0423 - Sonderkommando Atlan
Planetoiden, das war auch schon alles.
Er vermietete die Jacht an Millionäre und sich selbst als Piloten.
Seine Anzeige erschien regelmäßig in einer entsprechenden Fachzeitschrift, aber das Geschäft ging wohl in erster Linie deshalb so schlecht, weil die Millionäre inzwischen alle ihre eigenen Raumschiffe besaßen, und die Leute mit weniger Geld sich weder eine Jacht leisten noch leihen konnten.
Um so erfreuter war Jeff, als ihm das günstige Angebot eines Tages ins Haus flatterte. Ein Flug in Richtung Merkur und zurück. Das Honorar, das der Unbekannte bot (oder sein Mittelsmann), war nicht zu verachten. Dafür wäre Jeff zweimal durch das Sonnensystem geflogen, obwohl sein kleines Schiff nur die halbe Lichtgeschwindigkeit erreichte.
An diesem Tag fuhr er hinaus in die Privatwerft, um die GLORY OF MOTHER EARTH noch einmal gründlich zu inspizieren. Er war nicht nur Besitzer des Schiffes, nicht nur sein Pilot, sondern auch der Bordmechaniker, Spezialtechniker und das Überholungsteam in einer Person.
Er zeigte den Ausweis vor und durfte das Gelände betreten. Unterwegs begegnete er dem Werftleiter.
„Hallo, Mr. Dengelmann, sieht man Sie auch mal wieder? Wo geht es denn diesmal hin?"
„Nichts Aufregendes", beschwichtigte ihn Jeff in einer Art, als flöge er mindestens zweimal die Woche Alpha Centauri und zurück. „Zum Merkur, nehme ich an. Sonderauftrag."
„Gut für Sie, Mr. Dengelmann. Da werden Sie sicherlich bald die fällige Miete zahlen können, nicht wahr?"
„Oh, das hätte ich fast vergessen", entschuldigte sich Jeff geistesgegenwärtig. „Das Geld liegt natürlich auf meiner Bank. Sobald ich den Flug hinter mir habe, lasse ich die Summe überweisen."
„Nett von Ihnen, Mr. Dengelmann. Wäre auch schade um Ihr schönes Schiff."
„Wie meinen Sie das?"
Der Werftleiter zuckte die Achseln.
„Lieber Gott, wenn so ein Ding versteigert wird, weiß man ja nie, wer es bekommt. Und es wird versteigert, wenn Sie nicht zahlen."
Jeff sah etwas beleidigt aus.
„Aber ich bitte Sie! Bin ich Ihnen jemals etwas schuldig geblieben? Ich meine, länger als unbedingt notwendig?"
„Natürlich nicht, mein Lieber. Aber ich würde mich doch freuen, wenn die Geschäfte künftig etwas besser für Sie liefen. Bis dann, Mr. Dengelmann."
„Bis dann", murmelte Jeff und sah ihm mit gemischten Gefühlen nach.
Das Schiff war in Ordnung, soweit er das feststellen konnte. Im Grunde genommen waren diese Jachten so gut wie wartungsfrei. Der atomare Antrieb würde noch einige tausend Lichtstunden hinter sich bringen, ohne einmal zu mucksen. Dann mußte er durch die Lieferfirma überholt und neu aufgefüllt werden. Das würde eine Menge Geld kosten, aber Jeff war sicher, es bis dahin zu haben.
Er überprüfte die Lebensmittelvorräte, denn die Verpflegung war im Flugpreis einbegriffen. Auch die Lufterneuerungsanlage arbeitete fehlerfrei, wie die Kontrollanlage bestätigte. Die GLORY war unbewaffnet und hatte eine Sondergenehmigung von der Solaren Administration zu Flügen ins Sonnensystem. Sie benötigte keinerlei Spezialerlaubnis und konnte jederzeit starten.
Nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß die GLORY startbereit war, kehrte er in seine Wohnung zurück, wo ihn eine weitere Nachricht erwartete. Sein Auftraggeber kündigte für morgen eine Lieferung an, die mit zum Merkur genommen werden sollte. Es handelte sich um drei Metallkisten von jeweils einhundert Kilogramm. Über den Inhalt der Kisten schwieg sich die Nachricht aus.
„Von mir aus kann er mitnehmen, was er will", knurrte Jeff ein wenig befremdet. „Wenn er nur anständig dafür zahlt."
Er verbrachte den Abend in bester Laune und angenehmer Gesellschaft. Am anderen Morgen stand er früher als gewöhnlich auf, schaltete die Dienstautomatik der Wohnung auf Urlaub und begab sich zur Werft, wo er auf die angekündigte Fracht und seinen Auftraggeber wartete.
Die Fracht kam in einem Hubschrauber, der von der Werftleitung Landeerlaubnis erhalten hatte. Dicht neben der GLORY setzte er auf. Zwei schweigsame Männer schleppten die drei länglichen Kisten aus dem Innern und setzten sie vor der Raumjacht ab.
„Unterschreiben Sie", forderte der eine Jeff fast unhöflich auf.
Jeff unterschrieb.
„Wie wäre es denn, wenn Sie mir helfen würden, die Dinger in meinen Frachtraum zu bringen? Allein schaffe ich das nie."
„Dafür werden wir nicht bezahlt", lehnte der eine der Männer ab.
Jeff gab seinem Herzen einen Stoß und rückte mit einem Geldschein
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