0423 - Sonderkommando Atlan
du den Grund? Ganz einfach: Wir liegen eingebettet zwischen hohen Gebirgszügen, die früher den Regen abhielten. Der Schnee auf den Gipfeln wirkt wie eine Brennlinse. Die Sonnenstrahlung wird gesammelt und erreicht in stark konzentrierter Form unser Tal. Ganz einfach, nicht wahr?"
Michael war absolut nicht beeindruckt.
„Wer hat dir denn diesen Unsinn erzählt? Wohl wieder so ein Hinterhofgelehrter mit irrsinnigen Honoraren, was? Grandy, so etwas wirst du doch wohl nicht glauben?"
„Das Resultat meiner Bemühungen wird zeigen, ob meine Vermutung stimmt oder nicht. Ich verlange, daß du mir ab sofort hilfst."
„Gut, was also soll ich tun?"
Raymond Brandner wischte die Reste der Tomate mit einer Handbewegung vom Tisch.
„Ich werde diese verdammte Maschine auf Merkur vernichten, den Hauptgezeitenwandler. Wir haben es nicht nötig, uns dauernd in der Zukunft zu verstecken und damit die lebenswichtigen Tomatenernten zu vernichten. Ich werde die Maschine zerstören, und dann werden wir ja sehen ..."
„Verrückt, Grandy! Du bist wirklich verrückt!
Dabei werde ich dir auf keinen Fall helfen, niemals."
Raymond erhob sich drohend. Wenn er stand, überragte er seinen Enkel um glatt einen Kopf.
„Du wirst tun, was ich dir sage, oder ich setze dich nicht als meinen Erben ein."
Michael blieb sitzen, unbeeindruckt und gelassen.
„Von mir aus kannst du dir deine blöden Tomaten an den Hut stecken, Grandy, ich brauche sie nicht.
Ich habe einen prima Job, eine niedliche Frau, zwei Kinder und auch sonst alles, was man so braucht. Ich brauche dein Geld nicht. So, das wollte ich dir schon immer mal sagen."
Raymond Brandner schnappte nach Luft. Sein Gesicht ähnelte farblich nun sehr einer Tomate, wie sie für gewöhnlich im Todestal wuchsen - groß, prall und blutrot.
„Sei vernünftig, Michael! Ich verlange nur von dir, daß du ein kleines Raumschiff steuerst, nein, du brauchst es nicht einmal zu steuern, nur zu befehligen. Ich bin zu alt, die Erde zu verlassen. Du mußt nur darauf achten, daß der Pilot die Bomben im richtigen Augenblick abwirft. Das ist alles. Dafür erwirbst du dir ein Vermögen."
Michael schüttelte den Kopf.
„Tut mir leid - niemals! Du kannst mich nicht kaufen."
Das Gesicht des alten Mannes wurde plötzlich hart und abweisend.
„Nun gut, das ist deine Entscheidung. Du magst mich für verrückt halten, aber ich weiß, daß eine Menge Leute darauf warten, ob nicht endlich einmal jemand auf die Idee kommt, das Ding auf Merkur in die Luft zu jagen. Wir haben jeden direkten Kontakt zum Kosmos verloren. Post, das ist auch alles, was durchgeht. Niemand weiß, was wirklich mit seinen Angehörigen und Freunden der Raumflotte los ist.
Ich habe mich schon immer darüber geärgert. Aber nun, da meine Tomaten gefährdet sind, habe ich die Nase voll. Meine Geduld ist erschöpft ..."
„Meine aber auch", unterbrach ihn Michael und stand auf. „Entweder du nimmst Vernunft an und handelst wie ein normaler Mensch, oder du hast mich das letzte Mal hier gesehen. Du kannst mich ruhig enterben, das schreckt mich nicht. Laß deine Millionen auf dem Merkur explodieren, wenn du willst. Deine Tomaten werden davon auch nicht besser."
Ohne eine Entgegnung abzuwarten, ging er davon, jung und selbstbewußt.
Ihm fehlte in der Tat das Zeug zu einem erfolgreichen Tomatenzüchter.
Raymond Brandner sah ihm nach, einen harten und entschlossenen Ausdruck im Gesicht. Für ihn gab es kein Zurück mehr, denn schon hatte er einen Großteil seines flüssigen Vermögens in die Vorbereitungen gesteckt, die mit der Vernichtung des Gezeitenwandlers auf Merkur enden sollten.
Er würde es Rhodan schon zeigen. Sicher, die Abstimmung vor einiger Zeit war durchaus demokratisch erfolgt, aber er, Raymond Brandner, hatte gegen Rhodans Vorschlag gestimmt. Leider ohne Erfolg, denn die Mehrheit der Erdbevölkerung war für die Errichtung des Zeitfeldes gewesen.
„Das haben sie nun davon", murmelte Raymond Brandner, und fast hätte die Schadenfreude seinen Kummer überwogen. „Keine guten Brandnertomaten mehr ...1" Jeff Dengelmann hatte nicht schlecht gestaunt, als er das unverhoffte Angebot durch einen Mittelsmann erhielt. Seit er die Raum-Handelsflotte vor einigen Jahren verlassen hatte, ging es ihm nicht besonders gut. Daran konnte auch die Tatsache nichts ändern, daß er sich damals von seinem gesparten Geld eine kleine Raumjacht gekauft hatte, die er allerdings kaum benützte. Hin und wieder mal ein Ausflug zu den
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