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0422 - Die Zeitpendler

Titel: 0422 - Die Zeitpendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Sterne verschwanden.
    Von Osten kam die Helligkeit. Der breite Streifen, der wie ein fernes Gebirge die riesige Stadt Terrania City umspannte, begann zu lodern. Das Zentralfeuer des Systems, vor kurzer Zeit noch eine ruhige Sonne des G-Typs, schien zu rasen. Ihr Zustand ähnelte dem einer Nova - einer Pseudonova, weil fremde Kräfte, nicht die der atomaren Prozesse im Gestirnsinnern, diese Reaktion auslösten. Aus einer Pseudonova würde eine echte Nova werden, die innerhalb von acht Wochen das System bis hinaus zu den letzten Planeten in eine sterbende Gluthülle verwandeln und alles Leben auslöschen würde. Vorausgesetzt, die festgestellte Kurve wurde weitergeführt. Acht Wochen.
    Über den Wohntürmen, den Kronen der riesigen Bäume und den Antennen der Raumhafen-Kontrolltürme gleißte nun das Strahlenbündel auf, das den ersten direkten Sonnenstrahlen vorausging. Ein wolkenloser, fahlblauer Himmel spannte sich über der mächtigen Stadt rund um den Goshunsee, nördlich der chinesischen Mauer. Noch war alles ruhig. Kein Verkehrslärm, keine Stimmen, nur die der Tiere in den zahlreichen Naturschutzgebieten mitten in der Stadt und um sie herum.
    Es wurde heller und heller.
    Dort, wo dieses Licht herkam, gleichzeitig mit sämtlichen Strahlungen quer über die Bandbreite, schien die Vernichtung ihren Einzug gehalten zu haben. In der Sonnenatmosphäre kreiste der Satellit des Todes, der unangreifbar war und die Schuld an den unnormalen Reaktionen der Sonne hatte. Nur die beiden Spezialraumschiffe, die dort in Sonnennähe arbeiteten, konnten Hilfe bringen ... vielleicht! Es waren schwer isolierte Sonderausfertigungen, die nur für diesen Zweck gebaut wurden.
    Jetzt wurden die ersten Strahlen über die Stadt geschleudert.
    Die Glasflächen loderten auf, jedes Stück Metall und auch die weißen Mauern spiegelten die ungeheure Lichtflut wider. Plötzlich schien die Luft zu kochen. Licht erfüllte alles. Licht, nichts als Licht.
    Keine andere Kraft schien mehr wirksam zu sein als die der harten, kalkigen Helligkeit, die sogar die Staubkörner in der Luft sichtbar machte. Die Augen der wenigen Menschen, die um diese Zeit - man schrieb den 29. Mai des Jahres 3433 - schon aufgestanden waren, begannen zu schmerzen. Jeder setzte eine dunkle Brille auf, die Doppelscheiben wurden mit der lichtschluckenden Flüssigkeit gefüllt, und die Menschen versuchten, sich gegen die Grelle, das Licht, die Helligkeit und, damit verbunden, auch gegen die Wärme zu schützen.
    Aus der Oberfläche des Goshunsees wurde eine unbewegte Platte aus Silber. Sie wirkte wie ehr Spiegel, und jemand, der sich in der Nähe des Ufers befand, sah die Binsen und die Äste der Bäume wie ein Strichmuster aus Schwarz vor einer starken Lampe. Der Tag hatte begonnen - einer der furchtbaren, heißen Tage, in denen sogar das Blut zu gerinnen schien. Die Planeten waren fest im Griff ihres Zentralfeuers. Es war wie eine würgende Fessel aus körperlicher Unbeweglichkeit und geistiger Lähmung.
    In der Nähe des Goshunsees, entlang eines Pfades, dessen Oberfläche aufgerissen war und bröckelnde Erde zeigte, zwischen der die wenigen Pfützen schon längst der Glut der Tage zum Opfer gefallen waren, ertönten ungewohnte Geräusche. Die dumpfen Schläge, genau rhythmisch, wurden von den Bäumen zurückgeworfen. Einige seltene, exotische Tiere hoben matt die Köpfe. Wütendes Vogelgeschrei ertönte.
    Über den Pfad kamen in einem langsamen Galopp drei Pferde.
    Ein etwa fünfundzwanzigjähriges Mädchen saß auf einem pechschwarzen, riesigen Pferd. Das Mädchen war dunkelhaarig. Sie trug leichte Stiefel, eine dünne Hose und ein kurzärmeliges Hemd. Vor den Augen hatte sie eine dunkle Brille.
    „Nicht so schnell, Ghislaine", sagte eine Stimme hinter ihr. Sie zog am Zügel, und das Pferd mäßigte seine Gangart.
    Hinter Ghislaine Cordelier ritt der Arkonide.
    „Denk daran", sagte er leise, als er auf gleicher Höhe mit ihr war, „daß die Pferde unter der Hitze ebenso leiden wie wir alle. Obwohl es noch sehr früh ist - langsam!"
    „Meinen Gedanken entsprechend", sagte Ghislaine und nickte.
    Schweigend und starr im Sattel sitzend, ritt hinter Ghislaine und Atlan Perry Rhodan. Er schwieg und konzentrierte sich auf das Pferd; es schien, als versuche er, das Bild eines asketischen Helden einer lustfeindlichen Gesellschaft zu verkörpern. Atlan drehte sich im Sattel hertun. „Perry!" sagte er vorwurfsvoll und halblaut.
    Rhodan schaute auf. Hinter dunklen Gläsern

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