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0424 - Der Drachen-Clan

0424 - Der Drachen-Clan

Titel: 0424 - Der Drachen-Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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das diesen Film entwickelt.« Er klopfte mit dem Fingerknöchel auf das Filmröllchen. »Und zwar jetzt.«
    »Ansprüche stellst du… bist du denn überhaupt sicher, daß das hier Tocos Kamera und Tocos Film ist? Kann nicht auch ein Tourist hier hinaufgeklettert sein und…«
    »Der würde selbst eine beschädigte Kamera nicht hier liegenlassen«, widersprach Ted. »Die Leute, die Toco verschleppt und wahrscheinlich getötet haben, haben sich für die Technik nicht interessiert und auch übersehen, daß Toco diesen Film entweder verloren oder absichtlich weggeworfen hat, um eine Spur zu hinterlassen… Komm, sonst müssen wir gleich im Dunkeln nach unten klettern…«
    In der Tat sank die Sonne immer tiefer. Innerhalb weniger Minuten wurde es dunkel. Aber sie schafften es gerade noch, mit dem letzten Dämmerlicht unten anzukommen und den Wagen zu erreichen. Bevor sie einstiegen, überprüfte Ted ihn. An diesem seltsamen Ort hielt er eine ganze Menge für möglich; auch, daß jemand das Fahrzeug manipuliert hatte, während sie sich oben im Felsen befanden und mit anderen Dingen beschäftigt waren.
    Und vielleicht waren jene, die Menschen opferten, auch unsichtbar und hinterließen deshalb keine Spuren…
    Er ahnte nicht, daß er damit der Wahrheit schon relativ nahe kam. Aber sie war noch viel komplizierter…
    ***
    Zwei Stunden später sah er, wie sich auf dem in der Entwicklungsflüssigkeit liegenden Fotopapier erste Konturen abzeichneten.
    Auch in Hongkong, der Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten, hatte der Reporter Ted Ewigk eine Nase dafür, fast blindlings ein privates Fotolabor zu finden, dessen Ausrüstung seinen Ansprüchen genügte und dessen Besitzer, ein Hobby-Fotograf, gegen ein paar große Geldscheine nichts dagegen hatte, seine Dunkelkammer dem Ausländer zeitweise zur Verfügung zu stellen. Daß Ted den Film hier zwar entwickeln, aber nur Schwarzweiß-Abzüge anfertigen konnte, spielte keine Rolle. Farbbilder wären ihm zwar lieber gewesen, aber auch die Schwarzweißabzüge waren brillant genug.
    Ted vergrößerte sofort bis zum 20-mal-30-Format. Größeres Fotopapier hatte der Chinese nicht, und bedenkenlos schöpfte Ted von dem Vorrat ab, weil der Besitzer von dem erhaltenen Geld mindestens die zwanzigfache Menge wieder beschaffen konnte.
    Das, was vorrätig war, reichte gerade aus, Teds Bedarf an Vergrößerungen so eben zu decken. Danach war die Packung leer. Aber auf den großen Bildern ließ sich eine Menge erkennen.
    Ted Ewigk glaubte seinen Augen nicht zu trauen.
    Er wartete den Entwicklungsvorgang bis zum Ende ab, zog die Fotos kurz durch die Stopper-Flüssigkeit und hängte sie zum Trocknen vor das kleine Heizgerät. Ungeduldig wartete er ab und verließ dann mit den einigermaßen trockenen Bildern, die jetzt nicht mehr durch Fingerabdrücke beschädigt werden konnten, die kleine Dunkelkammer.
    In einem Restaurant, an einem Ecktisch im Hintergrund, sahen Ted und Lo Yina sich die Bilder dann ganz genau an. Ted war nicht sicher, was die Stewardeß erwartet hatte. Aber das hier war es sicher nicht gewesen.
    Die Zeremonie hatte im Morgengrauen stattgefunden; die Lage der Schatten bewies den Sonnenstand und damit die Uhrzeit. Mit einem hochempfindlichen Film hatte der Fotograf alles aufgenommen. Sein Super-Teleobjektiv war erstklassig gewesen, und Ted hätte demjenigen, der dieses kostbare Präzisionsinstrument einfach gegen den Felsen geschmettert hatte, am liebsten einen kräftigen Tritt mit spitzem Schuhwerk in den anatomischen Südpol verpaßt. Menschen, die Kameras leichtfertig zerstörten, waren für den Reporter schlimmer als die schlimmsten Barbaren.
    Ted erkannte die Ebene kam wieder. Er sah eine Statue auf einem grauen Sockel, er sah die Männer in den dunklen Kutten, und er sah, wie sie ihr Opfer heranschleppten. Das Bild war ihm in der Dunkelkammer schon aufgefallen, und mit dem letzten Bogen Fotopapier hatte er eine extreme Ausschnittsvergrößerung angefertigt, die den Kopf des Opfers im Detail zeigte. Zwar nur schräg von hinten, aber Ted glaubte das Profil dennoch zu erkennen.
    Träumte er?
    War das nicht Luigi Toco selbst? Aber wer hatte ihn dann fotografiert, wie er nackt zur Statue geschleppt wurde?
    Das nächste Bild zeigte den »Allessehenden Drachen«, dieses Monster, das so unwirklich aussah, weil es den stilisierten Drachenzeichnungen der Chinesen so ähnlich sah. Das Ungeheuer machte sich über den bereits erdolchten Mann her und verschlang ihn.
    Das also war Tocos

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