0422 - Die Zeitpendler
Rechenmaschinen?"
„Sie laufen, Chef", murmelte jemand in sein Mikrophon.
„Was ergibt die Auswertung? Schnell - es wird brenzlig!" meinte der Leiter der Stabilisierungsgruppe.
„Die Auswertung der Rechenmaschinen ergibt, daß dieser Pedopeiler uralt sein muß. Er hat ein vorsichtig geschätztes Alter von mindestens zweihunderttausend Sonnenumläufen."
Lecufe sagte mit gerunzelter Stirn: „Der Jüngste ist er nicht mehr, damit haben unsere Maschinen sicherlich recht. Was gibt es weiter Bemerkenswertes?"
Jetzt explodierte Ratschat.
„Lassen Sie endlich diese überflüssigen Witzeleien, Lecufe! Es reicht, wenn wir in eine solche Notlage geraten. Wir können Ihre billige Ironie durchaus entbehren!"
Lecufe gab ungerührt zurück: „Sind Sie sicher, Ratschat? Ironie ist der einzige Weg, von allen Dingen die nötige Distanz zu bekommen. Ich fürchte, Sie lassen sich von den Problemen zu sehr gefangennehmen!"
„Meinetwegen! Hören Sie damit auf!"
Lecufe sagte kopfschüttelnd: „Jawohl, Ratschat!"
Der andere Mann auf dem Bildschirm fuhr fort: „Dieser unbekannte, uralte Pedopeiler gibt, wie wir inzwischen erfahren haben, Notzeichen ..."
Lecufe murmelte: „... absolute, jawohl ..."
„... Notzeichen, also Notimpulse gibt er, jawohl.
Er meldet, daß seine Programmierung ihm vorschriebe, daß durch das Auftauchen überlegener Intelligenzen und dadurch, daß seine Auftraggeber nicht erschienen wären, nunmehr die Vernichtung eines Sonnensystems eingeleitet werden würde."
Lecufe brachte sein Ohr in die Nähe des Lautsprechers und erkundigte sich zweifelnd: „Sagte dieses Ding wörtlich: Durch das Auftauchen überlegener Intelligenzen?"
Sein Gesprächspartner witterte eine neue Teufelei und bestätigte: „Genau das sagte der Pedopeiler."
Lecufe grinste Ratschat ins Gesicht und sagte unüberhörbar laut: „Überlegene Intelligenzen - er meint Sie, Ratschat!"
Ratschat musterte ihn drohend, dann glitt ein Grinsen auch über sein Gesicht/ „Weiter!" brüllte er.
„Der Pedopeiler, dessen Signale wir auffangen und entschlüsseln konnten, gibt ferner bekannt, daß er so programmiert worden sei, daß er nach Ablauf einer Sicherheitsfrist seinen Standort und seine Pedopeilung jedem technisch orientierten Lebewesen bekanntgeben müsse."
Lecufe wandte sich lächelnd an Ratschat und sagte deutlich: „Sie müssen schon begeisterte Sprachschöpfer gewesen sein, diejenigen, die für die Montage dieser Maschine verantwortlich waren. Hoffentlich waren sie bessere Mechaniker; ihre Sprache ist jedenfalls stark verbesserungsbedürftig. Was, bitte, ist ein technisch orientiertes Lebewesen?"
Ratschat war noch immer nicht auf die heitere Betrachtungsweise des jungen, verwegenen Wissenschaftlers übergeschwenkt. Er sagte: „Jemand wie Sie, der statt der Finger eine Gabel zum Essen benutzt. Das nenne ich technische Orientierung!"
Lecufe salutierte übertrieben und erwiderte: „Danke. Verstanden." Jetzt meldete sich wieder der Leiter der Ortungsgruppe, der mit steigender Verwunderung den Dialog mitgehört hatte. Er sagte: „Wir haben voller Verblüffung feststellen müssen, daß dieser Pedopeiler von jemandem erbaut worden ist, den niemand an Bord kennt. Eigentlich verständlich, würde unser junger Freund sagen, da diejenigen, die ihn vor unglaublich vielen Jahrtausenden erbaut haben, logischerweise, wenn sie nicht das ewige Leben haben, schon längst gestorben sein müssen." Lecufe nickte zufrieden. „Endlich, endlich werde ich an Bord richtig interpretiert!" sagte er laut.
„Der Peiler ist in Aktion getreten. Er ist genau sechshundert Sekunden, von der Nullzeit ab gerechnet, in der Zukunft. Das, muß ich gestehen, macht mich neugierig." Ratschat brummte: „Mich auch! Was schlagen Sie vor?" Lecufe sagte schnell entschlossen: „Sehen wir an Ort und Stelle nach, Freunde."
Ratschat schien zu zögern. Langsam fragte er: „Gut. Mir ist endlich alles klar. Befänden wir uns nicht in der Zukunft, beziehungsweise, hätten wir nicht diese Schwingungen zu erleben, würden wir diesen leitstrahlähnlichen Impuls niemals empfangen haben. Das ist die logische Begründung, daß wir die Notzeichen überhaupt empfangen konnten."
Lecufe, der junge und kühne Wissenschaftler, zögerte nicht lange. Er überdachte seinen Plan, der seit einiger Zeit immer deutlichere Formen annahm, ein letztes Mal und sagte dann: „Ich brauche Freiwillige!" Ratschat sah ihn von oben bis unten an und schüttelte dann den Kopf. „Wozu?"
„Um
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