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0424 - Der Drachen-Clan

0424 - Der Drachen-Clan

Titel: 0424 - Der Drachen-Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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versammelte, brauchte doch Licht. Und es mußte mit dem Teufel zugehen, wenn nicht irgend jemand irgendwann einmal auch den schwächsten Kerzenschein in der Dunkelheit zufällig sehen würde.
    Die Hochhäuser Kowloons waren in Sichtweite…
    Außerdem, stellte Ted fest, als er den Toyota Landcruiser langsam auf die Ebene hinaus fuhr, gab es hier nichts, was auf einen Ritualplatz hinwies. Die alten Kelten hatten Menhire aufgestellt, die Römer Altäre. Zauberer zeichneten Kreise in den Sand. Aber hier gab es nichts, was auch nur andeutungsweise nach einem Ritualplatz aussah. Ted ließ seine Fantasie spielen, aber es gab nicht einmal Ähnlichkeiten, die er an den Haaren herbeiziehen konnte.
    Toco mußte hereingelegt worden sein.
    »Aber die Felsen?« erkundigte sich Lo Yina, die beschlossen hatte, mitzudenken. »Vielleicht gibt es eine Höhle im Gestein…«
    »Manchmal hast du direkt praktische Ideen, Mädchen«, murmelte Ted und gab wieder Gas. Er lenkte den Geländewagen auf die Felswand zu. Der Toyota rumpelte über das unebene Gelände. Trotz der Verlassenheit und des normalen Eindrucks dieser grasbewachsenen Fläche blieb Ted wachsam; immer wieder sah er sich um, ob irgendwo ein Beobachter lauerte. Aber selbst in der Luft kreisten nur ein paar Vögel.
    Etwa ein Dutzend Meter vor der Felswand stoppte Ted den Wagen. Sie stiegen aus und sahen sich um. Es gab offenbar keine Höhle, und es gab keine Spuren, die darauf hinwiesen, daß sich hier regelmäßig Menschen trafen. Aber diese Spuren hätte es geben müssen, weil Gras sich nicht wieder davon erholt, ständig flachgetreten zu werden. Auf der ebenen Fläche ergaben sich Ausweichmöglichkeiten, weil sie ausgedehnt genug war, aber hier vor dem Felsen hätten die Spuren sich verdichten müssen.
    Nichts…
    »Fehlanzeige«, murmelte Ted Ewigk. Er hockte sich auf die warme Motorhaube des Geländewagens und überlegte, was er jetzt noch unternehmen konnte. Offenbar war Toco getäuscht worden. Damit riß die Spur hier ab. Es gab keine weiteren Anhaltspunkte mehr, an denen Ted erkennen konnte, was anschließend mit dem Reporter geschehen war.
    Es gab auch in seinen Berichten keine Hinweise, von wem er Informationen erhalten hatte. Selbst in seinen Kurzberichten an die Redaktion in Rom hatte er nur von Informanten gesprochen, ohne sie namentlich zu erwähnen. Zumindest in diesem Punkt war er sehr vorsichtig gewesen.
    Diese Quellen würde Ted sich also selbst auch erst mühsam erschließen müssen. Und dabei Gefahr laufen, noch schneller abserviert zu werden. Einen Vorgeschmack hatte er in der letzten Nacht ja schon frei Haus bekommen. Er bedauerte, daß er den Messermann nicht selbst einem Verhör hatte unterziehen können; mit dem Dhyarra-Kristall hätte er sicher einiges aus ihm herausbekommen. Er bedauerte auch, daß das Autokennzeichen wahrscheinlich verloren war; Lee Kwong hatte es zwar an sich genommen, aber es war anzunehmen, daß er es irgendwo weggeworfen oder zerstört hatte. Seine Leute brauchten davon nicht einmal etwas zu wissen. Vielleicht waren sie eingeweiht, vielleicht aber hatte er das alles durchgeführt, nachdem er sie anderweitig in einen Einsatz geschickt hatte.
    Das Risiko, einen erneuten Überfall abzuwarten und jemanden zu schnappen, um ihn zu befragen, wollte Ted aber nicht eingehen. Dafür waren ihm die Leute, mit denen er es anscheinend zu tun hatte, entschieden zu gefährlich. Er war sicher, daß sie aus ihren Fehlern lernten und beim nächsten Mal anders vorgehen würden - noch durchdachter und noch sicherer.
    Damit sanken seine Überlebenschancen.
    »Teodore…«
    Er hörte Lo Yina rufen und zuckte unwillkürlich zusammen. Er schalt sich einen Narren; er hatte sich den unerhörten und lebensgefährlichen Luxus erlaubt, in Gedanken zu versinken, anstatt seine Umgebung wachsam zu beobachten. Das durfte ihm nicht noch einmal passieren!
    Er sah die Stewardeß vor den Felsen stehen. »Teodore… hier ist eine Art Aufgang…«
    Wo sie stand, sah er nichts. Nur gewachsenen Fels.
    Aber sie winkte, und im nächsten Moment war sie vor seinen Augen verschwunden.
    Er rannte los. Dann stand er da, wo sie verschwunden war, und da führte tatsächlich ein versteckter Weg in die Höhe. Er verbarg sich hinter vorspringenden Gesteinsbrüstungen, mußte aber natürlich entstanden sein, denn Ted konnte keine Spuren erkennen, die auf den Einsatz von Werkzeug hindeuteten.
    Der Fels war hier so gefärbt, daß dieser Aufgang erst aus unmittelbarer Nähe zu erkennen

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