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0426 - Tod im Alligator-Sumpf

0426 - Tod im Alligator-Sumpf

Titel: 0426 - Tod im Alligator-Sumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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konnten sie auch nicht auf die Idee kommen, ihnen einen Besuch abzustatten und damit ungewollt eine Spur zu hinterlassen, welche die Höllenmächte fanden. Julian war noch zu gefährdet! Seine Sicherheit ging über alles andere.
    »Raus aus der Mausefalle!« stieß Tendyke hervor, war schon am Fenster und riß es auf. »Schnell! Uschi und das Kind auch! Du nimmst Julian, ich kümmere mich um deine Schwester!«
    Die altmodische Metallgalerie. Die Feuerleiter. Monica folgte ihm ohne Zögern. Sie vertraute seiner Intuition, und die Angst vor dem herannahenden Feind, der die magische Abschirmung so mühelos durchdrungen hatte, trieb sie zusätzlich an.
    Julian, in Decken eingehüllt und von Uschi aus dem Fenster gereicht, seinen Schlaf keine Sekunde lang unterbrechend. Monica übernahm es und stürmte schon auf die Feuerleiter zu. Tendyke half Uschi, die von der erst ein paar Tage zurückliegenden Geburt noch geschwächt war. Er nahm sie auf die Arme und flüchtete so mit ihr.
    Sie waren gerade ein Stockwerk tiefer, als über ihnen das Inferno ausbrach und die Fenster zerschmolzen. Eine Stichflamme, unglaublich grell und alles ausleuchtend, stieß aus beiden Fenstern gleichzeitig ins Freie und erlosch dann wieder. Aber kein Lärm ertönte, kein Krachen einer Explosion oder Brausen von Flammen, und auch Hitzewellen waren nicht zu spüren.
    Als andere Menschen sich um das Inferno kümmerten, das nur nackte, rußgesch wärz te Wän de zurü ckli eß, waren die vier schon wie Schatten in der Dämmerung verschwunden, und niemand achtete mehr auf sie. Sie hatten ein Ziel, das nur sie kannten und niemand sonst. Dort konnten sie sich versteckt halten, bis die Zeit reif war. Bis dahin war es besser, wenn man sie für tot hielt, denn Tote sucht keiner.
    Erinnerungen verblaßten.
    »Wir können nicht fünfzehn Jahre oder mehr in dieser Einsamkeit zubringen«, sagte das blonde Mädchen, das sich neben Tendyke ans Kaminfeuer setzte. »Das halten wir nicht aus. Du nicht, ich nicht, Uschi nicht und Julian erst recht nicht.«
    Tendyke sah sie an.
    »Julian wird zur Schule gehen müssen«, sagte Monica Peters. »Wie willst du das anstellen? Du kannst ihn nicht ewig isolieren. Oder willst du ihn als eine Art Tarzan in der Wildnis aufwachsen lassen? Das kannst du nicht verantworten, und Uschi und ich werden es auch verhindern.«
    Er lächelte.
    »Außerdem ist es unfair unseren Freunden gegenüber. Wenigstens Zamorra hätte es erfahren müssen.«
    Tendyke, der Abenteurer, schüttelte den Kopf. »Willst du, daß wir immer wieder vor magischen Bomben wie dieser flüchten müssen? Willst du das Kind immer wieder in Todesgefahr sehen? Nein. Wir werden hier verweilen, bis niemand mehr Julian aufhalten kann.«
    »Aber was ist an diesem Kind, daß es so gefährdet ist wie kein anderes vor ihm ?«
    Tendyke zuckte mit den Schultern. »Das Erbe seiner Vorfahren«, sagte er. »Eine lange Kette, die hier ihren Endpunkt findet. Stirbt das Kind, stirbt ein Teil der Zukunft. Mehr kann und darf ich dir nicht sagen.«
    »Manchmal bist du mit deiner Geheimniskrämerei unerträglich«, stieß Monica verärgert hervor. »Warum vertraust du nicht einmal uns beiden, die du liebst? Ist dir nicht klar, daß Uschi und ich mit unseren telepathischen Fähigkeiten erzwingen könnten, daß du dein Wissen preisgibst?«
    »Ihr werdet es nicht tun. Ich weiß es, denn ich kenne euch. Ich vertraue euch. Aber gerade deshalb bin ich zum Schweigen verpflichtet, Moni.«
    Sie verzog das Gesicht und schob sich eine lange blonde Strähne aus der Stirn. »Und wovon werden wir leben, wenn die Vorräte erschöpft sind? Von Beeren und Kräutern? Als Jäger und Sammler in einer Wildnis, die auch immer kleiner wird von Jahr zu Jahr?«
    »Unsere Vorräte in dieser Hütte reichen so lange, wie wir hier sind. Glaube es mir.«
    »Und die Firma? Tendyke Industries?«
    »Wird nach wie vor von Leuten meines Vertrauens verwaltet. Ich habe mich auch früher kaum um sie gekümmert.«
    »Aber du giltst als tot! Glaubst du im Ernst, du könntest noch Ansprüche stellen, wenn du nach zwanzig, fünfzehn oder meinetwegen auch nur zehn Jahren wieder auftauchst? Man wird dich auslachen und als Schwindler einsperren. Ich verstehe dich nicht, Rob. Denkst du überhaupt nicht nach?«
    »Doch«, widersprach er. Er erhob sich, ging zur Tür, und mit seinem Gehen zwang er das telepathische Mädchen, ihm zu folgen. Er deutete hinaus auf die Lichtung, wo Uschi mit ihrem Kind spielte, im glänzenden

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