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0426 - Tod im Alligator-Sumpf

0426 - Tod im Alligator-Sumpf

Titel: 0426 - Tod im Alligator-Sumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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seinen Armen um und lächelte ihn spitzbübisch an. »Wir haben etwas nachzuholen, woran wir gehindert wurden.«
    »Hast du nichts anderes im Kopf?« fragte er schmunzelnd.
    Sie lachte hell, und in ihren braunen Augen funkelten wieder die winzigen goldenen Tüpfchen. »Was glaubst du, warum ich mich noch nicht wieder zum Abendessen angezogen habe?« fragte sie.
    Sein Handtuch flatterte über das Balkongeländer in die Tiefe, und langsam schob Nicole ihn vor sich her ins Zimmer zurück.
    ***
    Sid Amos war nach Caermardhin zurückgekehrt. Es wurde Zeit, er konnte förmlich spüren, wie jedes Atom, jedes Molekül der unsichtbaren Burg nach ihm rief. Doch noch stellte er alle seine Pflichten für eine Weile zurück. Er mußte allein sein.
    Er erinnerte sich an den gelenkten Absturz des Flugzeuges auf Cascal, den Schatten. Danach hatte er auch in Vassagos Spiegel keine Impulse mehr wahrgenommen.
    Er versuchte es noch einmal, doch es gab kein Lebenszeichen mehr von Yves Cascal. Weder die Möglichkeiten Caermardhins und die ›Fingerschau‹ Sid Amos’ noch der Einsatz der Amulette zeigte etwas.
    Sid Amos konnte sicher sein, daß er den Mord in Florida gerächt hatte. Aber das brachte Tendyke und Julian nicht wieder ins Leben zurück.
    »Irgendwie ist alles, was ich tue, sinnlos geworden«, murmelte Sid Amos. »Warum tue ich also überhaupt noch etwas?«
    Die Antwort konnte er sich selbst geben: »Weil ich der bin, der ich immer war.«
    In seinen privaten Gemächern fand er eine schimmernde Kugel, die früher nie dort gelegen hatte. Verwundert betrachtete er sie. Wie war diese Kugel dorthin gekommen? Zur Zeit befand sich außer ihm niemand in Caermardhin; die unsichtbare Burg auf einem Berggipfel in Wales war leer! Denn nicht einmal Merlin befand sich mehr hier; seine Schlafkammer, in der er für eine nicht vorhersehbare Zeit seine Kräfte erneuerte, befand sich in einer Dimensionsfalte außerhalb dieser Welt, in der andere Gesetzmäßigkeiten von Raum und Zeit galten.
    Sid Amos streckte die linke Hand nach der Kugel aus und berührte ihre Oberfläche.
    Plötzlich sah er im Innern der Kugel Merlins Gesicht. Weißhaarig, alt und doch von ewiger Jugend beherrscht. Aber dieses Gesicht wirkte bedrückt.
    »Es war nicht gut, was du tatest, dunkler Bruder. Bedenke deinen Weg«, vernahm er überrascht Merlins Worte in seinem Kopf. Das Bild in der Kugel erlosch, die Kugel zersprang, und ihre Scherben lösten sich in Rauch auf, der verflog. Es war gerade so, als sei es nur eine Halluzination gewesen.
    »Du schläfst, Merlin«, murmelte Sid Amos erstaunt. »Wieso kannst du also davon wissen? Denn wärest du wach, hättest du es mir persönlich gesagt und nicht über diese Aufzeichnung.«
    Aber war Merlin, der Magier von Avalon, nicht schon immer voller Rätsel gewesen?
    Es war nicht gut, was du tatest, dunkler Bruder. War das nicht der endgültige Beweis für Ombres Tod?
    Sid Amos lehnte sich in einem Sessel zurück. Er stellte alle Versuche ein, noch einmal nach Yves Cascal zu tasten.
    Nur um wenige Minuten zu früh…
    ***
    Zwischenspiel
    Eine Hütte in der Einsamkeit, deren Standort niemand kannte - außer jenen, die sie bewohnten. Irgendwo auf der Welt, unauffindbar und abgeschirmt. So abgeschirmt, daß nicht einmal Merlin mit seinen überragenden magischen Einrichtungen im Saal des Wissens diese vier Menschen hätte entdecken können.
    Erinnerungen eines Mannes, der viele Leben gelebt hatte und viele Tode gestorben war, um über Avalon immer wieder zurückzukehren ins Leben. Doch diesmal galt er für tot, obgleich er nicht nach Avalon hatte gehen müssen. Diesmal nicht. Er nicht und nicht die anderen.
    Damals…
    Uschi Peters, die im Nebenzimmer der City-Hospital-Etage in Florida aus dem Schlaf geschreckt sein mußte. »Ein Feind kommt, Rob«, stieß sie in jähem Erschrecken hervor. »Einer, der die Abschirmung durchbrochen hat… er ist gleich hier…«
    Im gleichen Moment handelte der Mann, der seine Erinnerung jetzt wieder minutiös abrief. Seinen Plan hatte er in Gedanken schon früher durchgespielt, aber nie geglaubt, daß er ihn so überraschend früh würde durchführen müssen.
    Flüchten! Zu einem Ort verschwinden, von dem nicht einmal die engsten Freunde etwas wußten. Denn das City-Hospital war trotz der magischen Abschirmungen ebensowenig sicher wie Tendykes Home, Zamorras Château Montagne oder Merlins Caermardhin. Aber wenn selbst Freunde wie Zamorra oder Gryf nicht wußten, wo die Gesuchten sich aufhielten,

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