus.
    »Du meinst, daß Sniff —?«
    »Woher soll er denn sonst plötzlich Morphium kriegen? Das Zeug liegt schließlich nicht auf der Straße herum. Wenn der Bursche so weitermacht, wird er eine Riesengefahr für uns alle. Er will das Geschäft ausweiten. Das kann nur bedeuten, daß er neue Kunden besorgen will.«
    »Du meinst, er will selber versuchen, Leute süchtig zu machen?«
    »Er will es nicht nur, er tut es, darauf kannst du Gift nehmen.«
    »Aber das ist doch heller Wahnsinn!«
    »Deswegen müssen wir eingreifen, Danny! Wenn sie Sniff wegen seines verfluchten Leichtsinns schnappen, packt der Kerl aus und macht sich einen Spaß daraus, uns mit hineinzureißen!« Danny Blancher schob sich den Hut ins Genick und zog scharf die Luft ein.
    »Wie stellst du dir das Eingreifen vor?« fragte er lauernd.
    »Sniff muß weg«, sagte Rocky Adams gedehnt, aber sehr leise, während sie am Ausgang des Parks stehenblieben.
    »Weg?« wiederholte Blancher. »Was soll das heißen?«
    »Stell dich nicht so dämlich an!« zischte Adams. »Du kannst es dir selber ausrechnen.«
    »Rocky, das ist ein verdammt heißes Eisen!« warnte Danny Blancher.
    »Meinst du, ich wüßte es nicht? Aber wenn Sniff so weitermacht, dauert es keine vier Wochen mehr, und wir sitzen alle. Hast du Lust dazu, wegen dieses leichtsinnigen Idioten hinter Gittern zu verschwinden?«
    »Natürlich nicht!«
    »Na also.«
    Lange Zeit schwiegen sie. Bis Danny Blancher langsam den Kopf hob und Adams lauernd ansah. Seine Stimme war heiser vor Erregung, als er sehr

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