0423 - Sonderkommando Atlan
heraus. Die beiden Männer betrachteten ihn eine Weile, als müßten sie überlegen, welchen Wert er wohl verkörperte, dann nickten sie.
„Also gut, machen Sie den Kasten auf."
Ein wenig später stieg der Hubschrauber wieder auf und verschwand in westlicher Richtung.
Jeff sah ihm nach, bis er verschwunden war. Dann kletterte er in den Frachtraum zurück und betrachtete die drei Kisten mit einer Mischung aus Neugierde und Verwunderung. Soweit er feststellen konnte, waren sie mit einem positronischen Schloß versehen.
Es war unmöglich für einen Unbefugten, sie zu öffnen. Und ein gewaltsames Öffnen würde, soweit Jeff sich auskannte, eine Vernichtung der Kisten nach sich ziehen.
Na, ihn ging es ja auch nichts an, was sein Passagier mitnahm.
Er machte sich auf eine längere Wartezeit gefaßt und nutzte die Gelegenheit, die GLORY noch einmal zu überprüfen. Die kleine Passagierkabine war bereit, den Gast aufzunehmen. Das Bett war hochgeklappt, die sanitären Anlagen in bester Ordnung. Ein Tisch, zwei Clubsessel, eine schmale Couch, ein Bullauge und ein Videogerät verbreiteten eine fast gemütliche Atmosphäre.
Aus den Vorräten bereitete sich Jeff eine Mahlzeit und probierte gleichzeitig die automatische Küche aus. Sie funktionierte tadellos.
Dann landete abermals ein Hubschrauber.
Der Pilot blieb in der Kanzel sitzen, und nur ein einzelner Mann verließ den rückwärtigen Teil des Fluggerätes. Zu seinem maßlosen Erstaunen mußte Jeff feststellen, daß der Mann mindestens hundert Jahre alt war. Er machte jedoch einen rüstigen und unternehmungslustigen Eindruck. Nachdem er dem Hubschrauberpiloten noch einmal zugewinkt hatte, schritt er zielbewußt auf Jeff zu, der vor seiner GLORY stand. Der Unbekannte, dessen Gesicht Jeff auf einmal gar nicht mehr so unbekannt erschien, grüßte mit einem Winken seines Stocks, auf den er sich beim Gehen stützte.
„Sie sind Jeff Dengelmann, oder irre ich mich?"
„Stimmt, Sir. Pilot und Besitzer der GLORY OF MOTHER EARTH Und Sie sind wohl dann mein Auftraggeber, der seinen Namen nicht nennen wollte?"
„Stimmt auch. Sie werden meinen Namen noch rechtzeitig erfahren, Dengelmann. Wann können wir starten? Sind meine Kisten schon da?"
„Bereits verstaut. Wir können starten, wann Sie wollen. Es ist alles geregelt."
Der alte Mann deutete mit dem Stock auf die Leiter zum Kontrollraum.
„Da soll ich hinauf? Gibt es keinen bequemeren Einstieg?"
„Höchstens durch die Ladeluke, Sir. Aber die Leiter ist besser."
„Hm", knurrte der alte Raymond Brandner und machte sich an den Aufstieg.
Er fand die Kabine zwar etwas eng, gab sich aber damit zufrieden, wohl hauptsächlich deshalb, weil Jeff ihm versicherte, in der Kommandozentrale sei es noch enger und ungemütlicher.
„Bleibt nur noch der Frachtraum, in dem Ihre Kisten stehen, Sir. Aber auch dazu würde ich nicht raten. Die Gastkabine verfügt über die künstlichen Schwerefelder nach den Vorschriften der Passagierbeförderung im Weltraum. Da kann Ihnen nichts passieren."
Bevor Jeff die Kabine verlassen konnte, hielt Brandner ihn noch einmal zurück. Er griff in die Tasche und überreichte ihm einen ausgefüllten Scheck.
„Die vereinbarte Summe, und noch etwas dazu.
Ich ziehe es vor, schon jetzt zu bezahlen. Alles in Ordnung?"
Jeff nahm den Scheck und prüfte die Unterschrift, dann glitt das Erkennen über sein Gesicht.
„Brandner, der Tomatenkönig ...! Daß ich nicht gleich darauf gekommen bin, als ich Sie aus dem Hubschrauber klettern sah. Also Sie sind es? Wollen Sie auf dem Merkur ein neues Zuchtgelände anlegen?
Die Sonne soll dort ja recht heiß sein, gerade richtig für Ihre Tomaten ..."
„Junger Mann, wenn wir weiterhin Freunde bleiben wollen, sagen Sie so etwas nicht noch einmal!" Raymond Brandner ließ sich in einen der Sessel fallen. „Und nun starten Sie schon, wir haben keine Zeit mehr zu verlieren Halt, noch etwas: Fliegen Sie nicht zu schnell! Ich bin allergisch gegen hohe Geschwindigkeiten."
Jeff schloß die Tür und begab sich in den Kontrollraum, der im Bug der Jacht lag. Er zwängte sich durch den etwas engen Einstieg und schaltete die Kontrollautomatik ein. Das Licht flammte auf, die Luftanlage begann zu arbeiten, im Heckteil summten die Vorwärmer. Pumpen tickten und auch sonst kam Leben ins Schiff. Man merkte plötzlich daß es nicht nur ein totes Stück Metall war.
Jeff nahm Verbindung zur Bodenkontrolle der Werft auf.
„Alles fertig zum Start."
„Starterlaubnis. Guten
Weitere Kostenlose Bücher