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0422 - Der Kopfjäger von Manhattan

0422 - Der Kopfjäger von Manhattan

Titel: 0422 - Der Kopfjäger von Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
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Saal.
    An die Einrichtung hatte man kein überflüssiges Geld verschwendet. Die Wände waren weiß gekalkt und mit witzigen Karrikaturen bemalt. Tische und Bänke jvaren offensichtlich auf verschiedenen Auktionen billig erstanden worden. Als wir eintraten, mochten ungefähr hundert Menschen anwesend sein. Rauchschwaden hingen in der Luft, vom Podium her erklang überraschend leise, fast zarte Musik, und ein Pärchen tanzte in der Mitte.
    Smitty führte uns zu einem langen Tisch an der rechten Seite. Drei junge Männer und ein Mädchen saßen daran. Abe wurde mit Hallo begrüßt, und einer der Burschen sagte, seine Klarinette wäre schon vermißt worden.
    »Später«, wandte Smitty ein. »Ich muß mich erst ein paar Minuten um meine Gäste kümmern. Darf ich bekannt machen? Das sind zwei Gentlemen aus Yonkers, die sich mal ein bißchen bei uns umsehen möchten: Mister Baker und Mister Stone. Das ist Jimmy Wallis, er will die Kernphysik mit genialen Erkenntnissen vorantreiben; hier sitzt Walter Kern, er hat's mit der organischen Chemie; das ist Bobby Mac-Lane, der von sich behauptet, daß er die politischen Wissenschaften studiere, obgleich man ihn bei den einschlägigen Vorlesungen angeblich nur sehr selten sehen kann; und — last not least — da haben wir Sandra Mitchell, die keine Geschichten machen, sondern Geschichte studieren will. Well, das wär's also.«
    Wir nickten uns freundlich grinsend zu, und Phil erkundigte sich sofort, welche Getränke er spendieren dürfte. Zusammen mit Abe Smitty verschwand er, um die Drinks herbeizuholen. Ich ließ unterdessen die Zigarettenschachtel kreisen.
    MacLane und Wallis machten einen ganz normalen Eindruck, aber Walter Kern und Sandra Mitchell sahen ungesund aus. Ihre Haut zeigte rosa Flecken. Sandra Mitchell war so nervös, daß sie gelegentlich von den beiden anderen Studenten scherzhaft damit aufgezogen wurde. Immer wieder wandte sie den Kopf zur Tür.
    Phil und Smitty kamen mit den Getränken zurück. Eine ganze Weile unterhielten wir uns über die Aussichten einiger Baseballmannschaften, über die hohe Politik, über steigende Preise und einige andere Themen. Dabei hatten Phil und ich ausreichend Zeit, unsere Gesprächspartner zu beobachten.
    Für mich stand bald fest, daß Sandra Mitchell mit Sicherheit und Walter Kern mit hoher Wahrscheinlichkeit süchtig waren. Das Mädchen brauchte ganz offenbar bald eine neue Dosis. Mitten in unserem Gespräch stand sie plötzlich auf und entschuldigte sich. Ich steckte mir eine Zigarette an und sah ihr nach.
    Sie traf sich an der Theke mit einem schwarzhaarigen Burschen, den ich nur von hinten sehen konnte. Gleich darauf drängten sich andere Leute um die beiden herum, aber schon nach höchstens zwei Minuten erschien das Mädchen wieder und überquerte auffällig schnell die Tanzfläche.
    Phil erhob sich und entschuldigte sich ebenfalls. Ich ließ das Gespräch mit den anderen nicht abreißen, sah aber sofort, daß sich Walter Kern nur noch für die Theke zu interessieren schien. Und dann kam der schwarzhaarige Mann plötzlich zu uns an den Tisch.
    »Oh«, sagte Abe Smitty und trat mir unter dem Tisch gegen das Schienbein. »Das ist Mister Gay ton, ein Freund von Sandra.«
    Während er unsere Namen sagte, lächelte uns Gayton zu. Ich war ziemlich sicher, ihn noch nie vorher gesehen zu haben. Seinem Alter nach konnte er kaum zu den Studenten gehören. Er setzte sich neben Walter Kern auf die Bank und beteiligte sich bald an unserem Gespräch. Als Phil zurückkehrte, wurden die beiden ebenfalls miteinander bekannt gemacht. Natürlich blieb Smitty bei der Behauptung, daß Phil ein »Mister Baker aus Yonkers« sei. Gleich darauf schob mir Phil unter dem Tisch einen Zettel zu. In einem günstigen Augenblick las ich die kurze Mitteilung:
    »Das Mädchen hat die Toilette aufgesucht«.
    Ich nickte unmerklich. Es war Zeit für mich, eine Runde auszugeben, und so erkundigte ich mich nach den Wünschen unserer Tischgenossen. Smitty erbot sich wieder, mir beim Tragen behilflich zu sein. Als wir die Tanzfläche überquerten, murmelte er:
    »Das ist der Kerl, den Sandra am Montag zum ersten Male mitbrachte.«
    »Nach Ihrem Tritt gegen mein Schienbein dachte ich mir das schon«, erwiderte ich.
    »Oh, Sir, ich hoffe —«
    »Schon gut«, unterbrach ich ihn. »Wir sind an härtere Sachen gewöhnt. Haben Sie Kerns Verhalten früher schon auffällig gefunden?«
    »Nein. Bei Sandra fiel es mir schon am Montag auf. Bei Kern erst gestern.« Wir

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