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0422 - Die Zeitpendler

Titel: 0422 - Die Zeitpendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Innern des Satelliten zum Vorschein. Lecufe hob die Hand, grüßte kurz Ratschat, seinen Vorgesetzten, und sprang in den Mahlstrom der Zeit hinein.
    Er würde Ratschat niemals wiedersehen, dachte er.
    Nacheinander sprangen achttausend Männer „hinüber" in den rätselhaften Satelliten. Sie überwanden den Abgrund zwischen den Dimensionen und einer kosmischen, gewaltigen, in Zahlen kaum mehr faßbaren Entfernung zwischen den dreidimensionalen Räumen von Start und Ziel.
    Der Kontakt war vollkommen - und alle achttausend Männer kamen unbeschädigt im Satelliten an.
    Ihre Plätze an Bord des Zeitsatelliten waren leer, als habe es achttausend Männer niemals gegeben. Sie hatten an ihre einzige Chance der Rettung geglaubt und waren nicht enttäuscht worden.
    Sie lebten.
    Ganze achtundfünfzig Sekunden konnte die Zeitstation stabil gehalten werden, dann waren die Energiereserven restlos erschöpft.
    Als sichtbares Zeichen der Bewegung innerhalb der Zeit raste der glühende Punkt, der die Position kennzeichnete, wieder nach rechts, der Zukunft entgegen. Die verbleibenden zwölftausend Männer versuchten wieder und immer wieder, die Station anzuhalten oder auf eine andere Weise aus dem verderblichen Mahlstrom zu bringen.
    Vergebens.
    Die Geheimnisse der Dimensionen waren nicht enträtselt. Die unheilvolle Kraft, die an der mondgroßen Konstruktion riß und zerrte, konnte nicht festgestellt werden. Irgendwo, in den Weiten des Kosmos - nicht in unserer heimatlichen Galaxis, auch nicht in einer der Millionen bekannten Galaxien, sondern irgendwo an einem geheimnisvollen, entfernten und menschlicher Phantasie nicht zugänglichen Ort der Schöpfung - raste die Station weiter.
    Von der Realzeit bis in die Zukunft.
    Sechsundvierzig Stunden weit und wieder zurück.
    Ein tödlicher Reigen. In den Tiefen der Dakkarzone schwang das stählerne Pendel hin und her, die Bewegung erfüllte die Männer mit lähmendem Entsetzen. Sie erkannten jetzt langsam die furchtbare Wahrheit: Nie wieder würde es ihnen gelingen, die Zeitstation in den normalen Raum zurückzubringen, obwohl die reine Entfernung zwischen der Heimat und ihrer jetzigen Position nicht sehr groß war. Aber Abgründe und Schrunde in der Zeit, in den Dimensionen und den rätselhaften, überlappenden Übergangszonen trennten sie davon. Das ewige Dunkel breitete sich aus. Die Vorräte würden noch lange reichen. Vielleicht ließ diese fremde Kraft irgendwann nach, vielleicht erschöpfte sie sich, oder vielleicht erbarmte sich ein gnädiger Tod. Niemand wußte es.
    Ratschat war mit seinen Gedanken bei Lecufe.
    Er bedauerte jetzt, nicht mitgesprungen zu sein, aber dann sagte er, daß er hier mehr gebraucht würde.
    Er schaltete einige Schirme ab, damit die Männer seinen hoffnungslosen Gesichtsausdruck nicht erkennen konnten, und ging nach einer kurzen Pause hinunter in die Energieabteilung.
    Als er das Gespräch beendet hatte, war er noch hoffnungsloser als zuvor.
    Es schien, als sei der Tod von zwölftausend Wesen und die restlose Vernichtung der Zeitstation nur noch eine Frage von Stunden.
    ... und die Station pendelte weiter.
    Hin und her ...
    Zwischen Gegenwart und Zukunft - Gefangene der Zeit!
    2. Erster Tag Über Terrania City lag die Dämmerung des frühesten Morgens. Wenige Sterne waren noch zu sehen, hinter dem Kybernetischen Turm und dem Sichelwall des kleineren Raumhafens in Atlan Village zog der erste helle Streifen auf. Um den Planeten Erde lag die riesige, fast unsichtbare Schale des Paratronschirmes. Sie färbte das Licht der Sterne ein wenig, und an ihr brachen sich die vielfältigen Ausstrahlungen der überhitzten Sonne.
    Der Helligkeitsstreifen wurde breiter, und die obersten Fenster der Hochhäuser begannen zu blinken. Der blaue Planet, die Erde, erwachte langsam auf dieser Hälfte.
    Es schien, als habe diese Nacht eine Veränderung gebracht.
    Zwar lagen die inneren Planeten, also Merkur, Venus, Erde und Mars bis zu den Monden des Jupiter, unter den schützenden Hüllen der Paratronschirme, die die Sonnenstrahlung abhielten - aber irgendwie hatte sich in die Gedanken der Menschen, die jetzt erwacht waren, ein neues Bewußtsein hineingedrängt.
    Es schien ein Traum zu sein, der zu den archetypischen Gedanken der Menschheit gehörte; als habe das, was jetzt geschehen war, schon einmal stattgefunden. In grauer Vorzeit, verdeckt von den Nebeln der Vergangenheit. Aber niemand wußte etwas Genaues ... die Empfindungen waren nicht klar auszudrücken. Die letzten

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